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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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PROLOG
     
    England, 1788
     
    Zornige Stimmen weckten das Kind.
    Es setzte sich im Bett auf und rieb sich verschlafen die Augen. »Nanny?« flüsterte es in die plötzliche Stille hinein. Es sah zu dem Schaukelstuhl neben dem Kamin hinüber und stellte fest, daß er leer war. Zitternd vor Kälte und Angst, schlüpfte es wieder unter seine Daunendecke und zog sie sich bis zur Nasenspitze hinauf. Nanny war nicht da, wo sie sein sollte.
    Die ersterbende Glut im Kamin leuchtete orange in der Dunkelheit. Das kleine, vierjährige Mädchen mußte an die Augen von Dämonen oder Hexen denken und erschauerte. Es würde einfach gar nicht hinsehen, beschloß es. Es ließ seinen Blick fast trotzig zu den großen Doppelfenstern gleiten, doch die Augen folgten ihm und warfen unheimliche Schatten von Riesen und Ungeheuern an das Fenster, so daß die Zweige, die von außen über das Glas schabten, wie lebendig erschienen. Vor Furcht traten dem Mädchen die Tränen in die Augen. »Nanny?« flüsterte es noch einmal.
    Dann hörte es die Stimme seines Vaters. Obwohl er brüllte und sehr wütend klang, vergaß das Mädchen augenblicklich seine Angst. Es war nicht allein und verlassen. Sein Papa war in der Nähe. Ihm konnte nichts geschehen.
    Da es nun nichts mehr zu befürchten hatte, erwachte seine Neugier. Sie lebten nun schon seit über einem Monat in diesem Haus, und in dieser Zeit war niemand zu Besuch gekommen. Doch nun schrie sein Vater jemanden an, und es wollte sehen und hören, was vor sich ging.
    Das kleine Mädchen rutschte bis zur Bettkante und drehte sich dann auf den Bauch, um sich hinunterzulassen. An jeder Seite des Bettes lagen dicke Kissen auf dem Hartholzboden, so daß es weich landete. Barfuß tappte es durch das Zimmer, wobei das lange, weiße Nachthemd über den Holzboden schleifte. Es strich sich eine schwarze Locke aus der Stirn und drehte behutsam den Türknauf.
    Draußen schlich es lautlos zum Treppenabsatz und blieb dort stehen, um zu lauschen. Die Stimme eines anderen.Mannes drang zu ihm herauf, und die Worte, die der Fremde brüllte, waren so voller Haß und Boshaftigkeit, daß das Kind vor Staunen und Furcht die Augen weit aufriß. Das Mädchen spähte am Treppengeländer entlang und sah seinen Vater, der dem Fremden gegenüberstand. Eine dritte Gestalt konnte es von seiner erhöhten Position nicht richtig erkennen, denn sie war teilweise in den Schatten der Eingangshalle verborgen.
    »Sie sind lange genug gewarnt worden, Braxton!« schrie der Fremde mit einem kehligen Akzent. »Und wir werden gut dafür bezahlt, daß Sie uns nicht noch mehr Ärger bereiten!«
    Der Fremde hielt eine Pistole in der Hand, die so ähnlich aussah wie die, die der Vater des Mädchens zu seinem eigenen Schutz bei sich trug. Aber diese Pistole zeigte auf seinen Papa! Das Mädchen setzte sich augenblicklich in Bewegung. Es wollte zu seinem Vater, wollte sich in seine Arme werfen und ihn sagen hören, daß alles in Ordnung war, daß es sich um nichts Sorgen zu machen brauchte. Aber als das Kind am Fuß der Treppe angekommen war, zögerte es. Sein Vater holte aus und schlug dem Fremden die Waffe aus der Hand. Mit einem dumpfen Laut fiel die Pistole dem Mädchen vor die Füße.
    Nun trat ein anderer Mann aus den Schatten heraus. »Perkins läßt Ihnen beste Grüße ausrichten«, sagte er heiser. »Außerdem läßt er Ihnen mitteilen, daß Sie sich wegen des Mädchens keine Gedanken zu machen brauchen. Er wird einen guten Preis für sie erzielen.«
    Das Mädchen begann zu zittern. Es wagte nicht, den Mann anzusehen, denn es wußte, daß es in Dämonenaugen - orange leuchtende Dämonenaugen - blicken würde, wenn es das tat. Pures Entsetzen überkam die Kleine. Sie konnte das Böse um sich herum spüren, riechen und schmecken. Und sie war davon überzeugt, daß sie blind werden würde, wenn sie es wagen sollte, aufzuschauen.
    Der Mann, den sie für den Teufel persönlich hielt, wich wieder in die Schatten zurück, als der andere einen Satz auf ihren Vater zumachte und ihm einen festen Stoß versetzte. »Wenn deine Kehle erstmal aufgeschlitzt ist, wirst du keine schönen Reden mehr schwingen können«, zischte er. Ihr Vater taumelte, fiel auf die Knie und wollte sich gerade wieder aufrappeln, als der Angreifer ein Messer zog. Ein häßliches, gemeines Lachen drang durch das Foyer und hallte von den Wänden wider.
    Der Mann warf das Messer von einer Hand in die andere, während er begann, langsam und geduckt, um ihren Vater

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