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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Residenz näherte.
    Es sei denn, William Craigh schluckte krampfhaft, es sei denn, die Stahlorchidee sinkt ihrerseits tiefer.
    Jon schaute nach oben und redete auf das verwaschene Holo ein, das über seinem Handrücken entstanden war. Er zuckte mit den Achseln. „Ich bekomme keine Verbindung zur Medostation.
    Irgendetwas stört."
    Die Kapsel schwebte beinahe schon auf Tuchfühlung neben der dicker werdenden Mittelsäule des Regierungsgebäudes. Von unten gesehen wirkten die fünf Seitenflügel wie weit geöffnete Blütenblätter.
    Einen Kilometer hoch hing die Stahlorchidee über Terrania City, ihre obersten Etagen lagen noch einmal tausend Meter höher.
    Wir sind zu nahe!, registrierte Craigh.
    Mit schrillem Kreischen schrammte die Liftkapsel an dem Bauwerk entlang. Grelle Entladungen zuckten durch die Schwärze der Nacht, zugleich setzten die Absorber aus. Eine Titanenfaust fegte Craigh von den Beinen, er riss instinktiv die Arme hoch und versuchte, den Aufprall abzufangen ...
    ... falls die Kapselhülle sich nicht verflüchtigte.
    Da war ein milchiger Schleier: Auflösungserscheinungen der Formenergie trotz integrierter Stabilisatoren! Aber schon schlug Craigh auf; ein stechender Schmerz raste sein Rückgrat entlang. Im nächsten Moment stand die Welt Kopf.
    William Craigh wurde wie eine Puppe herumgewirbelt. Er hatte keine Chance, in den deutlicher werdenden Nebelschwaden Halt zu finden. Jon und er würden sterben, das war das Einzige, was ihm noch durch den Sinn schoss. Die Technik versagte, die Liftkapsel war an der Stahlorchidee abgeprallt, und einen Sturz aus tausend Metern Höhe überlebte niemand.
    „Will...!" Der gellende Aufschrei zwang ihn, sich herumzuwälzen. Nur eine Armlänge vor ihm lag Jon.
    Es mutete makaber an, wie sich seine Finger in etwas Unsichtbarem festzukrallen schienen, das unter den Händen wie hauchdünner Nebel aufwogte. Trotzdem rutschte er langsam ab.
    Im letzten Moment packte Craigh zu. Er bekam ein Handgelenk des Kollegen zu fassen und umklammerte es mit aller Kraft. Jonathan Apho keuchte. Sie überschlugen sich mitsamt den Resten der Liftkapsel, das war nun deutlich zu spüren. Und über ihnen schob sich ein blaues Lodern heran.
    Im selben Sekundenbruchteil wurde Craigh zur Seite gefegt. Er schrammte über eine hell erleuchtete glatte Fläche, wurde zurückgeschleudert und sah plötzlich über sich die bleiche Sichel des Mondes. Jons Handgelenk hielt er nicht mehr umklammert, er stürzte selbst haltlos in die Tiefe und würde im Park zerschmettern. Panik empfand er nicht, nur eine unendliche Leere; der Tod kam mehr als hundert Jahre zu früh. Stürzte die Solare Residenz ab? Aus den Augenwinkeln heraus sah Craigh die Mittelsäule schon dicht über dem See. Zweihundert Meter war das Wasser tief, ein monströses Futteral, das der Residenz im Katastrophenfall als Stütze dienen sollte. Aber hieß es nicht, dass selbst bei vollständigem Energieausfall Notaggregate die Stahlorchidee innerhalb von zehn Minuten zu Boden schweben ließen?
    Nur ein Bruchteil dieser zehn Minuten konnte verstrichen sein. Hoch spritzte das noch nicht abgepumpte Seewasser auf, als die Residenz eintauchte – eine Flutwelle, die weite Grünflächen überschwemmte.
    Craigh stürzte zwischen zwei Seitenflügeln hindurch. Ihn entsetzte, wie klar er sein eigenes Ende analysierte. Ihm blieben noch einige lächerliche Sekunden, aber er schaffte es nicht mehr, die Augen zu schließen. Gleichzeitig schrie er sich schier die Seele aus dem Leib.
    Endlich begriff er, dass er nicht weiter stürzte. Etwas hatte ihn unmerklich aufgefangen und zog ihn auf den Schaft der Residenz zu. Es musste ein Traktorstrahl sein.
    Vor ihm öffnete sich eine Schleuse. Von da an hafteten nur noch Erinnerungsfetzen in William Craighs Gedächtnis. Helligkeit schlug über ihm zusammen ... Zitternd rollte er sich auf dem kahlen Boden zusammen ... Gesichter über ihm, Stimmen, die er nicht verstand ... der leichte Druck einer Injektion.
    Dann nur noch wohlige Wärme und das Gefühl von Geborgenheit.
     
    *
     
    Es regnete weit heftiger, als die Wetterkontrolle angemeldet hatte. Solk Othaft zog den Kragen enger und raffte den Stoff um den Magnetsaum mit einer Hand zusammen. Er lief schneller. Trotz der Wasser abweisenden Kleidung fühlte er sich klamm. Der Regen lief ihm schon die ganze Zeit vom Haar in den Nacken.
    Nach einer anstrengenden Doppelschicht am zentralen Frachttransmitter hatte er nur noch den Wunsch, so schnell wie möglich Ruhe

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