2205 - Das Blut der Veronis
schüttelte den Kopf. Er setzte sich auf den Hang, umklammerte sine Knie und starrte zum Horizont. „Ihr müsst von nun an euren Weg alleine gehen", sagte Jadyel. „Meiner ist hier zu Ende. Ich habe erreicht, was ich wollte. Dank euch."
„Das wird schon wieder", redete Rhodan ihm zu .„Morgen Nacht machen wir uns in den Wald von Pardahn auf. Und dich nehmen wir mit."
Jadyel sah ihn seltsam verloren an, und Rhodan verstand. Der Krin Varidh!
Rhodan wechselte einen Blick mit Atlan, und der Arkonide nickte. Es war bald so weit. „Ihr werdet versuchen, Baikhal Cain zu verlassen, richtig?", sagte Jadyel vor, sich hin. „Ihr wollt zu euren eigenen Sternen zurückkehren. Das wird nicht einfach sein, weil die einzigen Raumschiffe, die auf Baikhal Cain verfügbar sind, sich in den Händen der Kybb-Cranar befinden. Ich empfehle euch daher, Kontakt zu meinem Volk aufzunehmen. Die Motana werden euch helfen. Geht in die südlichen Wälder und versucht, zur Residenz von Pardahn zu gelangen. Die Motana dort, mein Volk, werden früher oder später auf euch aufmerksam werden. Wenn ihr Kontakt zu ihnen habt, sucht bitte meine Familie auf."
Jadyel machte eine Pause und kramte in seinen Taschen. Schließlich förderte er einen kleinen Lederbeutel zutage und händigte ihn Rhodan aus. Der Terraner war seltsam berührt, als er ihn entgegennahm. Ihm war, als empfange er Jadyels Vermächtnis. „In diesem Beutel befinden sich meine persönlichen Andenken", fuhr Jadyel fort. „Es ist alles, was ich besitze, mein größter Schatz. Wenn es. dir möglich ist, übergebe mein wertvollstes Gut bitte meiner Familie, Rhodan."
„Ich werde es tun", sagte Rhodan beklommen. „Das verspreche ich."
Jadyel entspannte sich. Er sagte: „Ihr wirkt beide sehr vital und jugendlich.
Aber seid ihr das wirklich? Aus euch spricht auch die Weisheit des Alters. Wie ist das zu erklären?"
„Wir sind jung und alt zugleich", antwortete Rhodan. „Als ich neununddreißig und ein halbes Jahr alt war, wurde mein Alterungsprozess gestoppt. So alt bin ich biologisch gesehen. Aber an gelebten Jahren zähle ich über dreitausend."
Jadyel nickte, als sehe er sein Gefühl bestätigt. „Und Atlan?"
Rhodan sah den Arkoniden an, aber der gab ihm ein Zeichen, für ihn zu sprechen. „Atlan ist in jeder Beziehung älter als ich. Biologisch gesehen befindet er sich im 43. Lebensjahr. Aber tatsächlich hat er - alles in allem - 23.000 Jahre auf dem Buckel."
Rhodan blickte zu Atlan, und der schmunzelte. Rhodan fügte hinzu: „Die längere Lebenserfahrung bedeutet aber nicht, dass Atlan weiser ist."
Jadyel nickte, ohne auf diesen spitzfindigen Seitenhieb Rhodans einzugehen; vermutlich verstand er ihn nicht einmal.
Nun erweckte der Motana den Eindruck, dass er alles getan hatte, was zu tun war, und er alles erfahren hatte, was er wissen wollte. Er schien zum Sterben bereit.
Aber Rhodan irrte, wenn er glaubte, dass der Motana endgültig mit allem abgeschlossen hatte. Es gab noch etwas von Wichtigkeit für ihn.
Jadyel stimmte den „Choral an den Schutzherrn" an. Ich danke dir, oh Dank dir, Jopahaim, begann der Motana. Es war Jadyels persönlicher Dank an den Schutzherrn. Ich folge dir durch den Sternenozean, gehorche Jopahaim.
Jadyel sang weiter. Auf einmal setzte eine zweite Stimme ein. Sie war rauer, lange nicht so melodisch wie die Jadyels, aber um nichts weniger hingebungsvoll.
Atlan war gewiss kein großartiger Sänger, aber er legte sein ganzes Herzblut hinein, als er in das Dankeslied des Motana einstimmte.
Und er beherrschte den Choral, dank seines fotografischen Gedächtnisses, geradezu perfekt und änderte den Text auf Jadyels persönliche Bedürfnisse ab, wo es nötig war. Und Jadyel dankte es dem Arkoniden, dass er ihn auf seinem letzten Weg begleitete, indem er seine Hand ergriff und drückte.
Rhodan lauschte. Die ersten Sonnenstrahlen tasteten über das Land ...
Plötzlich brach Jadyel den Gesang mit einem Griff an seinen Hals ab. Und auch Rhodan spürte im selben Moment einen Stich im Hals. Das war der Auftakt zu einem nicht enden wollenden Trip durch eine Hölle aus qualvollen Schmerzen.
Rhodan war tausend Tode gestorben, bevor die Raserei in seinem Körper abklang. Immer wieder war sein Herz von furchtbaren Krämpfen befallen worden.
Er meinte zu ersticken und glaubte zu verbrennen. Dann wieder wurde er von Kälteschauern geschüttelt. Er verlor immer wieder das Bewusstsein, aber die Wogen des Schmerzes weckten ihn stets. In seinem
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