2133 - Das Gericht der Prinzenkrieger
vertrieben hatte, waren die Antworten auf die drei Fragen erst einmal in weite Ferne gerückt. „Unser Flug führt in die Speiche Kmi, also in den Herrschaftsbereich des Herrn des Morgens", informierte ich die Gefährten über das, was ich von dem Assassinen erfahren hatte. „Also vom Regen in die Traufe", murrte Mondra. „Da hätten wir gleich hier bleiben können. Oder glaubst du, dass wir von diesem Prinzenkrieger mehr erwarten können als von dem, dessen Flotte uns jetzt vertrieben hat." Mohodeh Kascha widersprach: „Ich kann mir das nicht vorstellen. Bitte vergiss nicht, dass die Herrscher über die neun Speichen dem Frieden dienen. Alles, was sie tun, ist darauf ausgerichtet, dass niemand in Wassermal Unruhe stiftet."
Ich hatte den Eindruck, dass er sich an die Vorstellung einer absolut friedlichen Galaxis geradezu klammerte. Aber so verklärt und absolut, wie es uns der Ritter von Dommrath auf dem jahrelangen Flug hierher immer geschildert hatte, existierte der Friede nicht einmal in dieser Galaxis. Wir hatten es an Bord der Malischen Dschunke erlebt, mit der wir nach Vision gereist waren. Es gab Assassinen, die von den Prinzenkriegern ausgeschickt wurden, um die kaum nachvollziehbaren Prinzipien der Ehre durchzusetzen. Und es gab offensichtlich Kriminelle, die dagegen verstießen.
Dass wir ausgerechnet einen Assassinen vor dem unehrenhaften Tod bewahrt hatten und er sich jetzt in unserer Ehrenschuld sah, erwies sich nun als Vorteil. Etwas Besseres als ein ortskundiger pfauchonischer Führer konnte uns kaum widerfahren. Er kannte sich mit den Sitten und Gebräuchen aus. „Wir müssen erst einmal schauen, dass wir weiterkommen", redete ich auf die Gefährten ein. „Als kleine Gruppe haben wir gegen die Mächte einer Galaxis keine Chance. Wir brauchen Verbündete. Die finden wir nur in einer der neun Speichen." Ich suchte den Kommandostand der Raumlinse auf.
Kuni Maghate saß reglos in seinem Sessel; es sah aus, als habe er auf mich gewartet. „Atlan, inzwischen liegt mir die Anzahl der Schiffe vor, die Vision eingekesselt haben", sagte der Assassine. „Es sind genau hunderttausend Einheiten. Es handelt sich also um die komplette Flotte eines Prinzenkriegers." Ich beugte mich in der engen Kammer nach vorn, musterte die Hologramme mit ihren Abbildungen. Die Darstellung wirkte erstaunlich lebendig, zeichnete die Einheiten in verschiedenen Farben nach. Am unteren Rand des Holos hingen die Diskusse der Belagerungsflotte. Darüber zeichneten sich die optischen Echos einiger hundert Fluchtschiffe ab. Aus einem nicht identifizierbaren Lautsprecher flüsterte eine Stimme Informationen, die ich nicht verstand. „Kannst du mir schon mehr über die Hintergründe sagen?", fragte ich vorsichtig. Kuni Maghate wandte mir ruckartig das Gesicht zu. Die porenlose, alabasterfarbene Haut schien eine Nuance bleicher zu werden. Gleichzeitig bildeten sich auf ihr ein paar dunklere Stellen, die ihr das Aussehen von Marmor verliehen. „Es ist Soner" ,flüsterte er, als handle es sich um ein Geheimnis. „Prinzenkrieger Soner. Ich begreife das nicht."
„Erzähl mir mehr von ihm!", forderte ich ihn auf. „Soner ist der Herrscher über die Speiche Kaza, erresidiert auf dem Planeten Kazién." Maghate sprach voller Ehrfurcht, wie mir schien. „Seine Liebe zur Prinzessin Sihame gehört schon zu den modernen Legenden unseres Volkes." Er neigte den Kopf vor mir. „Um es gleich zu sagen: Ich gehöre zu seinen Assassinen." Jetzt wurde mir seine Reaktion klarer. Als Assassine verstand sich Kuni Maghate als einer der verlängerten Arme des Herrschers.
Assassinen vollstreckten Urteile, wenn das Prinzip der Ehre verletzt worden war. „Also ein Krieg unter den Prinzenkriegern?" Wieder blickte ich auf die Hologramme. „Atlan, ich weiß es nicht. Bisher erhalte ich keine Informationen darüber."Er deutete auf eines der Hologramme, sorgte dafür, dass es größer projiziert wurde. Es zeigte einen Stern mit sieben Planeten. „Das 1st unser aktuelles Ziel. Das Zo-System mit dem Planeten Zoun. Es ist die Welt des Prinzenkriegers Sabal. Er kümmert sich um die Flüchtlinge von Zabar-Ardaran." Der Pfauchone wandte sich wieder den Kontrollen der gerade einmal zwanzig Meter durchmessenden Raumlinse zu. Die letzten Anzeigen erloschen. Maghate hatte die Aggregate des Fahrzeugs abgeschaltet. „Bitte lass mich jetzt allein", sagte er. „Selbstverständlich. Wenn du mich brauchst, ruf mich einfach." Ich nickte ihm aufmunternd zu. Er beachtete
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