2231 - Der Klang des Lebens
Funkstationen sind intakt."
„Nach so langer Zeit ist das gar nicht überraschend", sagte Rhodan. „Es sei denn, alle befänden sich in künstlichem Winterschlaf. Das hat es auch schon gegeben, wie du weißt."
„Richtig. Aber zumindest die SCHWERT besitzt solche Anlagen nicht."
„Das ist überaus korrekt", flötete Echophage dienstbeflissen.
*
Die SCHWERT erreichte ein wild zerklüftetes, karstiges Gebiet, in dem kaum Pflanzen zu erkennen waren. Die gesamte Mannschaft versammelte sich im oberen Zentraledeck. Selboo, Epasarr, Rhodan, Atlan und Rorkhete nahmen in der äußeren Sitzreihe Platz und betrachteten wie alle anderen die sich langsam drehende 3-D-Darstellung, die Echophage unter dem Kristallkonus projizierte. Abgebildet war die Umgebung in beeindruckend detailscharfen Aufnahmen. Hier gab es nur nackten Fels. Schroff ansteigende, zerklüftete Gipfel reihten sich zu einer lang gestreckten Gebirgskette aneinander. Einer dieser Gipfel – erstaunlicherweise nur ein einziger – war schneebedeckt, weshalb er auch besonders ins Auge stach. Ansonsten war die Umgebung ein karstiges, wettergezeichnetes Einerlei trister Töne und schroffer Formen. Bjazia liebte diesen Ort auf Anhieb. Er schien ihr so passend.
Merkwürdigerweise pflichtete auch Akluhi ihr bei: „Mir ist, als müsse ich diesen Ort kennen. Dabei habe ich nie einen Platz wie diesen gesehen."
„Ich schon", beeilte sich Mavrip zu sagen, die glaubte zu spüren, wie ihr noch jemand den Platz einer Wahrseherin abspenstig machen wollte. „In einem meiner ... Träume. Neulich. Ihr wisst schon." Natürlich wussten die anderen nicht. Wie auch? Mavrip hatte diesen alten Traum gerade eben neu erfunden; sie konnte sich dabei sicher fühlen, denn für gewöhnlich wollte niemand Details ihrer Träume hören. Sie hatte es oft genug ausprobiert.
„Tatsächlich?", wollte Akluhi wissen.
„Erzähl! Wie sah es aus?", forderte Bjazia.
„Na, genau wie hier. Seht es euch selbst an", wehrte Mavrip die Nachfragen nervös ab und wies auf die Holodarstellungen: Tiefe, dunkle Abgründe, die nie ein Sonnenstrahl erreichte, wurden von breiten Tälern abgelöst, die zumeist auch nur aus Geröll und Felsbrocken bestanden und nur selten von spärlichen Grünstreifen durchzogen waren.
„Diese Welt wird von Vulkanismus geprägt", stellte Rhodan fest. „Nur diese Gebirgskette ist frei davon." Bjazia, Mavrip und Akluhi war das nicht aufgefallen, sie wussten wenig von geologischen Besonderheiten. Aber jetzt, da der Terraner es sagte, wurde es augenscheinlich: Weit und breit waren keine aktiven Vulkane zu sehen. Dafür rückte ein Tal ins Blickfeld, das von einem Nebelfeld bedeckt war.
„Aus diesem Tal sind die sechzig Funkimpulse gekommen", erklärte Echophage.
„Aus dem Tal der Nebel?", wisperte Mavrip, die sofort einen angemessen dramatischen Namen parat hatte – schließlich „kannte" sie die Gegend bereits.
„Bist du dir sicher, Echophage?", fragte Zephyda nach.
„Es besteht kein Zweifel."
„Ich will eine Bestätigung", sagte Zephyda. Sie ging ans Funkgerät und sprach hinein.
„Kommandeurin Zephyda erbittet Positionsmeldung der Bionischen Kreuzer. Die SCHWERT fliegt über ein Tal der Nebel. Ist das der Landeplatz der Bionischen Kreuzer?"
Es erfolgte keine Antwort. Zephyda wiederholte ihren Aufruf noch zweimal. Aber die Bionischen Kreuzer meldeten sich nicht mehr.
„Es ist schon eigenartig", ließ sich Atlan hören; seine Stimme klang zweifelnd, misstrauisch fast. „Es gibt keine Jahreszeiten, keinen Vulkanismus weit und breit. Und nirgendwo ein Wasserlauf. Woher kommt dann dieser Nebel?"
„Eine fremde Ökologie kann zuweilen rätselhaft sein", gab Rhodan zu bedenken. „Der Nebel ist Tatsache, und es wird sich schon eine Ursache dafür finden."
„Mir träumte einst von einem Nebel inmitten einer Wüstenei ...", begann Mavrip, unterbrach sich aber, als sie einen Tritt gegen ihr Schienbein spürte. Nicht jetzt!, signalisierte ihr die füllige Lajona. Atlan nickte geistesabwesend.
„Wenn in diesem Tal die gesuchten Bionischen Kreuzer stehen, haben wir ohnehin keine Wahl", stellte Zephyda fest. „Ich werde landen."
Es klang fast wie eine Frage, so als sei sie selbst etwas unentschlossen.
„Wie du schon sagtest, Zephyda, wir haben keine Wahl", sagte Rhodan.
Atlan enthielt sich eines Kommentars. Bei Zephydas augenblicklicher Stimmungslage hätte sie sich wahrscheinlich genau entgegengesetzt verhalten. Langsam ließ sie die SCHWERT in
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