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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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der nichts zu essen und nur ein paar Schlucke zu trinken abbekommen hatte, stand am Gitter und überlegte.
    Welche Pflanzen konnte er am sinnvollsten beeinflussen? Das war inmitten der Steppe gar nicht so einfach. In der Nähe des Dschungels hätte er die Hilfe der Bäume erzwingen können.
    Aber hier? Das Holz des Käfigbodens konnte er zwar sprießen lassen, wie er bereits ausprobiert hatte. Aber die Sprösslinge hatten nicht genug Kraft, um die Käfigstäbe zu umwickeln und diese zu sprengen. Und das Gras? Ebenfalls zu schwach.
    Irgendwelche verborgenen Wurzeln im Boden?
    Daa’tan verdrängte mit aller Macht die heraufdämmernde Erkenntnis, dass er auch hier den Mund zu voll genommen hatte. Er ließ keine Kritik an sich zu, schon gar nicht von sich selbst. Und er war froh, dass Grao sein Echsenmaul hielt und ihn in Ruhe ließ.
    Zwei Wächter patrouillierten vor dem Käfig auf und ab, einer an jeder Längsseite. Daa’tan konnte sie im schwachen Licht der schmalen Mondsichel nur als schwarze, sich bewegende Schemen erkennen. Da der Käfig abseits stand, wurde er vom Schein der Feuer nicht beleuchtet.
    Da, was war das? Hatte sich nicht eben das Gras bewegt, gar nicht weit vom Käfig? Daa’tan sah genauer hin. Aber er bemerkte nichts mehr. War es nur der Wind gewesen?
    Der Wächter kam an der besagten Stelle vorbei. Als er sie gerade passiert hatte, wuchs hinter ihm ein mächtiger Schatten in die Höhe. Daa’tan erschrak. Fasziniert beobachtete er das Schauspiel, so gut es die Lichtverhältnisse eben zuließen.
    Der Schatten packte den Wächter am Hals und zog ihn ins Gras. Blitzschnell ging das. Ein Röcheln war zu hören, ein kurzes Knacken. Dann nichts mehr.
    Der junge Mann spürte sein Herz plötzlich hoch oben im Hals schlagen. Bekamen sie unerwartet Hilfe? Der Schatten blieb unten im Gras. Er robbte nun unter dem Käfig hindurch, der auf vier hüfthohen Beinen stand. So konnten keine Snaaks oder Scoorps hinein. Auch den zweiten Wächter erwischte der Tod aus dem Gras.
    Der Schatten kam tief geduckt näher. Direkt vor dem Käfig richtete er sich auf.
    Mombassa! Ohne Lioonschädel, dafür kahlköpfig. Daa’tan hatte alles erwartet, aber das nicht.
    Der Hüne sah sich kurz um. Dann bog er fast spielerisch zwei Gitterstäbe auseinander. Er atmete dabei nicht einmal stärker. »Los, haut ab«, flüsterte er, während sich Daa’tan und Grao durch die Lücke zwängten. »Wo die Tsebras von euch stehen, wisst’er ja sicher. Ich bleib auf alle Fälle in eurer Nähe, falls ich noch mal irgendwie eingreifen muss.«
    Daa’tan sah ihn fast feierlich an. »Für deine Hilfe werde ich dich zum Zweiten Heerführer machen, Mombassa, auch wenn du stinkst wie…«
    »Red jetzt kein Wakudascheiß.« Mombassa packte ihn am Kragen, zog ihn blitzschnell zu sich her und beugte den Kopf.
    »Wegen euch hab ich zwei von meine Männer abmurksen müssen. Also haut jetzt bloß ab. Und lass dir nicht einfallen, Jüngelchen, noch mal zurück zu kommen und unseren König Yao bei den Eiern packen zu wollen!« Er ließ ihn wieder los.
    Daa’tan schnappte nach Luft. »Soll ich dir zeigen, wie ich den bei den Eiern packe? Ich geh jetzt zu seinem Zelt und –«
    Grao legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sei nicht töricht! Komm, wir müssen weg.«
    Der junge Mann wand sich. Er versuchte Graos Hand abzuschütteln. »Lass mich los…«
    Grao seufzte. »Die größten Heerführer eurer Geschichte haben sich in schwierigen Lagen zurückgezogen und ihre Strategie überdacht«, behauptete er, »bevor sie neu angriffen und ihre triumphalsten Siege errangen.«
    Daa’tan entspannte sich. »Meinst du? Na gut, wir gehen. Aber wir kommen zurück!« Er verschwand in der Finsternis.
    Der Daa’mure huschte hinterher.
    »Ganz schön aufmüpfig, das Jüngelchen«, murmelte Mombassa, der sich ebenfalls wieder zurückzog. »Ganz dicht scheint der mir nicht…«
    Für die rund einhundert Tsebras der Kavallerie hatten die Huutsi ein zerlegbares Gatter aufgebaut, das sie auf zwei von Wakudas gezogenen Wagen mitführten. Daa’tan und Grao näherten sich der Umzäunung.
    Hier war ständig Bewegung. Einige Tiere grasten, andere trabten schnaubend umher, während sich zwei Hengste gerade einen Rangkampf lieferten. Sie stiegen wiehernd hoch und schlugen mit ihren Vorderhufen aufeinander ein. Der kleinere gab auf und galoppierte davon, während ihn der Sieger noch ein Stückweit verfolgte und nach ihm biss. Das brachte zusätzliche Unruhe ins Gatter. Die Wächter

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