2199 - Düstere Zukunft
Äolentor, die Superintelligenz der Baolin-Nda, Wechselbalg und Zero - sie schienen den PULS verlassen zu haben. Offenbar hatte Hismoom seinen Doppelagenten tatsächlich rechtzeitig gewarnt. „Perry!" Mondras Stimme klang drängend, fast verzweifelt. „Wir haben nur noch zwanzig Minuten!"
„Ich weiß." Er ergriff Mondras Hand, drehte sich um und trat wieder durch die Wand.
Rhodan spürte sofort, dass es diesmal anders war. Die Brücke schien unter seinen Füßen zu schwanken, als wolle sie ihn abschütteln.
Als ahne die Brücke, dass ihr Ende gekommen war, und wolle die beiden Personen mit sich in den Untergang reißen, die sie für dieses Ende verantwortlich machte oder die sie zumindest als Letzte überhaupt benutzten.
Perry hielt Mondra fest und kämpfte sich mit unsicheren Schritten vorwärts.
Das irrlichternde Treiben jenseits der Bohlen schien so stark wie nie zuvor zu toben. Sterne, Planeten und Galaxien zogen nicht mehr an ihm vorbei, sondern rasten geradezu, kollidierten überall, als wollten sie mit Gewalt einen neuen Urknall auslösen, der das Ende nur beschleunigen würde.
Mondra schrie auf, stolperte. Perry spürte, wie ihre Hand seinem Griff entglitt. Sie stürzte, prallte auf die Hüfte und einen Ellbogen, versuchte sich wieder aufzurichten, glitt jedoch auf den glatten Bohlen aus. Langsam rutschte sie vom Steg.
Perry war schwindlig. Er ließ sich fallen, prallte auf die Bohlen, schloss die Augen. Doch dann hoben sie sich unter ihm, senkten sich wieder, richteten sich erneut auf. Er hörte ein lautes Knirschen. Wie von morschem Holz, das unter dem Schlag einer Axt zerbricht, dachte er entsetzt und öffnete die Augen wieder.
Seine Beine baumelten im Universum. Galaxiencluster trieben durch die Stiefel, eine Supernova explodierte in einem Knie.
Mit der einen Hand hielt er sich an den Bohlen des Stegs fest, die andere streckte er nach Mondra aus. Er bekam ihren, SERUN an einer Schleife am Rücken zu fassen, gerade als sie endgültig vom Steg zu fallen drohte. Der Ruck schien sein Schultergelenk zu sprengen, in dem gerade ein Schwarzes Loch einen Neutronenstern verschlang.
Einen Augenblick lang befürchtete er, ihr Gewicht nicht tragen zu können. Es zerrte ihn ebenfalls hinab. Dann gelang es ihm, Mondra hin und her zu schwingen, bis sie schließlich mit beiden Händen eine Bohle zu fassen bekam. Das technische Innenleben ihrer Schutzanzüge war ausgefallen; sie waren allein auf ihre Körperkraft angewiesen.
Mondra zog sich hoch, das Gewicht an Perrys Hand wurde erträglicher, und dann brach die Bohle, an der die Frau sich hochziehen wollte, mitten durch.
Mondra schrie auf und Perry auch. Die Mutter seines Sohnes stürzte wieder hinab. Um ihre Beine drängten sich Schwarze Löcher und Dunkelwolken, Kugelsternhaufen und Galaxien, Neutronensterne und Dunkle Materie und schienen an ihr zu ziehen und zu zerren.
Das Gewicht an Perrys Arm wurde unerträglich, doch irgendwie gelang es ihm erneut, Mondra hin und her zu pendeln. Ihre Finger streiften eine Bohle, glitten ab, bekamen sie beim nächsten Versuch zu fassen.
Wieder brach die Bohle, doch Mondra hatte mit der anderen Hand schon die nächste ergriffen, zog sich daran hoch, schwang ein Bein, bis es ebenfalls massives Graphit in Balkenform berührte.
Mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze schwang die ehemalige Zirkusartistin und Geheimagentin sich hoch. Der unerträgliche Schmerz in Perrys Arm ließ nach. „Wie lange noch?", keuchte sie. „Ein paar Minuten." Perry kroch voran, schloss die Augen, um das irrlichternde Treiben jenseits des Stegs nicht mehr sehen zu müssen. Die Gestalt gewordenen Trugbilder peitschten sich gegenseitig hoch, als wollten sie seinen Geist mit aller Gewalt in absolute Verwirrung stürzen.
Er kroch weiter, Mondra dicht hinter ihm, wagte nicht, auf die Uhr zu sehen. Was würde geschehen, wenn Hismoom die Brücke vernichtete und sie sich noch auf ihr befanden?
Würden ihre Körper tatsächlich ins Universum stürzen und zu neuen Sonnen oder gar Galaxien werden?
Alles nur Trug, dachte er. Weiter, weiter!
Er glaubte, ein Zerren an seinen Füßen zu spüren, ignorierte das Toben des Orkans, der ihn in den Abgrund des Universums schleudern wollte, kroch weiter, immer nur weiter, in den Nebel, vor das Tor. „Brücke, drehen!" krächzte er, und mit einem ohrenbetäubenden Kreischen und Donnern kam sie seiner Anweisung nach.
Eine Stunde, hat Hismoom gesagt! Keine Sekunde länger!
Schmerzen hämmerten in seinem
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