2123 - Wahnzeit
eine Ehre, dass du uns auf unserem letzten Weg begleitest", meldete sich Asccillo. Die Stimme war trotz der statischen Störungen gut zu verstehen. „Wir sind verloren, und ich ziehe die Konsequenzen. Ich habe meinen Mishim bereits ans Herz angesetzt und werde meine Seele befreien. Du wirst ihr dereinst im Ewigen Jenseits begegnen."
„Setz den Mishim ab!", sagte Soner in scharfem Befehlston. „Es gibt eine geringe Chance auf Rettung für euch!"
Soner spürte die verwunderten Blicke von General Turante auf sich.
„Warum gibst du mir in dieser schwersten Stunde meines Lebens falsche Hoffnung, mein Prinzenkrieger?", ließ sich Asccillo vernehmen.
„Gib mir deine genaue Position durch!", verlangte Soner vom Kommandanten der ALAUDO, ohne auf dessen Vorwurf einzugehen. „Wie hoch ist eure Geschwindigkeit? Wie ist der Anflugwinkel an den Ereignishorizont?"
„Was spielt das jetzt noch für eine Rolle ...?"
„Ich erwarte, dass du meinem Befehl gehorchst!"
Der Funkkontakt wurde unterbrochen. Eine ganze Weile herrschte Stille. Soner hielt den Atem an.
Dann waren wieder die statischen Störungen zu hören, und gleich darauf meldete sich Asccillo. Er gab die von Soner gewünschten Daten durch.
Der Prinzenkrieger ließ den Bordrechner rasch arbeiten, dann setzte er sich mit Asccillo in Verbindung. „Hör mir jetzt gut zu", sagte er mit eindringlicher Stimme. „Du musst jetzt augenblicklich das tun, was ich von dir verlange, wie unsinnig es auch klingen mag. Aber nur so habt ihr eine Chance."
„Ich gehorche", sagte Asccillo ergeben.
„Die ALAUDO muss den Kurs ändern und in einen flacheren Winkel zum Ereignishorizont gehen.
Zehn Grad wären optimal, aber fünfzehn könnten ebenfalls ausreichend sein. Da ihr gegen die auf euch wirkenden Gravitationskräfte nicht ankommt, müsst ihr euch ihnen beugen und eure Fahrt noch beschleunigen! Hast du verstanden, Asccillo?"
„Ja, ich habe verstanden, aber nicht begriffen."
„Egal, vertraue mir einfach! Beschleunige die ALAUDO mit Höchstwerten! Je näher ihr beim Tangieren des Ereignishorizonts der Lichtgeschwindigkeit seid, desto besser. Und jetzt gehorche!"
Die Verbindung wurde unterbrochen, ohne dass Soner eine Bestätigung von Kommandant Asccillo bekommen hatte. In der Kommandozentrale der KIJAKAN herrschte gespannte Stille. Soner gab General Turante durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er zur Position der anderen Schlachtschiffe zurückkehren konnte.
Soner glaubte die Gedanken des Kommandanten der KIJAKAN zu kennen. Dieser war sicher der Meinung, dass der Prinzenkrieger der Mannschaft der ALAUDO zu einem rascheren Ende verhelfen hatte.
Es herrschte Schweigen, auch danach. Die Zeit verging so langsam, als wolle sie sich dehnen, um Soners quälende Spannung zu verlängern.
Und dann die erlösende Meldung! „Haben Ortung!"
„Es ist die ALAUDO!", rief der Orter. „Sie schießt förmlich mit Lichtgeschwindigkeit aus der Akkretionsscheibe!"
Prinzenkrieger Soner atmete auf und lächelte mit geschlossenen Augen. Ich danke dir, Parkiru, sandte er seine Gedanken ins Ewige Jenseits, wohin er den Freund eigenhändig befördert hatte; Wenn Prinz Soner schon immer als technisch hoch begabt gegolten hatte, war es Parkiru noch viel mehr auf physikalischem und hyperphysikalischem Gebiet gewesen. Parkiru hatte ihn eines Tages mit der Theorie eines namenlosen Physikers konfrontiert, der behauptete, dass man sich die Kräfte eines Schwarzen Loches zunutze machen konnte, um seinem Bann zu entrinnen. Man brauchte bloß in einem möglichst flachen Winkel in dessen Ereignishorizont einzutauchen, um von ihm abgestoßen zu werden und ihm so entrinnen zu können.
Parkiru und Soner hatten diese Aussagen damals unzählige Male durchgerechnet und theoretisch bestätigt. Nur hatten sie keine Möglichkeit gehabt, sie in der Praxis zu erproben. Jetzt hatte der Prinzenkrieger die Chance gehabt und wahrgenommen.
Soner öffnete die Augen und sah Turantes bewundernde Blicke auf sich ruhen. „Wie hast du es geschafft, das Unmögliche wahr zu machen, mein Prinzenkrieger?", fragte er ehrfurchtsvoll.
„Es war im Prinzip eigentlich ganz simpel", sagte Prinzenkrieger Soner bescheiden. „Wenn ich es dir an einem einfachen Beispiel erläutern darf. Nimm einen flachen Stein - dem Diskus eines pfauchonischen Schlachtschiffes ähnlich - und schleudere ihn in möglichst flachem Winkel über die Oberfläche eines Gewässers. Der Stein wird nicht versinken, sondern von der Wasserfläche
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