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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Paris 1969
     
      Was er weit unter sich durch das kleine runde Flugzeugfenster liegen sah war Paris. Vor fast dreißig Jahren hatte er es in einem Viehwaggon verlassen. Nun kehrte er als Erster- Klasse- Passagier zurück. Das Leben war verrückt.
      Er hatte nie aufgehört sich nach Paris zurückzusehnen. Manchmal war es mehr als nur Sehnsucht gewesen. Manchmal hatte er sich, statt nur einer Rückkehr, eine Heimkehr ausgemalt.
    Die kratzige Stimme aus dem Lautsprecher forderte die Passagiere dazu auf sich anzuschnallen. Wajda tat es.
      Auch wenn das Paris der Dreißiger Jahre tot war: Tote hinterließen Spuren. Irgendetwas musste aus den alten Zeiten zu finden sein, wenn man nur lange genug danach suchte. Während sich das Flugzeug in einer eleganten Kurve der Landebahn näherte, fragte er sich, ob es sich wirklich lohnen würde.
      Ein freundliches Lächeln des Mannes vom Zoll.
    „ Willkommen in Paris, Professor.“
      In der Abfertigungshalle wartete ein Fahrer auf ihn. Sobald er  in den Fonds des schweren dunklen Wagens glitt, ließen die Zweifel nach.  Was zählte war hier zu sein. Was zählte war den Geruch der Stadt in sich einzusaugen. Was zählte waren die Häuser und Bäume, Leute und Wagen auf den Straßen. Was zählte war Paris und diese Ahnung von Freiheit, die ihn überkommen hatte, sobald er aus dem Flugzeugfenster Orly unter sich liegen sah. Was zählte war das unausgesprochene Versprechen, das  hinter dieser Ahnung von Freiheit  verborgen lag. 
    Dann das Hotel: groß, elegant und teuer. An sich vielleicht eine Spur zu teuer für einen kleinen polnischen Chirurgen.
    „ Professor Wajda?“, erkundigte sich der Concierge. Wajda nickte und kramte seinen Pass hervor.
    „ Willkommen in Paris“.    
      Eine junge Frau reichte ihm die Zimmerschlüssel.
    „ Vergessen Sie nicht Professor – den Empfang heute Abend!“
    Ein Hotelboy begleitete ihn nach oben. Das Zimmer entsprach seinen Erwartungen: was die Einrichtung anging, vielleicht ein wenig angestaubt, ansonsten aber gepflegt,  poliert,  sauber und dabei zweckmäßig.
      Zuallererst einmal eine Dusche. Er reichte dem Boy ein paar Münzen, schloss hinter ihm
    die Tür, lockerte den Schlips und trat aus den Schuhen.
      Doch nachdem er zwanzig Minuten später zwei Eiswürfel aus dem kleinen Kühlschrank in ein Glas fallen ließ, das er gleich drauf mit einem mehr als nur doppelten Scotch füllte, kehrten die Zweifel zurück. Vielleicht, würde die Verlockung zu stark werden. Vielleicht hätte er besser den Rest seines Lebens zu Hause in der Klinik nur von Paris träumen sollen, anstatt es jetzt hier durch dieses Fenster unter sich liegen zu sehen. Und mit den Zweifeln kamen die Erinnerungen. Nichts, das er dagegen hätte tun können. In Warschau sowenig wie  in Paris.
    Manche Leute waren allein. Manchen Leuten machte es nicht einmal etwas aus, allein zu sein. Und manche Leute hatten allen Grund ihren Erinnerungen zu misstrauen. Trotz allem: Wladislaus Wajda gehörte nicht dazu. Selbst, wenn seine Erinnerungen so zahlreich und widersprüchlich waren, dass sie  für mehr als nur ein Leben ausgereicht hätten.
    Er stellte das leere Glas auf den Tisch, warf einen letzten Blick aus dem Fenster auf die Stadt und  beschloss einen Mantel kaufen zu gehen.
    „ Ein Taxi, Monsieur?“, fragte der Concierge. Wajda schüttelte den Kopf, trat durch die gläserne Drehtür nach draußen auf die Straße.
    Fast war er sicher mit dieser Reise die richtige Entscheidung getroffen zu haben.  Meinte er  doch noch Kraft  zu haben alles hinter zu lassen, um ein letztes Mal von vorn anfangen zu können.
    Fast fühlte er sich wieder jung.
     
    * * *
     
    In einem Kaufhaus beim Montparnasse, dessen vulgäre Buntheit ihn leise abstieß, kaufte er  einen neuen hellen Trenchcoat, den er sogleich über den Warschauer Anzug streifte.
      Er trat auf die Straße zurück, ließ sich treiben  und  landete schließlich in einem Bistro. Er warf einen Blick in den Spiegel hinter der Theke, wobei er mit gewisser Befriedigung feststellte, dass so ganz und gar nichts Besonderes an jenem alternden Mann mit dem hellen Mantel den dunklen Haaren und blassblauen Augen war. Unter den Männern und Frauen aus den umliegenden Geschäften und Büros, die das Bistro nach und nach füllten, wäre sicher  keiner auf die Idee gekommen, in ihm einen Ausländer zu vermuten. Er warf einen Blick auf die goldene Schweizer Uhr, die er sich zum Sechzigsten selbst geschenkt hatte. Immer

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