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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Präludium
Julie Stone
    Das Geräusch der Anzugslüfter weckte sie. Wo bin ich?, dachte Julie. Und dann erinnerte sie sich: Sie war in einer Höhle auf Triton und hatte soeben Kontakt mit dem außerirdischen Artefakt gehabt. Aber was hatte sie … war sie bewusstlos geworden? Schwache Erinnerungen schwirrten ihr durch den Kopf.
    Sie holte tief Luft.
    Eine Stimme ganz nah an ihrem Ohr riss sie aus den Gedanken. Das Helm-Com: »Julie – kannst du mich hören? Ron, ich empfange kein Signal von den Kontrollsystemen ihres Anzugs, aber ich glaube, sie lebt!«
    Kim. Ihr Teamleiter.
    Natürlich lebe ich noch. Wieso sollte ich tot sein?
    »Ihre Augen sind offen!« Jemand beugte sich über Julie und schirmte mit den Händen ihr Helmvisier ab, um die Lichtreflexionen zu verhindern. »Ich glaube, sie atmet! Julie, kannst du mich hören?«
    Kannst du mich hören? Die Worte drifteten weit fort, verschwanden in irgendeiner Ecke ihres Verstandes, stattdessen hörte Julie Stimmen in ihrem Kopf:
    Müssen noch einen Auftrag erfüllen … brauchen deine Hilfe, Julie Stone …
    Hilfe? Wie soll ich denn hel?
    Und dann hatte sie die Besinnung verloren, und die Stimmen waren nur noch tiefer in ihren Verstand eingedrungen …
    … John Bandicut hat alles aufgegeben, um die Erde zu beschützen … hat seine Heimatwelt gerettet … gefährlicher Komet …
    »Julie!«
    Sie fuhr zusammen, und der harte Panzer ihres Anzugs grub sich schmerzhaft in Schulter und Hüfte. »Ja. Ja! Mir geht’s gut; hilf mir lieber hoch!«
    Der Helm, das Visier unten, der bisher genau vor ihrem Helm, ihrem Gesicht unter dem Helm gewesen war, verschwand, Hände packten sie unter den Armen und halfen ihr auf. Und dann stand sie wacklig da, dicht umdrängt von ihren Kollegen aus der Abteilung für Exoarchäologie. Triton. Ja, sie war auf Triton, in einer unterirdischen Höhle, die hauptsächlich aus bläulichem Eis bestand und wenig Gestein; das Eis reflektierte das Halogenlicht ihrer Helmscheinwerfer.
    Und es hat mit mir gesprochen! Das Artefakt hat mit mir gesprochen! Angestrengt versuchte sie, sich zu erinnern.
    … hat die unmittelbare Gefahr abgewandt … aber es gibt vielleicht noch andere Gefahren …
    … andere …
    … andere …
    … brauchen deine Hilfe …
    Was denn nur für eine Gefahr?
    »Was ist passiert, Julie?«, fragte jemand.
    Sie schüttelte den Kopf, ihre bruchstückhaften Erinnerungen zerfielen, verschwanden. »Weiß nicht genau. Was habt ihr gesehen?«
    Julie war außer Stande, sich zu konzentrieren, und wusste nicht, wer ihr die Frage gestellt hatte. Es war Kims Stimme: »Das Objekt hat geleuchtet. Es schien irgendwas zu machen – hat sich immer schneller bewegt. Du bist bewusstlos geworden. Das Ding da hat sich noch ungefähr zehn Sekunden lang bewegt, dann ist es erstarrt – genau in dem Moment, als wir dich gefunden haben.«
    Immer schneller bewegt? Sie erinnerte sich an das Artefakt: eine Ansammlung aus schwarzen und silbernen Kugeln, die durcheinander wirbelten und sich dabei gegenseitig zu durchdringen schienen; die Kugeln waren angeordnet wie eine auf dem Kopf stehende Pyramide.
    »Habt ihr irgendwas gehört?«
    Durch die schimmernden Helmvisiere konnte sie die Gesichter ihrer Kollegen nicht erkennen, doch hörte sie die Verwirrung in ihren Stimmen. »Wir haben nichts gehört«, antwortete Kim. »Was hast du den gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht so genau.« Julie drängte sich durch ihre in Raumanzügen steckenden Kollegen – dann, einem plötzlichen Drang folgend, drehte sie sich um und sah zu dem Objekt, dem außerirdischen Artefakt, zurück. Die Kugeln waren schwarz und schillerten, sie waren nicht silbern. Der Translator, so hatte John Bandicut es genannt. Oder hatte sie diesen Begriff von dem Ding selbst gehört? Durchaus möglich.
    »Julie?«, hörte sie Kim fragen. »Kannst du uns sagen, was passiert ist?«
    »Ich weiß nicht …« Ihre Stimme versagte ihr den Dienst, doch sie versuchte weiterzusprechen. »Ich glaube nicht. Noch nicht. Ich muss wohl erst mal in Ruhe darüber nachdenken.« Sie drehte sich leicht nach rechts und konnte endlich die Augen ihres Kollegen durch dessen Helmvisier erkennen. »Können wir jetzt gehen?«
    Kim hob die Augenbrauen. »Also schön. Alle Mann raus hier! Wir bringen Julie zum Rover zurück!«
    Als Julie Kim folgte, versuchte sie sich wieder an die Worte und Bilder zu erinnern, die sie gehört und gesehen hatte – vergebens: Gedanken und Stimmen

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