2225 - Terraner als Faustpfand
den Kopf, wägt Vor- und Nachteile ab und entschließt sich dann. „Nein, ich habe eine bessere Idee. Besorgt aus dem nicht weit entfernt liegenden Etymba-Viertel tausend Terraner. Frauen und Kinder bevorzugt."
Er dreht den Sessel, sieht zu da Progeron hoch. Selbst jetzt ist die entfernte Ähnlichkeit mit Sonderbon zu erkennen, die der TLD-Agent genutzt hat, um den persönlichen Assistenten von keinem Geringeren als Cuk Alster zu ersetzen und sich nach Claryoon einzuschleusen, dem Zentrum der theoretischen Positronik-Forschung auf Hayok. „Wie hieß doch diese Helferin, von der Sonderbon berichtet hat?"
„Oalue", antwortet da Progeron. „Hat einen dreijährigen Jungen. Rinklin."
„Sehr gut! Genau die sollen dabei sein, Crys. Der HÜ-Schirm wird sehr bald verschwunden sein. Garantiert."
Kaum eine Tonta später landen die ersten Gleiter. Celistas und klobige Katsugos eskortieren die ersten beiden Dutzend Terranerinnen und Terraner und lassen sie nahe der grünen Schirmglocke Aufstellung nehmen.
Shallowain ist sich sicher, dass die Aktivitäten im SPEICHER genau verfolgt werden. Das ist Krieg, denkt er unberührt. Ich muss mit kühler Überlegung meine Trümpfe ausspielen.
Und zweifellos werden sich Dario da Eshmale und seine Agenten fragen, was die Ankunft der offensichtlich im Etymba-Viertel gefangen genommenen Menschen bedeuten soll, geplagt von banger Befürchtung, die das Schlimmste vermuten lässt.
Shallowain der Hund ist fest entschlossen, genau dies umzusetzen. Sein knapper Befehl genügt, um das erste Kontingent der Gefangenen von Katsugo-Robotern exekutieren zu lassen. Kameras zeichnen jede Einzelheit auf, die Bilder werden über die offizielle Verbindung in den Trichter der Gesellschaft übertragen.
Thermostrahlen blitzen, Menschen brechen zusammen. Helle Funken sprühen aus den schwarzen Durchschusslöchern. Außer dem Fauchen ist zunächst kaum ein Laut zu hören. Doch dann erhebt sich ein kollektives Stöhnen, schwillt an.
Eine junge Frau, an deren Bein sich ein kleiner blonder Junge drängt, wird getroffen, dreht sich, sinkt zu Boden.
Die knallrote Schirmkappe wirbelt davon, entblößt das kurze weißblonde Haar; namenloses Entsetzen entstellt das schmale, ungeschminkte Gesicht. Der nächste Schuss verwandelt das Kind in davonwehende Asche.
Das Stöhnen wird zu einem gellenden Schrei.
Dann wird das nächste Dutzend der Gefangenen vorgetrieben, abermals fauchen die überschweren Roboterwarfen, blitzen Thermostrahlen, durchschlagen Körper ... ... und der HÜ-Schirm erlischt!
Wie Shallowain es vorhergesagt hat.
Das Trichtergebäude liegt scheinbar verlassen da. Shallowain gibt per Funk an seine Truppen den Befehl, vorzurücken.
Alles sieht gut aus ... ... bis der Haluter Icho Tolot angreift -und verschwindet...
Hastig sieht sich Shallowain die Aufzeichnung nochmals an, schaltet auf Zeitlupe um, findet seine erste Vermutung bestätigt. Die Gestalt des Ilts ist in der ganzen Galaxis bekannt - die Materialisation des Teleporters beanspruchte nicht einmal die Länge eines Wimperschlags. Dennoch reichte sie aus, um den Körperkontakt herzustellen.
Nun sind beide verschwunden - und der Cel'athor hat weder den einen noch den anderen. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Shallowain kann ein anerkennendes Nicken nicht unterdrücken. Die Leistung des Mausbibers verdient ohne Zweifel allen Respekt. Angesichts der im weitem Umkreis aktivierten PIEPER dürfte es niemandem außer Gucky möglich gewesen sein, diese präzise Aktion durchzuführen: exakt zielgerichteter Sprung plus sofortige Flucht mit dem tonnenschweren Körper. „Nicht schlecht!" Der Kralasene verzieht keine Miene. „Doch so schnell wirst du eine solche Aktion nicht noch mal auf die Beine stellen."
Nach kurzer Überlegung weist er seine Truppen an, den Rest der terranischen Gefangenen in das Trichtergebäude zu treiben. Shallowain ist gewillt, weiter auf dieselbe Karte zu setzen. Warum auch nicht? Was Tolot zum Durchdrehen und den HÜ-Schirm zum Erlöschen brachte, ist richtig gewesen.
Mit einem Funkspruch wendet er sich nochmals an Dario da Eshmale. „Hoch geschätzter Tai-Laktrote, Ihr kennt die Möglichkeiten: Entweder der SPEICHER gibt auf, oder wir werden das Gebäude der Gesellschaft Zug um Zug zerstören - einschließlich der dort befindlichen Terroristen, die uns selbstverständlich erbitterte Gegenwehr leisten."
Er hebt die linke Hand, mustert übertrieben sorgfältig die Schutzkappen seiner Fingernägel und fährt
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