2179 - Akreols Welt
zur Geländenivellierung für neue Stadtviertel. Ihn beschäftigten die Pläne des Zirkulars. Er war froh, dass er sich der Widerstandsbewegung angeschlossen hatte.
Wäre es nicht so gewesen, hätte er seine Arbeit in der Fabrik schon längst aufgegeben. Wie oft hatte er sich gesagt, es sollte doch ein anderer diese Geisterfabrik leiten, die nur noch selten für wenige Stunden zum Leben erwachte.
Er hatte dieses Gerede von Produktionsumstellung so satt, dem keine Taten folgten, weil kein wirkliches Interesse bestand und man sich lediglich die Option offen halten wollte, die Anlage bei Bedarf gleich wieder anlaufen zu lassen. Beinahe täglich haderte er damit, den Stillstand verwalten zu müssen. Aber es gab einen Trost: Er saß an einer der wichtigsten Schaltstellen des Zirkulars. Ohne dass seine Vorgesetzten es ahnten, hatte diese Automatfabrik eine enorme Bedeutung für die Rebellen.
Zum Beispiel führten von hier aus Transmitterverbindungen in alle bedeutenden Industriezentren des Planeten. Auch an den Nordpol. Dorthin, wo in einer Reihe von Werften, auf einem hunderte Quadratkilometer großen Areal, bis zu zehn Weltraumtraktoren gleichzeitig mit Inneneinrichtungen bestückt wurden.
Traktoren der Standard-NZ-Klasse! Seine großen schwarzen Augen begannen zu glänzen, als er an diese Maschinen dachte, die fünf mal sechs Kilometer maßen. Ihm war, als hätte er sich schon ewig mit ihnen beschäftigt. Vielleicht hatte er das auch, jedenfalls kannte er sie bis ins Detail...
Diese Kolosse bestanden aus einer einen Kilometer dicken zylindrischen Scheibe in der Mitte sowie einer Sechseckplatte darüber und darunter, an die sich je eine weitere Zylinderscheibe vom halben Durchmesser anschloss. Auch für sie waren hier spezielle Teile entstanden, deren Produktion inzwischen fast eingestellt worden war. Er stellte sich vor, auf dem Podest mitten in der Zentralscheibe eines solchen Traktors zu stehen, in dem zylindrischen Raum von zwanzig Metern Durchmesser und fünf Metern Höhe. Vo rihm befände sich der Kommandostand, und auf der umlaufenden Holo-Panoramagalerie könnte er miterleben, wie das Ungetüm scheinbar mühelos seine Schwerstarbeit verrichtete.
Ein Wunderwerk der Technik! Er war ganz in seine Gedanken vertieft und malte sich aus, wie er das massige Gerät fachmännisch lenkte, als ein sanftes Aufblitzen ihn aufmerken ließ. Was war das gewesen? Nach kurzem Umherschweifen fiel sein Blick auf eine Meldung, die giftgrün über ein Display zwischen den beiden obersten Monitorreihen lief. Fracht avisiert! Seine Träume zerstoben. Durch einen Knopfdruck brachte er sich wieder in sitzende Position und richtete den Sessel auf das Display aus.
Halle XII/G, Empfangsgerät aktiviert. Sender Frachthafen Forkion
1.
Objekt: Container Din H-16 der REVIKA. Dehydrierte Nahrungsmittel.
Verblüfft verfolgte er den Text, der vor seinen Augen dahinzog. Was sollte das? Er erwartete keine Fracht. Es war lange her, seit er hier Arbeiter oder Besucher zu verköstigen gehabt hatte. Dieser Container konnte nicht für ihn bestimmt sein. Er hätte es noch verstanden, wenn ihm technische Geräte oder Module geliefert worden wären, die in der Fabrik verbaut werden sollten.
Aber dehydrierte Nahrungsmittel?
Er gab eine Befehlsabfolge in seine Armlehnentastatur ein und ließ sich mit dem zentralen Verkehrsrechner verbinden. Sofort bekam er die Auskunft, dass ein Frachtraumer namens REVIKA vor ungefähr einer Viertelstunde gelandet war. Heimathafen Arth Echma. Das war ein Agrarplanet. Dort hatte der Frachter auch seine mysteriöse Ladung aufgenommen, die für den Pentatonischen Zoo in Forkion 5 bestimmt war. Für den Pentatonischen Zoo! Das erschien ihm sinnvoll. Die fünf Rudimenttiere, von denen sich die gesamte Fauna dieser Welt ableitete, mussten schließlich ernährt werden, und Arth Echma war darauf spezialisiert, das Nahrungsangebot vieler Welten des Ersten Thoregons auf höchstem Niveau zu synthetisieren. Es war allgemein bekannt, dass die Qualität der hiesigen Vegetation stark nachgelassen hatte. Nicht auszudenken, was geschah, wenn die Tiere eingingen.
Das Klonen neuer Tiere hätte lange gedauert, und noch mehr Zeit wäre verstrichen, um neue Stammlinien abzuleiten und auszusetzen, damit wieder die gewünschte Artenvielfalt gewährleistet war. Das Überleben der Rudimenttiere war also eine absolute Notwendigkeit, um die Biosphäre zu bewahren, keine leichte Aufgabe angesichts einer umfassenden Industrialisierung
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