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2183 - Mit den Augen der Cishaba

Titel: 2183 - Mit den Augen der Cishaba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Amokläufern auf der Planetenoberfläche?" June war sicher, dass es so war. Etwas hatte wie der Blitz in ihn eingeschlagen und ihn um den Verstand gebracht. Der Impulsgeber und die Kontakte an seinem Wams deuteten darauf hin, dass er zur lebenden Zeitbombe geworden war. Die TLD-Agentin überlegte fieberhaft, wie man ihn überwältigen könnte, bevor er sich zur Explosion bringen konnte. Da meldete sich der Lordkanzler wieder. „In spätestens einer Viertelstunde wird mein Palast explodieren und uns alle vernichten!", schrie er voller Hass. „Und wenn das passiert, werde ich den Sprengsatz zünden, den ich an mir trage, und mit euch ins Verderben gehen. Alles, was ist, muss enden!" Und dann brach die Panik erst richtig aus. Über dem Lordkanzler tauchten zwei Gestalten auf, die im Antigravstrahl zu ihm herunterschwebten. Es waren Aras, die einander glichen wie ein Ei dem anderen: die Ara-Zwillinge Ojan und Afshin. Der Lordkanzler hatte sie noch nicht bemerkt. Jeder von ihnen hielt einen Paralysator schussbereit.
    Sie sahen einander an, nickten sich zu und bestrichen gleichzeitig Zanon zur Hedden mit einem breit gefächerten Paralysestrahl. Damit war Bourgo als lebende Bombe ausgeschaltet. Das änderte nichts an der Tatsache, dass irgendwo auf Koredein ein Sprengsatz versteckt war, der in weniger als einer Viertelstunde den ganzen Palast vernichten würde. Es gab keine Chance, diese Bombe rechtzeitig zu finden. Die einzige Rettung war eine möglichst rasche Flucht. June sah noch, wie Ojan und Afshin den reglos im Antigravfeld schwebenden Lordkanzler erreichten und mit ihm zu Boden glitten. Dann wurde sie von der Menge abgedrängt.
    Die junge Frau eilte in Richtung des nächsten Transmitters, aber dort versperrte eine Traube von drängenden Personen den Weg. Sie kehrte wieder um und versuchte, sich zu den Beiboothangars durchzuschlagen. Aber auch hier waren alle Wege verstopft, es herrschte ein unglaubliches Chaos. Überall tobte ein Kampf jeder gegen jeden. June wusste immerhin, dass Bourgo über eine Privatjacht verfügte, die direkt über seine Suite zu erreichen war. Diese lag im Außenring und bot einen grandiosen Ausblick ins All. Es war gut möglich, dass er in seinem Wahn sogar seine Raumfähre zerstört hatte. Aber sie erschien June als ihre einzige Chance. Sie war bereits unterwegs zur Privatsuite des Lordkanzlers, als etwas mit ihr passierte. June spürte einen unheimlichen geistigen Druck, und dann sah sie alles doppelt. Besser gesagt: Sie sah zwei verschiedene Umgebungen, die einander überlagerten. Es war, als bewege sie sich durch eine Doppelwelt.
    Da war zum einen die vertraute Umgebung des Orbitalpalastes, in der sie sich bisher bewegt hatte. Mit den kreischenden Menschen ringsum. Diese Realität wurde jedoch von einer anderen überlagert. Diese zweite Wirklichkeit war ein graues, verwaschenes Nichts, in dem Bewegung herrschte, welche aber von June nur erahnt werden konnte. Sie hatte das Gefühl, dass ein Schritt in ihrer vertrauten Umgebung auf der anderen Ebene den Sturz in einen Abgrund bedeuten konnte. Aus dem grauen Einerlei schälte sich ganz langsam ein Gesicht. Es füllte ihr gesamtes Blickfeld aus, und wegen dieser Nähe wirkte es auf June unscharf. Sie konnte es nicht genau erkennen, stellte aber eindeutig fest, dass es nicht menschlich war. Etwas wie scherenartige Beißwerkzeuge war darin zu sehen, dazu hervorquellende Facettenaugen.
    Plötzlich rückte das Gesicht in weite Ferne, als würde es rasend schnell weggezoomt. June konnte noch eine schlanke, mehrgliedrige Gestalt erkennen, bevor diese in einen alles umfassenden Nebel eintauchte. In diesem Nebel waren die Bewegungen vieler ähnlicher Gestalten zu erahnen, Hunderter, Tausender. Dann war wieder das Chaos schreiender Menschen um sie. June wurde herumgestoßen, spürte schmerzhaft, wie man gegen ihren Körper schlug. Gleich darauf war wieder diese fremde Gestalt in Großaufnahme zu sehen. Die Facettenaugen fixierten June, als wollten sie die TLD-Agentin hypnotisieren, geradezu einsaugen. Das Gesicht entrückte, verschwand im Nebel und schnellte wieder heran.
    Das geschah einige Male, während June von überschäumender, kaum zu kontrollierender Aggressivität gestreift wurde. Es waren Impulse voller Hass, voll geballtem Vernichtungsdrang - eine Besitz ergreifende, alles verschlingen wollende Attacke. Alles, was ist, muss enden! June erkannte dies als einzige gültige Philosophie dieser unheimlichen Wesen aus der anderen Existenzebene.

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