2179 - Akreols Welt
Außeneinsätze tauglich sind. Sicher können sie mit dem energetischen Chaos außerhalb des Thoregons fertig werden und sind auf Feindberührung vorbereitet, die draußen nicht ausbleiben dürfte. Aber für unsere Zwecke ist im Augenblick nur das Szenario innerhalb des Systems von Belang, und da können wir es rein militärisch betrachtet auf die Traktoren und Basisschiffe reduzieren."
„Besteht nicht die Gefahr, dass die Helioten den Traktor wieder in ihre Gewalt bekommen, nachdem wir ihn gekapert haben?", fragte ich. „Das könnte durch einen simplen kodierten Funkimpuls geschehen, der den Mochichi nicht bekannt ist ..."
„Ganz ausgeschlossen", ereiferte sich Akreol. „Die SNZ-99 wurde von mir mit zusätzlichen Programmen. ausgerüstet, die auf unseren Funkimpuls hin anlaufen. Wenn es so weit ist, werden sämtliche Remote-Control-Programme des Traktors aus dem Netz gezogen, und die Einheit wird ausschließlich auf Zirkular-Kodes reagieren." Dein Wort in Gottes Ohr, dachte ich.
Laut Akreols Plänen, die wir vorhin im Rechner gesichtet hatten, sollte die Aktion in anderthalb Tagen stattfinden, am 1. Mai 1312 NGZ, ab 17.35 Uhr terranischer Zeitrechnung. Diese Datierung zog ich immer noch vor und hatte auch mein Multifunktions-Armband entsprechend programmiert. Der genaue Zeitpunkt war deshalb so wichtig, weil während des Zeitfensters, das sich dann für etwa eine halbe Stunde öffnete, sämtliche Weltraumtraktoren entweder nicht im System oder mit Schwerlastverkehr gebunden waren. „Der einzige Risikofaktor sind demnach die Basisschiffe der Kattixu" ,sagte Monkey nachdenklich. „Für sie müssen wir uns etwas einfallen lassen."
„Schon geschehen", antwortete Akreol. „Ich habe Ablenkungsmanöver vorbereitet - an weit entfernten Stellen .des Planeten. Sobald der Durchbruch gelungen ist, werden Zirkular-Aktivisten in den Tunnel-Projektorstationen versuchen, für einen stabilen Durchflug des gekaperten Traktors zu sorgen ..." Der Oxtorner starrte ihn an. Auch die Zirkulare Direktorin warf ihm einen irritierten Blick zu, der zu jäher Besorgnis wurde. „Was redest du da, Zit?" ,sagte sie. „Wir werden mit dem Traktor nicht das Erste Thoregon verlassen.
Wir werden versuchen, damit das hantelförmige Raumschiff SOL zu befreien. Hast du das schon vergessen?"
Entsetzen zeichnete sich auf dem Gesicht des Fabrikleiters ab, eine Reaktion, die mir übertrieben vorkam. Aber wir hatten ihm unsere Pläne bereits unterbreitet. Konnte es sein, dass er die Ankündigung, dass wir die Befehlsgewalt übernommen hatten, einfach zur Seite geschoben und verdrängt hatte? Beinahe hatte es diesen Anschein, denn er schaute verwirrt und sogar ein wenig ängstlich in die Runde. „Nein, natürlich nicht ... Ich habe nichts vergessen", beeilte er sich zu sagen. „Aber ... ich habe nachgedacht. Ich verlange ausdrücklich, dem Fremden die Befehlsgewalt wieder abzuerkennen und statt dessen mich einzusetzen." Ein Karrierist, schoss es mir durch den Kopf, ein maßloser Karrierist!
Ich erschrak über diesen Sinneswandel Akreol hatte auf mich den Eindruck gemacht, als habe er sich damit abgefunden, dass Monkey den Einsatz leitete.
Seine plötzliche Forderung war für mich unerklärlich. Aber dann fiel mir ein, dass er eine seltsame Vergesslichkeit an den Tag legte, und ich fragte mich, ob sie damit zu tun haben könnte. Vielleicht litt der Fabrikleiter ja an Schüben von Demenz? Oder hatte ihn religiöser Eifer zu seiner ursprünglichen Auffassung zurückgeführt? Es war nicht zu übersehen, dass er die beiden Algorrian in einem Maß verehrte, das jedes gesunde Urteil trüben konnte. Als ich Elle Ghill vor die Tür mitnahm und danach fragte, schüttelte sie den Kopf. Es sei eine Art „Einsamkeitskoller", erklärte sie, durchaus typisch für Mochichi, die unter Stress stünden oder lange Zeit allein gelebt hatten. Ihre Psyche sei nicht sonderlich belastbar. Aber statt Angst zu empfinden, flüchteten sie sich in automatisches Handeln. Ich wusste nicht, ob ich der Direktorin glauben sollte. Etwas sagte mir, dass hier Manipulationen im Spiel waren. Die Rebellenchefin hatte anscheinend auf den Fabrikleiter eingewirkt. Und Akreol war unter dem Druck wieder in ein altes „Programm" zurückgefallen.
Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis er seine psychische Retardie überwände, meinte Elle Ghill. Sie habe ihm schon entsprechende Medikamente verabreicht. Als wir wieder in den Überwachungsraum zurückkehrten, stellten wir fest, dass
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