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2154 - Größer als das Leben

Titel: 2154 - Größer als das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seine Umsicht unter Beweis zu stellen und unauffällig auf die Schwächen der Ausbildung hinzuweisen.
    Das Leben in Matrix-Alpha war erheblich angenehmer als im Kanister. Vor allem gab es keine Sammelunterkünfte. Jedem Rekruten war ein kleines Zimmer zugewiesen worden, in dem er seine Studien betreiben und wo er sich abends mit Kameraden treffen konnte, um gemeinsam Holo-Filme zu sehen und sich mit Takero-Skat oder tantai zu vergnügen, einem auf drei Ebenen gespielten Strategiespiel, bevor er sich schlafen legte. In den Trainingsräumen, die Sogtan häufig besuchte, gab es nicht nur kaowan-Wettkämpfe, sondern auch Ballspiele und Gerätetraining.
    Am liebsten war Sogtan zurzeit jedoch der Speisesaal. Hier fand Kommunikation im großen Stil statt, und jeder schwatzte mit jedem. Hier kursierten die Gerüchte. Der Kamerad, mit dem er bei einem chopsang, einem vitaminreichen Wasserwurm-Salat, über die Lage im Reich plauderte, war nicht gerade begeistert. „Die Galaxis steht kurz vor einem Ausbruch", sagte er und stocherte in den glitschigen braunen Leibern herum. „Etwas braut sich zusammen, und wir wissen nicht, was. Und die Ausbilder sagen kein Wort. Sie halten es vor uns genauso geheim wie den Sinn und Zweck der Gruft." Sogtan merkte auf. „Hast Recht, das ist auch so eine Sache. Weiß man inzwischen Näheres darüber?"
    „Über die Gruft?" Sein Gegenüber hob flüchtig die Handrücken. „Ein kleiner Bereich im Sektor Josfu, der für uns tabu ist. Wenn du mich fragst, ich finde ja, dass darum viel zu viel Aufhebens gemacht wird." Sogtan war anderer Meinung. Dieses Rätsel, das die Ausbilder der Kaserne respektvoll und mythisch als Optische Gruft bezeichneten, beschäftigte ihn schon seit langem. Die Ausbilder redeten nur davon, wenn sie glaubten, dass keiner der Rekruten sie hören konnte. Und Sogtan vermutete allmählich, dass die Gruft eine große Bedeutung für Matrix-Alpha hatte- vielleicht sogar in militärischer Hinsicht.
    An diesem Abend fasste er einen Entschluss. Er wartete die Nachtruhe nicht erst ab, sondern begab sich gleich vom Speisesaal zum Sektor Josfu. Er setzte darauf, dass die Gruft nicht bewacht sein würde. Nichts hier in Matrix-Alpha schien bewacht zu werden. Vielleicht hing es damit zusammen, dass sie alle zur Elite gehörten und man von ihnen strikte Disziplin erwartete. Außerdem förderte Bewachung die Neugier. Er hatte allerdings damit gerechnet, wenigstens ein Schloss vorzufinden. Nichts dergleichen war der Fall. Kein. Tastenfeld, keine Zerkan-Kontrolle. Er näherte sich der Tür am Ende des Ganges in Sektor Josfu, und sie glitt lautlos nach oben.
    Ein irritierender Anblick erwartete ihn: Die Räumlichkeit dahinter war kugelförmig und hatte drei Meter Durchmesser. Sie war leer. Die Wand war von einem Muster aus kleinsten Waben bedeckt. Was ist das?, überlegte er. Ein Verbundmaterial? Das müssen an die zwei Millionen Elemente sein. Ob sie vielleicht eine Funktion haben? Ewigkeiten lang stand er nur da und starrte das Wabenmuster an. Dann machte er einen Schritt nach vorn, und auf einmal glommen die Waben auf. Es war ein diffuses Leuchten, ein eigentümliches Licht, verstohlen, als wäre die Kammer sich des Umstands bewusst, dass er heimlich eingedrungen war.
    Ein Spion! Er hatte hier eigentlich nichts zu suchen. Plötzlich meinte er zu begreifen, wie der Schutz der Optischen Gruft funktionierte. Sie gibt nichts preis, dachte Sogtan. Ich starre hinein, und ihr Wesen entzieht sich mir. Wenn es sich um eine Waffe handelt, könnte es keine bessere Tarnung geben. Ist der beste Schutz nicht der Schleier vor dem Bewusstsein des Betrachters? Sogtan legte die Handflächen aneinander und ging davon.
    Sogtan hatte sich nicht getäuscht. Er hatte die Prüfung an Bord des simulierten AGLAZARS mit Bravour bestanden. Vor versammelter Truppe wurde er belobigt - und kein Wort fiel über seinen Aufenthalt in der Gruft. Er wusste nicht, ob seine Vorgesetzten darüber nicht informiert waren, bezweifelte es jedoch sehr. In seinen Augen war es nacktes Kalkül, dass über diesen Vorfall der Mantel des Schweigens gebreitet wurde. Sogtan hatte den Eindruck, dass man sich von ihm noch einiges erwartete, und wie zur Bestätigung tauchte noch am selben Abend sein Ausbildungsleiter bei ihm auf, der Di'Valenter mit der schief sitzenden Brille, der ihn nach Matrix-Alpha beordert hatte.
    Er betrat forsch das Zimmer, stemmte wie gewöhnlich die Arme in die Seiten und reckte gen Brustharnisch mit dem auffälligen

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