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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er erstaunt. „Sollte man so etwas für möglich halten? Ich höre, daß du mich um mein wohlverdientes Geld betrügen willst!“
    Ich kam nicht dazu, ihm auf diese Worte eine Antwort zu geben, denn Halef tat dies an meiner Stelle. Seine Unterredung mit dem Wirt war zu Ende. Er war hinter dem Fährmann hergekommen, stand nun mit seinem Rücken an der Tür und hatte seine Forderung und meine Antwort gehört. Jetzt schob er ihn schnell zur Seite, trat vor und sprach ihn zornig an:
    „Betrügen? Mensch, wie darfst du es wagen, diesen weltberühmten und mächtigen Emir einen Betrüger zu nennen! Er ist so gnädig gewesen, mit deinen armseligen fünf Piastern einverstanden zu sein; er hat dir deutlich und bis zur vollsten Überzeugung bewiesen, daß du dieses Geld für deine Faulheit herauszugeben hast, und nun du uns darum betrügen willst, bist du so frech, den Betrug ihm in das Gesicht zu werfen. Ich frage dich, ob du sie sofort bezahlen willst oder nicht?“
    Er griff mit der Hand nach seiner im Gürtel steckenden Peitsche.
    „Ich habe nicht zu bezahlen, sondern zu bekommen“, behauptete der Mann, der die Schnellfertigkeit Halefs nicht kannte und also gar nicht ahnte, was für ein Gewitter drohend über ihm stand.
    „Zu bekommen? Schön! Du sollst erhalten, was du verdienst, und zwar sogleich! Hier hast du es, hier – hier – da – da und da!“
    Die Peitsche flog heraus und knallte dem Mann so kräftig auf den Rücken, daß er sich mit einem Schrei des Schmerzes zur Flucht wandte. Halef eilte hinter ihm drein und versetzte ihm Hieb auf Hieb, bis er ihn zur vorderen Tür hinausgetrieben hatte; dann kehrte er zu uns zurück und sagte, vor Vergnügen strahlend:
    „Das ist die einzig richtige Sprache, in welcher man mit solchen Menschen zu reden hat! Fünf Piaster für seinen Schlaf und unser Warten verlangen und auch noch von Betrug sprechen! Sihdi, deine Berechnung war sehr schlau; aber meine Bezahlung war noch besser!“
    „Wie aber, wenn er sich bei der Behörde über dich beschwert?“ warf Lindsay ein.
    „Bei der Behörde? Wie würde ich mich freuen, wenn sie käme! Sie würde die Fortsetzung des Anfangs bekommen, den ich ihm zu schmecken gegeben habe. Sihdi, bist du mit mir einverstanden?“
    „In diesem Fall, ja. Die Hiebe waren ganz gut angebracht.“
    „Hamdullillah! Endlich gibst du dich einmal als wahren Freund meiner Nilpferdhaut zu erkennen. Das bringt dir den Glanz meiner Achtung und die Fülle meiner Ehrerbietung ein. Deine Zufriedenheit ist mir eine wahre Wonne!“
    „Hoffentlich brauche ich sie dir auch in Beziehung auf dein Gespräch mit dem Wirt nicht vorzuenthalten?“ fragte ich mit gedämpfter Stimme.
    „Du brauchst nicht zu flüstern, sondern kannst so laut sprechen, wie es dir beliebt, Sihdi.“
    „Wo ist er jetzt?“
    „Er ruht in den Armen des heißen Zuckerwassers und hat den hineingegossenen Raki als Kissen unter den Kopf genommen.“
    „Und sein Gehilfe, der Somali?“
    „Bei dem ist's umgekehrt: Er liegt im Raki und hat das Zuckerwasser als Ruhekissen. Ihre Seelen lustwandeln in dem Land der Träume, und aus ihren Kehlen erschallt die Musik aller Himmel Mohammeds. Horch!“
    Als wir still waren, hörten wir ein kräftiges, sägeartiges Schnarchen.
    „Das ist der Somali“, erklärte Halef. „Er liegt mit dem Kopf in der Holzkohlenasche und schneidet mit dem Minschar (Säge) seines Gaumens Baumstämme auseinander.“
    „Und der Kawedschi?“
    „Der ruht am Ufer des Flusses und war um keinen Preis dazu zu bewegen, herunter in das Wasser zu steigen; dann schlief er ein.“
    „Am Fluß? Er hat das Haus verlassen?“
    „Nein. Er stieg mit mir, um mir dort etwas zu geben, die unter das Dach führende Leiter hinan. Bei der Rückkehr sank er in Frieden neben der Leiter hin und sagte, wenn ich ertrinken wolle, möge ich allein hinunterspringen, er aber werde vorsichtig auf dem Trockenen bleiben. Wenn du ihn sehen willst, will ich dir ihn zeigen.“
    „Was hat er dir gegeben?“
    „Einen Brief.“
    „An wen?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Wer hat ihn geschrieben?“
    „Auch das ist mir unbekannt.“
    „Ist er nicht mit einer Adresse versehen?“
    „Es stehen die Zeichen des Ringes darauf. Hier ist er.“
    Er zog ein viereckig zusammengefaltetes und mehrfach versiegeltes Papier aus der Tasche und gab es mir. Man hatte sich eines gewöhnlichen Geldstücks als Petschaft bedient. Auf der Adreßseite sah ich ein mit Tinte geschriebenes Sâ, welches mit einem Lâm

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