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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eine eigenwillige Aura schien sich über die Szene gesenkt zu haben, der Eindruck, dass die Zeit unregelmäßig verlief. Le glaubte, zwei Techniker rapide altern und in den Vorderbeinen einknicken zu sehen, während Varantir plötzlich fast auf Hautfühlung neben ihr stand. Sie keilte aus, traf ihn aber nicht. „Ich hasse dich", keuchte sie. „Ich wünsche, dass du in der tiefsten Hölle verwest. Ohne dich wäre ich nicht hier ..."
    Die Schwärze explodierte. Le Anyante spürte noch den Schmerz eisiger Kälte, sie erkannte, dass sie starb und dass es nichts gab, was ihren Tod aufhalten konnte. Ihre einzige Genugtuung war, dass auch Curcaryen Varantir seinem Schicksal nicht entging. Sie sah seinen Körper unter einer dünnen Schicht Raureif erstarren und in unzähligen Splittern auseinander brechen. Ihr letztes Empfinden war, Curcaryen Varantir so nahe zu sein wie nie zuvor. Alles in ihr sträubte sich dagegen, dass das entartete Zeitbrunnenfeld ihrer beider Strukturen miteinander vermischte. Sie wollte dem stinkenden Bock im Tod nicht nahe sein und schon gar nicht für die Ewigkeit. Dann war nichts mehr.
     
    3.
     
    Wir halten die Unendlichkeit in Händen. Manchmal frage ich mich, wie es sein mag, Xantharaan aus mehreren Millionen Lichtjahren Entfernung zu sehen.
    Unsere kosmische Heimat ist ein imposanter Spiralnebel, eingebettet in die Schwärze des Weltraums. So schwarz wie der Wirkkreis der Potenzialfelder, deren Fertigstellung von mir gesiegelt wird? Ich weiß das nicht. Ich habe Tulacame nie verlassen und werde es wohl auch niemals tun. Ich fühle mich wohl in Geomm, dem unüberschaubaren Fabrikkomplex. Meine Zeit ist geregelt, alles läuft perfekt; ich bin sorgenfrei...
    Umbaria, Technikerin in Ausbildung Die Brunnenschale war in einen Kokon milchiger Energieschleier verpackt, die Schutz vor allen denkbaren Zwischenfällen eines Transports über unbekannte Distanz hinweg boten. Jahrzehnte der Produktion waren in diesem Moment beendet. An jedem einzelnen Potenzialfeld, das Geomm verließ, hatten Hunderttausende Algorrian gearbeitet und ihr Bestes gegeben. Ein Gefühl der Genugtuung erfasste die Technikerin in Ausbildung, als sie ihr Siegel anbrachte. Überprüft und fertig gestellt für den Transport. Seit beinahe vierzig Jahren war das ihre Tätigkeit, aber immer noch zögerte sie. Weil sie tief im Innern bezweifelte, dass die Potenzialfelder wirklich ungefährlich waren. Umbaria empfand eine unerklärliche Scheu. Die Vorstellung, eines Tages könnte einer der Zeitbrunnen in einer gewaltigen Explosion vergehen und ringsum .alles in den Untergang reißen, bereitete ihr beinahe schon körperlichen Schmerz. „Die Fracht wird heute noch abgeholt", sagte eine leise Stimme hinter ihr.
    Umbaria wandte sich um. Zaghaft erwiderte sie Koltrams Lächeln; sie mochte es nicht, wenn der junge Techniker sie so ansah. Für die Verbindung mit einem Mann fühlte sie sich keineswegs reif. „Du sprichst von dem Zeitbrunnen?", fragte sie verwirrt. Koltram nickte eifrig. „Von allen drei Brunnen, die in den letzten 38 Jahren gefertigt wurden."
    „Wann?" Der Techniker hob die Schulterarme und ließ sie langsam wieder sinken, während er die Hüftarme vor dem Leib ver. schränkte. „Es kann nicht mehr lange dauern. Die erste Brunnenschale wird in diesem Moment nach draußen transportiert."
    „Dann werden sie bald kommen ..." Umbaria hätte nicht zu sagen vermocht, ob sie darauf hoffte, einen der Kosmokraten zu sehen, die seit Generationen nicht mehr selbst in Erscheinung getreten waren. Vielleicht würde auch nur ein Ritterschiff aus dem Dom Xanthar landen. „Die Brunnen sollen an einen flugbereiten Sternenschwarm ausgeliefert werden", fuhr Koltram fort. „Was sonst?" Seine Nähe hatte etwas Bedrückendes. Umbaria fühlte sich eingeengt und keineswegs so frei in ihren Entscheidungen, wie sie es gerne gewesen wäre. Manchmal redete sie sich ein, dass das Schicksal Besonderes mit ihr plante.
    Aber das war nur ein schöner Traum, geboren aus der Monotonie der langen Ausbildungszeit.
    Roboter und mehrere Potenzial-Architekten erschienen und transportierten die versiegelte Brunnenschale ab. Umbaria folgte ihnen quer durch die endlose Fabrikhalle. Ein tunnelförmiges Dimensionsfeld entrückte vor dem Transport alle Hindernisse, ließ massive Aggregatblöcke immateriell werden und öffnete den kürzestmöglichen Weg. Vor kurzem hatte Umbaria gehört, dass eine ähnliche Technologie von jedem Sternenschwarm genutzt wurde.

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