2133 - Das Gericht der Prinzenkrieger
gewundenen Gänge irrlichterten in allen Farben des Regenbogens, die Konturen verwischten sich teilweise. Ohne ein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen verirrte man sich in diesem Gebilde ziemlich schnell. Den Pfauchonen machte es nichts aus. Ihre Sinne waren daran gewöhnt.
Wir erfuhren, dass inzwischen zweihundert Zeltstädte für die verschiedensten Arten von Flüchtlingen existierten. Die Versorgung mit Getränken und Nahrungsmitteln funktionierte. Fabriken stellten speziell auf fremde Organismen abgestimmte Speisen her. Der Herr des Morgens rechnete mit einem längeren Aufenthalt der Flüchtlinge. Sabal erwartete uns. Neben ihm stand ein zweiter Pfauchone. Ich ahnte es schon, die Vorstellung durch den Prinzenkrieger bestätigte es: Das war seine Schwester, die Gemahlin des Prinzenkriegers Soner. „Sihame wird euch alles berichten was sich auf Kazién zugetragen hat", eröffnete der Herrscher das Gespräch. „Es sind Dinge vorgefallen, die unser Weltbild aus den Angeln heben. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft nichts in Akhimzabar noch so sein wird, wie es bisher war. Doch was wird es sein? Krieg und Vernichtung? Ist der Friede am Ende, den wir einst mit dem ewigen Pakt besiegelten? Wird dieses Mal nicht nur Pfauchon zerstört, sondern sind alle Hauptwelten der Neunspeiche betroffen?"
Ich musste daran denken, was Kuni Maghate zum Untergang seines Volkes gesagt hatte. „Wenn du es uns erlaubst, werden wir eurem Volk helfen", sagte ich zu dem Prinzenkrieger. „Auch wenn ich noch nicht weiß, wie wir das tun können. Aber wir besitzen andere Erfahrungen und Kenntnisse als ihr, vielleicht kann dies uns allen nützen." Sabal schloss die Augen, als lausche er nach innen. „Wir sprechen später darüber, was zu tun ist", antwortete er. „Jetzt bleibt uns keine Zeit. Die Ereignisse spitzen sich zu."
„Dann müssen wir schnell handeln, Herr des Morgens!", stimmte ich ihm zu. Für einen kurzen Augenblick verringerte sich die Schwerkraft. In die schillernden Wände des Saals kam Bewegung. Kristalline Strukturen verschoben sich. Manche zogen sich in die Länge, andere schrumpften. Ich empfand das typisch flaue Gefühl im Magen, wie es in altertümlichen Aufzügen entstand. Der Thronsaal bewegte sich nach oben. Ungefähr zwanzig Sekunden irrlichterte das Farbenspiel in einem wahnwitzigen Tempo. Das Phänomen ähnelte den geometrisch sich verändernden Strukturen bewegter Fraktale. Dann zeigte ein leichter Ruck an, dass der Saal zum Stillstand kam.
Sabal gab ein Zeichen. Über uns öffnete sich die kristallene Decke. Im Licht der tief stehenden Morgensonne entdeckten wir das riesige, hantelförmige Gebilde am Himmel, das herabsank und über dem Palast des Prinzenkriegers in Stellung ging. Seine golden schimmernde Soloniumhülle glomm nicht mehr von innen heraus wie damals, als sie noch aus Carit bestanden hatte. Sie reflektierte nur noch das Licht von außen.
Dennoch funkelte das Schiff wie ein Edelstein im ewigen Morgenlicht über dem fliegenden Kristallpalast. Die SOL war da. Wir kannten nicht die Umstände, aber wir ahnten, dass es einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen auf Vision und der Ankunft des Schiffes geben musste. Ich aktivierte das Funkgerät. „Atlan an Fee Kellind. Wir sind wohlauf."
„An Bord ist ebenfalls alles in Ordnung." Das war Teks Stimme. „Die Zeit drängt. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen."
ENDE
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