2154 - Größer als das Leben
bestand darin, alle Defizite in Sachen Organisation und Strategie auszumerzen. Jene Valenter, die hätten erkennen können, dass die gesamte Verwaltung der Galaxis mit Anhängern der Myrrischen Religion durchsetzt war, verloren ihren Posten. An einigen Schaltstellen, wo entsprechende Daten nicht weitergegeben worden war, rollten buchstäblich Köpfe! Die nachrückenden Personen waren von Sogtan handverlesen, nach Gesichtspunkten, die Jugend und überdurchschnittliche Begabung ebenso in Rechnung zogen wie eine lodernde Ehrerbietung dem Reich gegenüber.
Es gab noch Widerstandsnester, und von Anfang an legte der neue Oberbefehlshaber besonderen Wert darauf, dass die Keum-Anhänger, wo immer sie auftauchten, komplett ausgerottet wurden. Den Befehl dazu erteilte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit der TRAFIE, die er dem Kommando seines Bruders Kresto unterstellt hatte. Sogtan wusste, dass sein Bruder die perfekte Wahl für diese Aufgabe war. Kresto steckte voller unterschwelliger Aggressionen. Sie waren seine beste Empfehlung. Fast ein Jahr lang war die TRAFIE bevorzugt mit der Jagd auf Phesunkara-Raumschiffe beschäftigt, knapp 500 Meter hohe Kegelstümpfe, die bei dem Versuch, dem AGLAZAR zu entkommen, aus ihren Waffenkuppeln an den abgeschrägten Seiten verzweifelt Dauerfeuer schossen. Sie waren für die TRAFIE kein Gegner. Kaum aufgestiegen, wurden sie auch schon abgeschossen!
Endlich schien die Myrrische Religion ihrer Kräfte vollends beraubt zu sein. Nirgends flackerte mehr Widerstand auf, und auch der letzte Keum unter den Phesunkara hatte seine Rebellion anscheinend mit dem Tod bezahlt. Friede kehrte in der Fernen Provinz Myrrein ein. Das Reich Tradom war zufrieden, und die Tributzahlungen wuchsen auf das Doppelte an - ein Erfolg, der mit einem einzigen Namen verbunden war. Sogtan Kapellme!
Es war ihm ein innerer Hochgenuss, als er in einem offiziellen Shuttle den Hangar für Großbeiboote am Heck der TRAFIE anflog. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er als Rekrut an Bord des Schulschiffs EHRE TRADOMS neiderfüllt die Ankunft eines Verwaltungsbeamten beobachtet hatte, eines wichtigen Passagiers und hochrangigen Valenters, wie es damals hieß - des Friedenshüters! Heute wusste er, dass Trav Tonta mit seinem grünen Kugelhelm und den grünen Ranken an den Rändern der schwarzen Brille ein wenig exzentrisch gewesen war. Doch damals hatte ihn die Sehnsucht gepackt, auch einmal mit solchen Ehren empfangen zu werden wie der Friedenshüter. Mittlerweile war es ihm viele Dutzend Mal vergönnt gewesen, wann immer er an Bord eines AGLAZAR-Schlachtschiffs kam.
Aber die größte Genugtuung würde er an diesem Tag erfahren! Sein Shuttle flog in den Hangar der TRAFIE ein, wo fünfzig kräftige Valenter in Paradeuniform neben der Schleuse Aufstellung bezogen hatten. Ihr Befehlshaber war Kresto Kapellme, sein Bruder, der innerlich sicher vor Neid und Zorn darüber fast verging, dass er es lediglich zum Di'Valenter gebracht und seinen Posten als Schiffskommandant dem verhassten Bruder zu verdanken hatte. Sogtan erlaubte sich die Andeutung eines freundlichen Grollens, als er mit seinem kleinen Gefolge, drei bis an die Zähne bewaffneten Di'Valentern unter der Leitung von Torrjan Pal, die Rampe hinabging.
Unmittelbar hinter Sogtim schwebte ein Rudimentsoldat, der ihn vor der schädlichen Ausstrahlung der AGLAZAR-Aggregate abschirmte. Ein klarer Verstoß gegen die Etikette, eine nackte Provokation! Es war ausschließlich Sache des gastgebenden Kommandanten, durch die Bereitstellung eines Rudimentsoldaten für den körperlichen und geistigen Schutz des Besuchs zu sorgen. Dass Sogtan seinen eigenen Rudimentsoldaten mitführte, kam einer Entmündigung gleich. Aber Kresto hatte mit solchen Spielchen offenbar gerechnet. Seine Miene blieb ungerührt. „Ich schätze mich überglücklich, dich an, Bord begrüßen zu dürfen, Oberbefehlshaber Kapellme", sagte er mit einem leichten Anflug von Ironie. „Das freut mich sehr", sagte Sogtan und drehte sich kurz nach hinten um. „Ich nehme an, ihr kennt euch schon.
Nein, ich meine nicht den Rudimentsoldaten." Er grinste. „Das hier ist Torrjan Pal, einer meiner engsten Freunde und Kommandant meiner Leibwache." Kresto grollte zustimmend beim Anblick des stämmigen Celoners und ersparte sich jeden Kommentar. Der Mann war ebenfalls Rekrut auf der TRAFIE gewesen und ihm deshalb bekannt. Ihm war auch nicht entgangen, wie oft er sich in der Nähe seines Bruders aufgehalten hatte. Sein
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