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2224 - Spezialagent 707

Titel: 2224 - Spezialagent 707 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gleitflug zu verwandeln. Ich beschreibe einen Bogen, ungefähr in die Richtung, in der ich die Küste vermute. Die dreieckigen Stummel flattern wie wild. Wenn ich ins Trudeln gerate, ist alles aus. Doch das wäre mittlerweile auch egal. Ich bin viel zu tief, schon viel zu tief...
    Da taucht vor mir ein schwarzer, gezackter Streifen auf. Die Küste! Aber wo ist Fremor? Vergiss Fremor!
    Ich kann bereits Gebäude erkennen, typisch arkonidische Trichterbauten. Sechs davon bilden eine charakteristische Formation: ein Fünfeck, mit dem sechsten Kelch als Mittelpunkt. Das ist der zweite, der wichtigere Orientierungspunkt.
    Aber die Trichter sind viel zu weit weg. Es wird nicht funktionieren, das weiß ich plötzlich mit kristallener Klarheit. Ich bin vielleicht noch etwas mehr als einen Kilometer über dem Boden, von dem aus sich die höchsten Türme mir bis auf eine Höhe von vierhundert Metern entgegenrecken ...
    Das war's, Spezialagent 707.
    „Unbekanntes Flugobjekt über den Außenbezirken der Hafenstadt Fremor abgestürzt und dabei explodiert. Alles deutet auf einen missglückten Attentatsversuch hin. Der Kamikaze-Pilot konnte nicht identifiziert werden. Eine Sprecherin von Mascant Kraschyn vermutet eine Beteiligung der SENTENZA, welche sich für die zuletzt erfolgten Strafmaßnahmen rächen wollte."
    Ich schließe nicht die Augen. Ich will die kommenden Sekunden, meine letzten, bewusst erleben.
    Etwas erfasst mich von unten. Scheint meinen Fall zu bremsen, mich regelrecht hochzuheben. Ich brauche fast eine Sekunde, bis ich realisiere, dass ich in eine Thermik geraten bin. Natürlich steige ich nicht wirklich. Aber ich verliere etwas weniger an Höhe. Das könnte ... das könnte reichen!
    Plötzlich wäre ich sehr, sehr gern religiös. Dann würde ich jetzt beten, was das Zeug hält.
    Meine Gedanken überschlagen sich. Ich kann die sechs Kelche nicht umfliegen, ohne zu viel an Höhe einzubüßen. Dann käme ich nicht mehr weit genug. Ich muss schnurstracks darauf zuhalten, nur dann habe ich eine Chance.
    Keine fünfzig Meter liegen zwischen mir und der Oberkante des höchsten Trichterbaus, als ich darüber hinwegbrause.
    Dass mich jemand sehen könnte, ist noch meine geringste Sorge. Die Chamäleon-Beschichtung meines Anzugs und der Flügelstummel hat sich dem Grau der Wolkendecke perfekt angepasst. Ich bin für einen etwaigen Beobachter, was wir Terraner immer schon für die Arkoniden waren: Luft, heiße Luft.
    Vor mir liegt der tropische Ozean. Und, ziemlich genau drei Kilometer von der Küste entfernt, eine herzförmige Insel. Claryoon.
    Mein Ziel. Dort will, dort muss ich hin.
    Weit, weit davor klatsche ich ins Meer.
    Mit der letzten in der Batterie meines Anzugs verbliebenen Energie baue ich einen winzigen, nicht mehr als einen halben Meter durchmessenden Prallschirm vor mir auf, der vorne spitz zuläuft. Er steht für genau eine Sekunde, nicht länger.
    Ich muss den Moment des Aufpralls also ganz genau abschätzen, sonst werde ich dabei an der Wasseroberfläche zerschellen.
    Es gelingt mir. Denkbar knapp, obwohl ich diese entscheidende Aktion hundertmal geübt habe, am Simulator wie auch auf unserem Trainingsgelände.
    Trotzdem wäre ich um ein Haar zu früh dran gewesen. Kaum bin ich eingetaucht, erlischt der Prallschirm auch schon wieder.
    Der tödliche Aufprall aufs Wasser ist mir erspart geblieben. Aber der Bremsdruck erwischt mich voll.
    Ich vermeine, zerquetscht zu werden. Mir ist, als würden meine Innereien aus allen Körperöffnungen herausquellen.
    Doch ich bleibe bei Bewusstsein. Und die Endorphine, die der wahnwitzige Absprung freigesetzt hat, helfen mir über die schier unglaublichen Schmerzen hinweg.
    Ich tauche auf, treibe im warmen Wasser. Drehe mich auf den Rücken, öffne den Helm, sauge gierig die frische, klare Meeresluft ein.
    Blicke nach oben. Weine vor Glück. Ich hab's geschafft. Ich hab's tatsächlich geschafft! Ich bin in eine der am besten gesicherten Regionen des gesamten Sternenarchipels eingedrungen, und zwar, so, wie's aussieht, unbemerkt.
    Zwar fühle ich mich wie ein Klumpen Hackfleisch, der schockgefroren, in der Mikrowelle gegrillt und dann nochmals durch den Fleischwolf gedreht wurde, aber was soll's – ich bin drin. Gut. Nun zum kniffligeren Teil. Den Tornister mit den Flügeln schnalle ich ab, lasse ihn in die Tiefe sinken. Er hat seine Schuldigkeit getan, ebenso wie die ZEPPELIN, die ungefähr zum selben Zeitpunkt in den höchsten Schichten der planetaren Lufthülle

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