2133 - Das Gericht der Prinzenkrieger
lassen, war er für diese Art Ausstrahlung sensibilisiert. Der Fremde - ein Prophet aus der Ferne? Nein, das konnte nicht sein. „Komm näher, Atlan!" Er winkte dem Silberhaarigen und schloss die Augen. Ohne den optischen Eindruck empfand er die Aura des Fremden intensiver. Sie unterschied sich von der aller pfauchonischen Propheten - sie war mächtiger, eindringlicher. Einen Atemzug lang glaubte er, sie könne seinen Verstand überfluten. Er riss die Augen auf, starrte auf die Stufen seines Throns. „Noch näher!", krächzte er. Kuni Maghate blieb stehen. Der Assassine wagte nicht, den gebührenden Vier-Schritte-Abstand zum Thron zu verkürzen.
Drei Schritte vor den Stufen blieb der Fremde erneut stehen. Dem Prinzenkrieger genügte es nicht. Er ging bis an die Grenzen aller möglichen Konventionen und forderte Atlan auf, bis unmittelbar an die Stufen des Throns vorzutreten. Das durften nach dem Ehrenkodex der Pfauchonen sonst nur Gleichrangige, also Prinzenkrieger, Herren über eine Ukkhar. Ein Gedanke durchzuckte Sabal. Aus uralten Quellen kannte er die Beschreibung solcher Auren und ihre Wirkung. In seinem bisherigen Leben hatte er sie für Legenden gehalten, allenfalls für wahre Begebenheiten aus grauer Vorzeit. Jetzt sah es danach aus, als werde ihm eine seltene Gunst zuteil. „Dies ist eine historische Stunde für die Ukkhar-Kmi", fuhr er fort. „Ich heiße dich willkommen."
Fast mechanisch erhob er sich, innerlich zerrissen von der Gewohnheit üblicher Konventionen und der Euphorie, die ihn durchströmte. Langsam und feierlich schritt Sabal die Stufen des Throns hinab. Auf der untersten zögerte er kurz, ehe er entschlossen den letzten Schritt ausführte. Er stand jetzt auf dem Boden wie sein Gast, der ihn deutlich überragte. Ein letzter Funke Misstrauen glomm in dem Prinzenkrieger auf. Wenn der andere ihn jetzt angriff, erwies sich das prunkvolle Gewand als hinderlich. Dennoch traute sich der Herr des Morgens zu, den Fremden zu besiegen. Zumindest, solange der Assassine nicht für Atlan Partei ergriff. Sabal ließ die Aura auf sich wirken. Je länger sie auf ihn einströmte, desto sicherer war er, worum es sich handelte. Die Aura eines Ritters der Tiefe ... War das überhaupt möglich?
Noch war es Zeit, nach Zabar-Ardaran zu fliegen. Sobald fünf der neun Pangalaktischen Statistiker ihre Audienz hielten, konnte er einen von ihnen befragen. Die Götter kannten die Antwort, davon war der Herr des Morgens überzeugt. Derzeit sah es allerdings danach aus, als würde die Audienz dieses Mal ohne Publikum stattfinden. Über die Reaktion von Seiten der Wesen aus ihren Türmen konnte er nur spekulieren. Eine Möglichkeit war, dass sie von da an nie mehr eine Audienz gewähren würden oder nur in größeren Abständen. „Ich danke dir, dass du mich empfängst", sagte der Fremde in diesem Augenblick. „Ich entbiete dir unseren Gruß. Wir sind gekommen, um dir eine Bitte vorzutragen."
Sabal lauschte den Worten nach. Sie irritierten ihn. Längst hatte er innerlich die letzten Schranken niedergerissen und betrachtete Atlan als Gleichgestellten. Dessen Bescheidenheit, symbolisiert durch die Formulierung einer Bitte, erschien dem Prinzenkrieger fehl am Platz. Das leise Piepsen seines Kommunikators lenkte Sabal ab. Er schaltete auf Empfang und leitete das Gespräch in den winzigen Empfänger im Ohr. Es war Tonders Stimme. „Ich bringe wichtige Nachrichten. Sihame war gefangen, sie wurde jetzt aber aus dem Palast auf Kazién befreit."
Die Stimme des Admirals sank zu einem kaum wahrnehmbaren Wispern herab. Je länger Sabal lauschte, desto stärker wuchs seine Erregung. „Du bist ganz sicher, treuer Tonder?"
„Es gibt keinen Zweifel. Soner hat sämtliche Assassinen verloren, die sich auf Kazién befanden. Die Saltans befolgen die Befehle ihres Führers. Der Saltansprecher ..."
„So ist die Legende wahr? Es gibt ihn tatsächlich? Diesen Saltansprecher, von dem die Propheten immer wieder Kunde verbreiten?"
„Es gibt ihn, Herr. Und er verfügt über seltsame Gaben."
Sabal zweifelte nicht am Wahrheitsgehalt der Information. „Sein Name", flüsterte er mit ehrfürchtigem Unterton. „Kennst du seinen Namen?"
Admiral Tonder bedauerte. „Sihame wird' ihn wissen. Sie ist soeben gelandet." Der Prinzenkrieger wandte sich an Atlan. „Ich werde deine Geduld nicht lange beanspruchen. Meine Schwester ist die Gemahlin Soners. Vielleicht kann sie uns helfen." Er rief die Diener und wies sie an, dem Fremden und auch
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