2131 - Der Schwarmer
und reduzierte die Geschwindigkeit. Ein wenig mulmig wurde ihm schon, nicht nur, weil ihm die Vorsicht zur Genüge eingetrichtert worden war. Dies hier war nicht unbedingt ein geeigneter Platz für eine Auseinandersetzung. Aber Vaikiri hatte den Ort gewählt, und Cheplin würde jetzt nicht zurückstecken. Es musste ein für alle Mal geklärt werden.
In langsamem Tempo schlich er zwischen den Wolken hindurch, manchmal gefährlich nahe der Anziehungskraft des Schwerkraftkerns, doch sein hervorragender Sinn ließ ihn auch jetzt nicht im Stich. Er versuchte Vaikiri anzupeilen, doch inmitten dieser Extremzone wurde nur ein chaotisches Durcheinander angezeigt. Er musste sich auf die Taktik seiner Urahnen besinnen, auf das Anschleichen und Lauern im offenen Ozean. Die Aarus waren damals gefährliche Jäger gewesen, selbst wenn sie allein unterwegs waren.
Der Schlitten war ihm nicht mehr von Nutzen, er behinderte ihn eher. Cheplin ließ ihn einfach „stehen", aktivierte den Portensor und flog weiter. Da ist er! Cheplin hatte hinter sich kurzzeitig eine Bewegung gesehen, gerade um eine Wolke herum. Er drehte um und tauchte gleichzeitig ab, zwischen zwei anderen Wolken hindurch, denn möglicherweise hatte Vaikiri ihn zuerst gesehen und ging schon zum Angriff über.
Cheplin bremste gerade noch rechtzeitig ab, als er Vaikiri mit seinem Schlitten etwas unterhalb vorüberziehen sah. Mit seinem Ortungssinn orientierte er sich kurz, dann startete er und stürzte sich auf den Gegner hinab. Mit einem kräftigen Stoß schleuderte er ihn von dem Schlitten fort. Vaikiri stieß einen Schrei aus und taumelte durch die Schwerelosigkeit, bis er seinen Portensor aktiviert und sich gefangen hatte. Der führerlose Schlitten beschleunigte und verließ die gefährliche Zone. „Du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass du Schwarmer wirst!", rief Vaikiri. „Die Familien benutzen dich genauso, wie ich dich immer benutzt habe!"
„Du täuschst dich gewaltig, denn du hast nie bemerkt, dass ich sie in all den Jahren nach und nach auf meine Seite gezogen habe. Ich bin sehr behutsam vorgegangen und habe geduldig auf meine Stunde der Rache gewartet. Erinnerst du dich noch? Und nun ist es vorbei. Gib auf, Vaikiri!"
„Aufgeben, ich? Du bist verrückt! Niemals werde ich aufgeben, und du wirst niemals Schwarmer! Ich werde dich töten, verstehst du? Ich habe keine Hemmungen mehr! Und dann nehme ich Susa, und sie wird ..."
„Mach dich nicht lächerlich!"Cheplin folgte Vaikiri vorsichtig, als dieser um eine Wolke herumflog und aus seiner Sicht verschwand. „Susa hat mir erzählt, was passiert ist! Das ist die gerechte Strafe für einen Laichmörder wie dich!"
„Nein!", erklang Vaikiris Stimme von der anderen Seite.
Cheplin fuhr herum, aber er konnte ihn nicht entdecken. „Ich bin gesund! Ich werde es dir beweisen... noch bevor ich dich töte! Meine Kinder werden die alleinigen Herrscher des Wurms sein, ich werde eine neue Genetische Familie gründen, die die absolute Macht innehat! Eine neue Blutlinie, mit Susa als Stammmutter, und du, Luna Bastard, wirst verdorren und austrocknen wie eine Pfütze in der Wüste!"
Cheplin flog zwischen zwei riesigen Depots hindurch. Vaikiris hasserfüllte Stimme hallte bald von hier, bald von dort. Er steuerte eine kleinere Formation an, als sein Todfeind ihn von unten attackierte. Sie prallten zusammen, verklammerten sich ineinander, schoben den Mund vor und versuchten sich gegenseitig mit den dreizackigen Zähnen in den Hals zu beißen. Ein einziger Biss genügte für eine tödliche Wunde. Das Ringen ging hin und her; Cheplin war stärker, Vaikiri aber zäher und wendiger. Vaikiri landete auch den ersten Treffer; Cheplin konnte gerade noch den Arm hochreißen, als sich die scharfen Zähne darin vergruben und eine tiefe Wunde rissen.
Cheplin brüllte vor Schmerz auf und schleuderte Vaikiri von sich. Das aus der Wunde tropfende Blut formierte sich sofort zu roten Kugeln, die sacht durch die Atmosphäre schwebten. Vaikiri schnarrte voller Hohn. „Nun zieh deine Spur hinter dir her, dann bist du endlich ein Markierter!" Anstatt jedoch ein weiteres Mal anzugreifen, beschleunigte er plötzlich und schoss davon. Cheplin nahm erneut die Verfolgung auf, eine rote Blutspur wie eine Perlenkette hinter sich herziehend. Aber er war jetzt auf Vaikiris Spur, er würde ihn nicht mehr verlieren - und er war in dieser Disziplin nun einmal besser.
Vaikiri setzte alles auf eine Karte. Er beschleunigte immer weiter. Cheplin hielt
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