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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wuchs das bedrohliche Gefühl, dass bald nichts mehr so sein würde, wie es einmal gewesen war. Seine Rechte verkrampfte sich um den Flaschenhals.
    „Ich will ... die Börse von Olymp!" Sein Zungenschlag war schwer geworden. „Oder ... irgendeine ..."
    Der Servo reagierte nicht. Al Kammerer fluchte. Augenblicke später lehnte er an der Panoramaverglasung und starrte aus weit aufgerissenen Augen über die Hauptstadt hinweg. Vergeblich suchte er nach dem blauen Widerschein der Solaren Residenz. Das Wahrzeichen von Terrania war verschwunden.
    Die Stirn ans Glas gepresst, überlegte er, wie Perry Rhodan die bevorstehende Veränderung genannt hatte. Irgendwas mit Hyper... In den Straßenschluchten schwebten kaum noch Gleiter, die sonst hell erleuchteten Fußgängerbrücken und energetischen Transportbänder waren weitgehend erloschen. Nur hie und da zeigte sich ein fahles Flackern.
    Die Furcht sprang ihn an. Kammerer zog den Kopf zwischen die Schultern, als müsse er einer unsichtbaren Bedrohung ausweichen. Im selben Moment durchbrach ein überlautes Klirren die Stille; die Vurguzzflasche war ihm aus den Fingern gerutscht und zerbrochen.
    „Scheißhyperinkontinenz ..." Sekundenlang versuchte er, die düstere Skyline und die Scherben gleichzeitig zu fixieren, dann ließ er sich an der Scheibe entlang auf die Knie sinken und sammelte die Splitter auf. Den stechenden Schmerz am Handgelenk ignorierte er. Erst als sich die grüne Vurguzzlache rot färbte, registrierte er die tiefe Schnittwunde. Aus einer Ader quoll Blut.
    Er drehte den Arm sogar noch so, dass er zuschauen konnte. Vielleicht war das die Lösung seiner Probleme. Er hatte sich den Tod immer schmerzhaft vorgestellt – aber gar nichts zu spüren, das machte es verlockend. Der Alkohol nahm ihm den Schmerz ...
    Er spürte, dass ihm die Sinne schwanden – ein Prickeln in seinem Schädel breitete sich über den ganzen Körper aus –, und hasste sich für sein Zögern.
    Ich gebe nicht auf! Mit letzter Kraft packte er zu. Der Daumen der unverletzten Hand grub sich über der Wunde ins Fleisch. Der Blutstrom versiegte nicht sofort, aber schließlich tropfte es nur noch von seinem Handgelenk. Sein Herzschlag raste. Alles um ihn herum drehte sich in einem rasenden Wirbel. „Servo", keuchte Al, „hilf mir!" Er kippte zur Seite. Klebrige Nässe war überall. Al Kammerer glaubte noch, Schritte zu hören, dann schwanden ihm endgültig die Sinne.
     
    *
     
    „Es geht nicht mehr aufwärts!" William Craighs Blick sprang von einer Seite zur anderen. Er schaffte es nicht, sich auf eines der fernen Gebäude zu konzentrieren. Dann aber streckte er die Arme aus und atmete erleichtert auf, als seine Hände über den unsichtbaren Widerstand tasteten. „Wenigstens ist die Kapsel noch stabil." Seine Stimme bebte.
    „Bist du krank?", fragte Jonathan Apho.
    Craigh schwieg. Sein Unbehagen wuchs. Nie hatte er die Liftkapsel aus transparenter, Formenergie als ungewöhnlich empfunden – jetzt glaubte er, ersticken zu müssen. Es war, als hätte sich eine unsagbar schwere Last auf seinen Brustkorb gelegt.
    „Ich informiere die Medostation", sagte Apho.
    Im ersten Moment wollte Craigh heftig widersprechen, doch er schwieg und taxierte lediglich seine Fußspitzen. Mindestens achthundert Meter unter ihm lag der künstliche See. Einige Menschen oder Roboter im Schein der Uferbeleuchtung erschienen ihm winzig klein wie Ameisen.
    „Die Kapsel steht still." Vorübergehend schaffte es Craigh, die Augen zu schließen und seine Benommenheit abzustreifen. Er dachte an den Frachter, den er im Orbit inspiziert hatte und dessen Besatzung auf Landeerlaubnis wartete. Nie hatte er ein ähnlich heruntergekommenes Schiff gesehen – in diesen Minuten erging an den Kommandanten die Order, Luna anzufliegen.
    „Du siehst Gespenster", widersprach Apho. „In wenigen Sekunden werden wir andocken."
    Ein neuer Blick in die Tiefe. Der See im Zentrum des Residenzparks, die weitläufigen Grünanlagen und die angrenzenden Bauten schrumpften nicht weiter. Aber die gewaltige, blau schimmernde Stahlorchidee über der Kapsel war merklich größer geworden. Craigh wusste, dass sein Freund Recht hatte. Spätestens in dreißig Sekunden würde der Lift an der Mittelsäule der Solaren Residenz andocken.
    Andererseits ... Benommen schüttelte er den Kopf und blickte aus zusammengekniffenen Augen in die Tiefe. Es war unmöglich, dass der See und der Park nicht weiter zurückfielen, die Liftkapsel sich aber dennoch der

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