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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ausgedehnten Kaktusfeldes. Die sonst nur auf dem amerikanischen Kontinent vorkommenden, gut zwanzig Meter hohen Sukkulenten der Gattung Carnegiea gigantea hatten sich durch Samenflug hier angesiedelt. Die Dreckwolke, die nach dem Einschlag von »Christopher-Floyd« um die Erde gekreist war, hatte es möglich gemacht.
    Die beiden hatten sich eine Gruppe dicht stehender Pflanzen ausgesucht, um sich einigermaßen vor der eisigen Kälte zu schützen, die nachts durch die Wüste kroch. Sie lehnten ihre Rücken an einen mächtigen Stamm, von dem sie an dieser Stelle die Stacheln entfernt hatten.
    Daa’tan sah zum funkelnden Sternenhimmel empor, der die Wüste in ein geheimnisvoll flirrendes, silbriges Licht tauchte. »Meine Beine«, jammerte er, »ich spüre sie kaum noch. Alles tut mir weh, verflucht. Und was Ordentliches zu essen hätte ich auch gerne.« Angeekelt schaute er auf die knallroten Spinnenmilben, die zu Hunderten auf den Kakteen vorkamen und ihnen den Saft aussaugten. Eine hatte er zwischen den Fingern zerdrückt. Aber noch war der Hunger nicht stark genug, um sie sich zwischen die Zähne zu schieben.
    Über Wasser verfügten sie momentan reichlich, denn die Kakteen hatten große Mengen davon gespeichert. Ihre Pfahlwurzeln reichten bis in die Grundwasserschicht und sorgten für einen das ganze Jahr über stabilen Wasserhaushalt.
    Der Sand, auf dem Daa’tan und Grao saßen, hatte sich schnell abgekühlt, war aber immer noch angenehm warm.
    Nicht weit von ihnen geriet er unbemerkt in Bewegung. Auf einer weiten Fläche wühlten sich Saharafische aus dem Sand. Zehn, fünfzehn, zwanzig. Sie blieben kurz liegen und drehten die Köpfe. Schließlich machten sich rund drei Dutzend der schwarzgelb gestreiften, gut zwei Meter langen Echsen auf die Jagd. Sie witterten lohnendere Beute als die saftigen Blattläuse und Spinnmilben, von denen sie die Kakteen sonst befreiten. Dies und die Tatsache, dass die Kakteen mit ihrem ausgedehnten Wurzelgeflecht den Sand kühlten, in dem die Echsen tagsüber dösten, hatte zu einer Symbiose geführt, die seit Jahrzehnten bestand.
    Hin und wieder kamen Eselhasen und Wüstenfüchse vorbei, um das Nahrungsangebot für die Saharafische zu ergänzen. So große Tiere wie die beiden, die heute an einem Kaktus lehnten, hatten sie allerdings noch nie gesehen; dementsprechend zögerlich waren die Echsen. Ein paar der langen Schwänze peitschten den Sand, dann bewegten sie sich nahezu lautlos vorwärts. Mit schlangelnden Bewegungen kreisten sie ihre Opfer ein.
    »Da ist etwas«, sagte Grao plötzlich und sog die Luft durch die Nüstern ein. »Echsen!«
    »Ah, deine Verwandtschaft kommt uns besuchen«, erwiderte Daa’tan. Der Spott verging ihm umgehend, als er in starre Reptilienaugen sah, in denen sich das Mondlicht brach. Überall zwischen den Kakteen waren sie! Und schoben sich näher heran.
    »Kacke!«, flüsterte Daa’tan und wollte aufspringen. Er schaffte es kaum. Stöhnend kam er auf die Beine.
    Grao stand neben ihm. »Das sind Dutzende. Schau dir ihre Reißzähne an.«
    Daa’tan hatte sich wieder gefangen. Er konzentrierte sich auf die Kakteen und regte sie zu rasantem Wachstum an. Fasziniert beobachtete Grao’sil’aana, wie ihre Arme sich streckten, niederfuhren und die Echsen mit Stacheln spickten. Die Adern an Daa’tans Schläfen traten dick hervor. Die Anstrengung, so viele Pflanzen – noch dazu sperrige wie Kakteen – gleichzeitig zu kontrollieren, forderte all seine Kraft. Aber er schaffte es.
    Einige der Saharafische wurden sofort getötet, andere von den Stacheln, die in ihre Hornhaut drangen, festgehalten. Der Angriff geriet ins Stocken. Und je länger die Echsen zögerten, desto dichter wurde der Wald aus Kakteenarmen, der auf sie eindrang. Schließlich ergriffen sie die Flucht, wühlten sich hinab in die sandige Tiefe. Ein knappes Dutzend Kadaver blieb zurück.
    Daa’tan konnte den schnellen Sieg nicht still genießen. Er brüllte seinen Triumph in die kalte Wüstennacht hinaus. Und Grao schauderte bei dem Gedanken, welche Macht in diesem unscheinbaren Körper wohnte.
    Am nächsten Morgen zerlegten sie sechs der Tiere und packten so viel Fleisch, wie sie tragen konnten, in deren eigene Haut. Mittags brieten sie dünne Scheiben Echsenfleisch im heißen Sand. Auch Grao aß reichlich davon. Dann, als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, verließen sie den Schatten spendenden Kakteenwald.
    Die Reise nach Süden ging weiter. Irgendwann musste die verfluchte Wüste

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