2205 - Das Blut der Veronis
Fieberwahn sah er Raphid-Kybb-Karter über ihn wachen, so als gestatte er ihm keine erlösende Ohnmacht, um sich an seinem Elend ergötzen zu können.
Irgendwann ließ dieser gnadenlose Folterknecht dann doch von ihm ab, und Rhodans Körper beruhigte sich allmählich. Aber es hatte eine kleine Ewigkeit gedauert, bis der Zellaktivatorchip das mörderische Gift des Krin Varidh endlich abgebaut und neutralisiert hatte. Rhodan glaubte nicht, dass er eine solche Folter noch einmal überleben würde. „Das war die längste Stunde meines Lebens", hörte er Atlan mit furchtbar entstellter Stimme sagen.
Rhodan stemmte sich hoch und sah Jadyel leblos neben sich liegen. Überraschenderweise war das Gesicht des toten Motana nicht von Schmerz verzerrt. Es war völlig entspannt, und ein leises, zufriedenes Lächeln lag um seinen Mund. „Wie lange hat es gedauert, Arkonide?", fragte Rhodan,. „Eine volle Stunde", antwortete Atlan. „Mein Extrasinn kann- nicht irren. Willst du Details, Perry?"
„Nein, danke."
Rhodan bedauerte Atlan in diesem Moment für seinen Extrasinn, weil er ihm eine exakte Statistik lieferte. „Wir könnenuns bis zum Einbruch der Nacht ausruhen", sagte, Rhodan. Erst dann würden sie versuchen, die sicheren Wälder zu erreichen.
Aber vorher gab es noch etwas zu tun.
Sie hoben mit ihrem Werkzeug eine Grube aus und betteten Jadyels sterbliche Überreste hinein. Dann schichteten sie einen Berg aus Steinen auf sein Grab.
Atlan gab dem Motana ein paar Verszeilen aus dem Choral an den Schutzherrn zum Geleit auf seine letzte Reise.
Dann brachen sie auf. Die Werkzeuge ließen sie zurück; ihr Gewicht hätte sie auf ihrem Marsch nur behindert.
EPILOG
Raphid-Kybb-Karter
Er schäumte vor Wut, als seine Spione in Baikhalis ihm die Namen der beiden Verräter durchgaben. Ausgerechnet seine ranghöchsten Offiziere hatten ihn hintergangen. Sein Stellvertreter Peer-Kybb-Kalla und sein Mannschaftsführer Algho-Kybb-Rasta. Er hätte sie auf der Stelle umbringen können. Abendas hätte den Gouverneur Famah-Kybb-Cepra, in dessen Sold sie standen, nur vorgewarnt.
Er musste einen subtileren Weg wählen.
Bald kam ihm die rettende Idee. Vor ihm tauchte das Bild des silberbärtigen Albinos auf, der heute Morgen nicht in der Schlüsselkammer erschienen war.
Sein Name war Atlan. Raphid-Kybb-Karter nahm an, dass er sich ihm durch Flucht entziehen wollte., Wer weiß, vielleicht könnte ihm das sogar gelingen, dachte er. Wenn er der Neuropeitsche standhalten konnte, würde er' vielleicht auch das Gift des Krin Varidh überleben.
Er rief nach Peer-Kybb-Kalla und Algho-Kybb-Rasta und befahl ihnen: „Steigt in den Heiligen Berg hinab und bringt mir die Schädel der drei flüchtigen Sklaven!"
„Aber ... ihre Krin Varidh müssen sie inzwischen umgebracht haben", stotterte Peer-Kybb-Kalla entsetzt. „Das sind zähe Burschen", sagte Raphid-Kybb-Karter. „Ich glaube erst, dass sie tot sind, wenn ihr mir ihre Köpfe gebracht habt."
Raphid-Kybb-Karter ließ die beiden Verräter mit Kameras ausstatten und schickte sie, nur sie zwei, in die Tiefe des Heiligen Berges hinab. Er wollte ihren Tod auf diese Weise miterleben.
Der Herr über den Heiligen Berg konzentrierte sich auf den Abstieg der beiden Verräter. Er lehnte sich entspannt zurück und betrachtete genüsslich die gelieferten Bilder. Peer-Kybb-Kalla und Algho-Kybb-Rasta waren bereits tief in die Hölle des Heiligen Berges vorgedrungen.
An ihrem irrationalen Verhalten und ihrem Gestammel erkannte er, dass sie bereits unter dem paramentalen Druck litten. Die pionischen Entladungen würden sie früher oder später in den Wahnsinn treiben.
ENDE
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