2123 - Wahnzeit
sehen konnte.
„Du kannst doch nicht glauben, einen Prinzenkrieger so plump überlisten zu können, Weib!", herrschte er seine Frau böse in der Sprache der Ehre an. „Meine Sinne sind immer wach, ebenso wie mein Verstand."
Sihame hatte versagt. Sie hatte gegen diesen auf Kampf trainierten Mann versagen müssen. Aber die Sache, ihre heilige Pflicht, war ihr den Versuch wert gewesen. Sie empfand nur tiefe Trauer und Mitleid mit diesem Fremden, der einst ihr liebender Gemahl gewesen war. Sie sagte nichts, es gab nichts zu sagen, weil keines ihrer Worte Soners Herz erreicht hätte.
Sie raffte sich halb auf und senkte den Kopf. Bereit, den tödlichen Schwertstreich zu empfangen.
Doch dieser kam nicht. Sie hörte Soner schwer atmen und irgendwelche Bewegungen vollführen. Und dann das Geräusch klirrenden Metalls. Die beiden Schwerter fielen innerhalb ihres Gesichtskreises zu Boden.
Sihame hob den Kopf und sah Soner ins Gesicht. Es war von Schmerz gezeichnet.
Er griff ihr brutal unter das Gewand und bekam ihre krijathaga zu fassen. Sihame erwartete ergeben, dass er ihr ihre Seele vom Leib reißen und anschließend zerstören würde. Dessen hielt sie ihn für fähig, nach allem, was er bereits angerichtet hatte.
Aber er tat es nicht, ließ sie stattdessen wieder los.
Täuschte sie sich oder las sie in den verzerrten Gesichtszügen auf einmal so etwas wie Zuneigung ...?
Eine Zuneigung, die von Schmerz gezeichnet war? Es war wohl keine Täuschung, denn allein die Tatsache, dass er es nicht über sich gebracht hatte, sie zu töten, bewies, dass so etwas wie ein Rest von Liebe für sie in ihm vorhanden war.
„Wachen!", rief Soner, und ließ sie abführen und unter Arrest stellen.
*
Tage nach Sihames misslungenem Rettungsversuch erfuhr sie, dass Soner mit seiner kompletten Flotte mit unbekanntem Ziel aus dem Ka-System geflogen war. Und bald darauf fand sie auf dem Kästchen neben ihrer kargen Schlafstätte wiederum einen Speicherkristall vor.
Kaum dass sie ihn aktiviert hatte, sprang ihr die Holografie einer schönen Frau mit braunem Haar entgegen, das sie im Nacken zu einem Zopf gebunden hatte. Sihame stieß einen erschrockenen Laut aus, denn sie erkannte auf Anhieb die Zofe, die ihr nur kurz gedient hatte. Dies war nun die Bestätigung ihres Versachts, dass diese Zofe ihr den Speicherkristall untergeschoben hatte.
Die schöne Fremde mit den etwas zu strengen Gesichtszügen, die selbst ihr Lächeln wie aus Eis gefroren wirken ließen, sagte mit spöttischer, emotionsloser Stimme: „Mein Name ist Minda, und ich bin die rechtmäßige Braut von Prinzenkrieger Soner. Denn er hat sich mir schon in jungen Jahren versprochen. Aber dann musstest du ihm über den Weg laufen, Sihame, und alles kaputtmachen. Nun ist wieder alles im Lot. Du hast den verdienten Stellenwert erhalten, und Soner gehört wieder mir. Der Prinzenkrieger ist jetzt mein Geliebter, ich seine einzige Liebe. Vielleicht denkt er, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber bei mir ist das nicht der Fall. Soner weiß es noch nicht, aber ich bin gleichzeitig sein größter Feind!"
Damit war die Botschaft zu Ende. Sihame erfasste nur allmählich, dass sich ihr Gemahl in größter Gefahr befand.
Sie rief die Wachen und übergab ihnen den Speicherkristall als Beweis dafür, dass Prinzenkrieger Soner sich in einer schlimmen Lage befand.
Doch die, Fachkräfte, die den Speicherkristall genauestens untersuchten, stellten fest, dass er leer war. Sihame konnte sich das nur so erklären, dass der Speicherkristall nach einmaligem Abspielen der Botschaft diese selbständig gelöscht hatte.
Und Sihames Wort glaubte niemand. Sie war schließlich eine Verstoßene.
10.
Konzert mit schweren Geschützen Minda tauchte just in dem Moment auf, in dem Soner einen Tiefpunkt erreicht hatte.
Sie bat unter einem anderen Namen, den Soner sich nicht merkte, um eine Audienz. Aber als sie ihm dann gegenüberstand, erkannte er sie sofort. Sie sah dem lebenslustigen und kampffreudigen Mädchen, als das er sie kennen gelernt hatte, immer noch ähnlich.
Aber das Leben hatte ihre Gesichtszüge verhärtet; tiefe Kerben zogen ihre Mundwinkel nach unten.
Soner konnte sich nicht vorstellen, dass sie noch lächeln konnte. Aber als sie es tat, wirkte es maskenhaft. Minda hatte nichts mehr von Unbekümmertheit und Ursprünglichkeit an sich „Was willst du hier?", fragte Soner abweisend.
„Ich dachte, dass du in dieser schweren Zeit einen Freund brauchen könntest",
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