2193 - Rettungsplan Stimulation

nur Raum zum Lernen, zum Sammeln von Erfahrungen und zum Verarbeiten, sondern bestanden buchstäblich aus sich selbst wissendem und bewusstem Sein.
    Bewusstsein, das in seiner Reinheit und Transzendenz einem Bereich entstammte, der das Vorstellungsvermögen untergeordneter Lebensformen zwangsläufig überstieg und deshalb von der körperlos brodelnden Wolke puren Seins allegorisch transformierte und zur lebendigen Wissensstadt wurde.
    Einschränkende Ich-Befangenheit war es, die in physikalischen Kategorien und technischen Realisationen denken ließ, während die neue Welt Teil eines gemeinschaftlichen Bewusstseins war.
    Alle Bezüge waren verändert. Der Raum offenbarte sich in vielen einander überlagernden Dimensionen, Krümmungen, Schleifen, merkwürdigen geometrischen Formen, dynamischen Arabesken und Möbiusbändern mitten in hellem Glanz. Die Zeit war einmal beschleunigt, dann verlangsamt, zirkulär geschlossen oder mit dem Wissen verbunden, ganz aus dem eingeschränkten Erfahrungshorizont der zeitlichen Dimension untergeordneter Lebensformen herauszutreten.
    Die Transzendenz war das Bewusstsein im Kosmischen Tanz, die Vibrationen beim Überwinden der Polarität von Sein und Nicht-Sein. Der Kosmos zeigte sich als Netz wechselseitig verknüpfter Phänomene, von denen jedes alle Charakteristiken der anderen widerspiegelte. Ein informeller wie interaktiver Verbund, dessen Determination nicht durch das Einzelne, sondern von der Gesamtheit .aller Beziehungen geprägt war, eine Komplexität nach MetaRegeln.
    Und in der Ekstase manifestierte sich schließlich das atemberaubende Gefühl unerwarteter Lösungen, Eingebungen und Einsichten kosmischen Ausmaßes. Innerer Frieden und Gelöstheit, umfassende Liebe und Geborgenheit durchdrangen die entstandene Superintelligenz in ihrer Multidimensionalität.
    Die Verschmelzung zur Einen war vollendet. Und VAIAS Ruf gellte durch die vier Galaxien ihrer Mächtigkeitsballung: Für jemanden wie mich ist es nun ein Problem, sich den niederen Stufen anzugliedern. Es geht einher mit einem Verlust von Möglichkeiten, einem Transförmsyndrom: je größer die physische Konzentration, desto geringer das höher geordnete Spektrum. Eigentlich widerstrebt mir ein solcher „Abstieg" -aber ich werde bei den mir anvertrauten Völkern sein ...
    Die verwobene Struktur im Kosmos bedingte ein Alles Beinhaltendes Jetzt, bei dem jedes Teil alles enthielt und alle Teile wiederum das höhere Ganze ergaben: statt zeitlich orientiertem Nacheinander ein Gleichzeitig, statt räumlich bedingtem Nebeneinander nichtlokale Isotropie.
    Die materielle Zentrierung, als Teil im Ganzen, errichtete Grenzen, konnte expandieren und sich zusammenziehen. Ihre Zukunft erschien so offen wie ihre Vergangenheit faktisch determiniert, und Gesetze wirkten, die einen Wechsel von Leben und Tod als immer währenden Wandel und Übergang aufzeigten.
    Mit Überschreitung der Grenze, dem Verlassen der eingeschränkten Ich-Befangenheit, war für VAIA jedoch jener Zustand verbunden, der, aus Sicht des Kosmischen Bewusstseins und seiner puren Existenz im Omnipräsenten, schon immer war, ständig ist und ewig sein wird! ... und nach rund 170.000 Jahren umfasste die Mächtigkeitsballung VAIAS neben den ursprünglichen vier Galaxien auch die Sterneninseln Feigar, Shath, Khidur und Faenon. Nach wie vor stellten die letzten körperlich überlebenden Qevayaan das Hauptvolk in Tradom, der Kontakt der Völker in den Einzelgalaxien untereinander war eher lose.
    Die Galaxis Aul Eimanx befand sich nun im „Limbus-Bereich" zwischen den beiden Mächtigkeitsballungen von VAIA und MYR. Weil von beiden „beansprucht", es aber zu keiner Einigung kam, andererseits die beiden Superintelligenzen auch keinen Krieg gegeneinander führen wollten, blieb die Sterneninsel bis auf weiteres „außen vor".
    Etwa 970.000 Jahre nach VAIAS Entstehung verhieß ein Heliote, der als moralisch reines Geschöpf aus Licht in Erscheinung trat, VAIA und ihren Wesen ein neues Leben fern der galaktischen Kriege, an denen bis dahin auch die Superintelligenz teilgenommen hatte. Ihr wurde das gleiche Angebot hinsichtlich der Schaffung eines Thoregons gemacht wie MYR; beide Wesenheiten stimmten zu und leiteten die notwendigen Schritte ein.
    Der Beginn der Thatrix-Zeitrechnung war auch der Beginn der Epoche der Kriege von 385 Thadrin Länge, in der sich VAIA im PULS befand, um das Absolute Vakuum zu stabilisieren. Denn der PULS würde VAIAS neuer Lebensraum sein, während in