Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2154 - Größer als das Leben

Titel: 2154 - Größer als das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
fort.
    Alle starrten den jungen Mann an, der jetzt mit den Armen ruderte und heisere Laute ausstieß. Sie wussten, was sich abspielte. „Beruhige dich, Torrjan, du bist unter Freunden", redete Sogtan auf ihn ein. „Du bist in Sicherheit. Du musst dich nicht fürchten, das ist alles nur Illusion." Langsam wich die Panik aus Torrjans Bewegungen. Er hörte auf zu fuchteln. Seine Hände zitterten noch, aber er hatte sich wieder in der Gewalt. „Damit ... habe ich nicht gerechnet", stammelte er und rückte seine Brille zurecht. „Schon in Ordnung", sagte Sogtan und drückte ihn auf seinen Platz zurück. „Das kennen wir doch, nicht wahr?
    Und bisher hat es uns nichts anhaben können." Torrjan grollte zustimmend, während die anderen sich wieder umdrehten und. nach vorn starrten.
    Unsicherheit breitete sich in dem Fahrzeug aus. „Ich frage mich", hörte er Torrjan stöhnen, „ob die andere Hälfte es nicht doch besser getroffen hat."
    Sogtan musste während der nächsten Wochen oft an Torrjans Worte denken. Die andere Hälfte - das waren jene Rekruten, die den abschließenden Test nicht bestanden hatten. Was er auch ergeben hatte, was immer die Kriterien gewesen waren: Von den Überlebenden des Kanisters war die eine Hälfte, zu der Sogtan gehörte, der weiteren militärischen Ausbildung für wert befunden worden, während die andere Hälfte aus unbekannten Gründen weggeschickt worden war - zurück in die Städte der Valenter.
    Das bedeutete eine Verlustquote von fünfzig Prozent. Weshalb?, fragte sich Sogtan. Was unterscheidet mich von den Valentern, die den Test nicht bestanden haben? Was unterscheidet mich von meinem Bruder? Er dachte nicht gern darüber nach. Er wollte nicht daran erinnert werden, dass er seinen Zwilling bei der Versammlung nicht gesehen hatte. Aber zum Glück gab es andere, unmittelbare Eindrücke, die ihn wahrlich genug ablenkten ... Halluzinationen und Wahnvorstellungen! Niemand hatte sie darauf vorbereitet, dass sie bei Verlassen des Kanisters erneut auftreten würden, als wären sie nie bewältigt worden.
    Trokan war zwar der einzige Fall in der Raupe gewesen, aber trotzdem nur der erste von vielen. Es stellte sich heraus, dass alle Rekruten, die schon bei Betreten des Kanisters an Wahrnehmungsstörungen gelitten hatten, sich noch einmal damit herumschlagen mussten. Aber diesmal lief der ganze Prozess in umgekehrter Reihenfolge ab. Auch Sogtan war dagegen nicht gefeit, wenngleich er seine Halluzinationen recht mühelos in den Griff bekam. Es war, als müssten sich für Schlimmeres sein Hass und der seines Bruders kurzschließen. Trotzdem erwies der Aufenthalt in der neuen Anlage sich auch für ihn als äußerst surre ale Erfahrung. Es war ein Hospital!
    Sie wurden hier wie bei einer schweren inneren Erkrankung wie Rangula oder Tyschirr behandelt. Zur klinischen Versorgung gehörten Körperspülungen und Aufenthalte in hyperenergetischen Feldern, kribbelnde Reizströme und Bestrahlungen in Kammern, bis sie sich wie Insekten unter einem Vergrößerungsglas fühlten ... Dem Blick der violetten Engel, der auf ihnen ruhte, schien kein gesundheitlicher Makel zu entgehen. Sogtan brauchte eine Woche, um sich an die Behandlung zu gewöhnen. Sie währte insgesamt ein Vierteljahr. Und noch immer hatte ihm keiner gesagt, was das alles eigentlich zu bedeuten hatte ...
    Als Sogtan das Kiata betrat, war Torrjan schon zur Stelle und machte einige Dehnungsübungen an der Wand. Sie hielten sich nicht lange mit einer Begrüßung auf, sondern näherten sich von beiden Seiten dem Zentrum der Matte, legten die Handflächen zum rituellen daibata zusammen und verbeugten sich voreinander. Im nächsten Moment begannen sie sich wie Raubtiere zu umkreisen, zum Sprung bereit. Die ganze Woche hatte sich Sogtan auf das kaowan-Training gefreut, und er konnte es kaum abwarten, seinen Bewegungsdrang endlich umzusetzen.
    Ursprünglich eine Kunst der Selbstverteidigung, bildete kaowan mittlerweile eine der mörderischsten Kampftechniken, die in Tradom anzutreffen waren.
    Vor vielen Jahrtausenden von den mankalischen Kara im Hochland von Taifu gegen den Angriff der halbstofflichen Emata entwickelt, verband es die Flinkheit kleiner Wesen mit dem virtuosen Einsatz von vier Armen. Die Valenter hatten in Anbetracht des Umstandes, dass sie erheblich größer waren, aber nur zwei Arme besaßen, starke Veränderungen im Kampfstil vorgenommen, was kaowan gegen stoffliche Feinde noch effektiver gemacht hatte. Inzwischen bildete es die

Weitere Kostenlose Bücher