2225 - Terraner als Faustpfand
müssen auf Verhöre, Folter und Schlimmeres gefasst sein. Corg Sonderbon ..."
Er brach ab, sah in Filanas Gesicht und kämpfte erneut gegen den Kloß im Hals an. Krampfhaft schluckte er, sammelte mühsam Speichel im ausgedörrten Mund. Seine Zunge glich plötzlich einem pelzigen Fremdkörper.
Der Gedanke an kulinarische Köstlichkeiten bereitete ihm Magenschmerzen und Übelkeit. „Ich... ich beabsichtige definitiv, in Gefangenschaft zu gehen", sagte er krächzend. „Sobald Shallowain seine Trophäe hat, wird er möglicherweise leichter das Entkommen der anderen in Kauf nehmen."
Nur noch ein klein wenig Bedenkzeit!, dachte er flehend. Welche Alternativen gibt es? Was kann ich, was können wir tun? Gefangenschaft? Aufgeben? Hoffen, dass der Hund gnädig ist? Ausgerechnet er? Lachhaft!
Er dachte an Halkin Cardozo, an Cardozos Positronik- Schmiede, ein einzeln stehendes Fabrikgebäude inmitten vieler verwilderter Bäume beim stillgelegten Vergnügungspark nahe der Galerie der wunderbaren Sterne. An Breffeo Osric und seinen Raritätenshop. Und an all die anderen getarnten TLD-Agenten und USO-Spezialisten, die in Vhalaum lebten.
Nein, wir dürfen sie nicht verraten und der Entdeckung preisgeben! Noch sind sie sicher, Sonderbon konnte sie nicht auffliegen lassen, weil er diese Informationen nicht besaß. „Also ..." Dario da Eshmale griff an den Kragen, der ihm plötzlich zu eng war und die Luft abzuschnüren schien.
Schweißtropfen perlten von seinen Schläfen, verbunden mit einem entnervenden Kitzeln. Säuerlicher Gestank stieg ihm in die Nase, Ekel wühlte derart heftig in seinem Magen, dass er fürchtete, sich augenblicklich übergeben zu müssen.
Mühsam atmete er tief ein und aus. Plötzlich schoss dem Tai-Laktroten eine Idee durch den Kopf. Derart irreal, dass sie ihm immer besser gefiel, je länger er sie hin und her wälzte und ihr Gelegenheit gab, sich festzusetzen.
Es war nicht mehr als ein waghalsiger Plan, geboren aus der puren Verzweiflung.
Statt den SPEICHER schon jetzt aufzugeben, sollten wir den Kerlen mehr Zeit abringen, dachte er. Damit Gucky, Icho, Kantiran und die anderen Agenten, die sich noch in Freiheit befinden, Zeit gewinnen. Vielleicht erreichen sie etwas.
Zeit, wir brauchen Zeit! Der Raffer-Impuls wurde abgestrahlt. Zwar ist die Hoffnung gering, dass LFT-Einheiten ihn auffingen und weiterleiteten. Aber vielleicht ... Nein, auf Hilfe von außen, gar einen militärischen Schlag, sollten, nein, dürfen wir nicht bauen.
Die Hoffnung ... vage nur ... aber eine Chance. Niemals aufgeben! Bis zum letzten Atemzug! Mann, was bin ich bescheuert. Aber der Hund soll uns kennen lernen. Sollen sie doch versuchen durchzubrechen. Sie werden sich blutige Köpfe holen - wir werden den SPEICHER Etage für Etage, Raum für Raum verteidigen!
Plötzlich schienen Tonnengewichte von seinen Schultern gefallen zu sein. Das Atmen fiel ganz leicht, die fürchterliche Beengung war gewichen, machte einer fast euphorischen Stimmung Platz. Als ausgebildeter TLD-Agent wusste der' Großmeister nur zu gut, dass sich in seinem Körper Adrenalin und Endorphine zu einer brisanten Kombination mischten. Schmerzen, Angst, Unsicherheit -alles schien mit einem Schlag fortgewischt, war wilder Entschlossenheit gewichen.
Er stemmte sich hoch, reckte den korpulenten Körper.
Auf einer spiegelnden Fläche sah er, dass sich das Grau seines Gesichts zunehmend rötete. Unter den Brustplatten begann das Herz in heftiger pochendem Takt zu schlagen. Wellen der Wärme flössen durch seine Adern, putschten ihn auf, bestärkten ihn umso mehr in dem eben getroffenen Entschluss. „Es gibt allerdings eine weitere Alternative!", rief Dario da Eshmale. „Und ich habe mich gerade entschlossen, genau diese zu wählen. Auch hier habt ihr die Wahl. Niemand ist gezwungen mitzumachen ..."
„Mann, du hast schon besseren Unsinn verzapft", unterbrach ihn der Plophoser grantig. „Komm endlich auf den Punkt!"
Der Arkonide nickte, warf Gran Dornbeer einen dankbaren Blick zu. „Wir können den SPEICHER verteidigen!
Im Gegensatz zu den Angreifern kennen wir uns aus, können sie in Fallen locken. Es wird vermutlich weder uns noch die Geiseln retten, aber..."
„... der Untergang und das unvermeidliche Ende werden überaus heroisch sein." Dornbeer verzog das Gesicht, senkte den Blick und rang mit sich. Als er wieder aufsah, funkelten seine Augen in einem gefährlichen Licht. „Was für 'ne Scheiße - ich mach mit!"
Das Blut rauschte in den Ohren
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