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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Entstehen des neuen Zeitbrunnen-Potenzialfelds dem Höhepunkt entgegenstrebte, glaubte eine eigenartige Luft zu riechen, die angefüllt war von fremden und würzigen Aromen. Ihre Flanken bebten, die Muskeln spannten sich...
    Vergeblich versuchte sie, die Bilder abzustreifen, die sie in ihrer Arbeit hemmten, aber dann sah sie eine Algorrian mit wehender Mähne durch den Uferschlamm galoppieren. Wasser und Pflanzen spritzten nach allen Seiten davon, und wenn die gewaltigen Fabrikkomplexe schon ein Sinnbild von Freiheit waren sich dem Himmel zu öffneten und mit ihren gläsernen Fronten alle Grenzen. verwischten, so spürte Umbaria mit einem Mal, dass es weit mehr als das gab. Ihre Tagträume häuften sich. Bald konnte Umbaria es nicht mehr erwarten, die schöne Frau zu sehen, und sie verglich sich mit der Fremden. Dagegen war sie klein, wirkte mager und knochig. Ihr Fell war stumpf, der Hals kurz und sehnig... „Le Anyante", murmelte sie eines Tages. Wie von selbst kam der Name über ihre Lippen. Sie lauschte dem Klang wie etwas unglaublich Schönem... ... und dann ließ das Empfinden eines ungeheuren Verlusts sie zusammenbrechen. Als sie nach Tagen künstlichen Tiefschlafs auf der Krankenstation erwachte, wusste sie, dass sie schon einmal gelebt hatte. Le Anyante war kein fremder Name mehr, das war sie selbst, wiedergeboren nach offenbar langer Zeit. Irgendwie hatte ihr Bewusstsein den Tod überdauert. Sie erinnerte sich. Mehrere Generationen mussten seit ihrem Tod vergangen sein. Damals hatten die ersten Endversuche mit den Zeitbrunnen stattgefunden, während heute niemand mehr darüber nachdachte. Diese neue Welt gefiel ihr plötzlich nicht mehr. Wo waren die endlosen Ebenen und die berauschenden Ufersäume geblieben? Für Le Anyante, die sich ihrer selbst immer mehr bewusst wurde, war das eine einzige Tragödie. Allein die alte Experimentalfabrik existierte noch, ein unbedeutendes, unscheinbares Gebäude, das zum Museum verkommen war.
    Zehntausend Jahre, fand Le Anyante bald heraus, waren seit damals vergangen, mehr als drei Generationen. Und dann, wie ein Stich durchs Herz, die Frage nach Curcaryen Varantir, der mit ihr zusammen von dem pulsierenden Potenzialfeld zerrissen worden war. Sie schob den Gedanken an Varantir sofort weit von sich, wollte sich nicht an den stinkenden Kerl erinnern, der ihren Tod verschuldet hatte.
    Mit leuchtenden Augen blickte Umbaria auf das Zeitbrunnen-Potenzialfeld, das soeben in einer Brunnenschale geborgen wurde. Noch einmal lange Jahre waren vergangen, und obwohl sie selbst sehr wenig dazu beigetragen hatte, fühlte sie den Stolz in sich wachsen. Ihr technisches Verständnis war heute weit besser als damals...
    Du solltest es sehen können, Curcaryen Varantir. Bitternis schwang in ihren Gedanken mit. Der Zeitbrunnen erinnerte sie an Curcaryen und nährte ihren Hass auf ihn immer wieder von neuem. Mit seinem Fehler hatte er ihr altes und erfülltes Leben geraubt. Damals hatte sie eine glänzende Zukunft vor Augen gehabt, war drauf und dran gewesen, die beste Fundament-Stabilisatorin des Planeten zu werden. Und heute? Ihre besonderen Fähigkeiten waren immer noch vorhanden, aber niemand wollte sie als Stabilisatorin. Seit sie ihre Erinnerung zurückgewonnen hatte, glaubte sie, dass die Algorrian ruhiger geworden waren, nicht mehr so jähzornig und aufbrausend. Konnte es sein, dass der Eifer, die Mentalität der Ritter der Tiefe zu erreichen, allmählich fruchtete?
    Sie hasste Varantir dennoch. Er war schuld, dass sie nur eine unscheinbare Technikerin war, die sich selbst und ihren hageren Körper immer weniger ausstehen konnte. Wäre er nicht damals ebenfalls umgekommen, sie hätte ihm den Tod gewünscht, sie... Jäh fuhr Umbaria herum. Einen Moment lang hatte sie geglaubt, Curcaryen Varantirs brennende Blicke auf ihrem Rücken zu spüren. Doch da war niemand, sie befand sich allein in der weitläufigen Lagerhalle, die sie auf dem Weg zu ihrer Unterkunft durchqueren musste.
    Ihr Herzschlag raste. Sie glaubte jetzt deutlich zu spüren, dass Varantir sie musterte, und es war ein seltsames Gefühl, zu erkennen, dass ein Toter sie verfolgte. Umbaria schreckte zusammen. Sie war Seite an Seite mit dem Potenzial-Architekten gestorben. Was, wenn sein Geist ebenfalls die Zeit überdauert hatte und er wiedergeboren worden war? Irgendwo in ihrer Nähe? Le Anyante keilte in einem Tobsuchtsanfall aus. Aber ebenso schnell beruhigte sie sich wieder. Nur ein Gedanke verfolgte sie von da an wie

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