2231 - Der Klang des Lebens
unbeschadet daraus hervorgehen.
Ich brauchte keine Rücksicht mehr auf den Piloten zu nehmen. Ich könnte mir sein S'toma holen, bevor es bei der Explosion vergeudet wurde.
Da entdeckte ich gerade rechtzeitig, dass es auf dieser Welt einen einzigen Ort mit einer überwältigenden Konzentration von S'toma gab. Ich veranlasste den Piloten zu einer Kurskorrektur, die mich in die Nähe des S'toma-Konzerts bringen sollte. Kurz nachdem ich den letzten Raumfahrer von seinen Ängsten erlöst hatte, schlug das Raumschiff auf.
Mein letzter Gedanke, bevor mich die Explosion zerriss, war, dass ich dem S'toma nahe genug war und es mir nach meiner Wiedergeburt holen würde. Und niemand war da, der mir dieses S'toma streitig machen konnte.
*
Akluhi vereiste innerlich. Erst dieses seltsame Dejavu-Gefühl, dann das hier. Bestand da irgendein Zusammenhang? War sie etwa schuld an diesem merkwürdigen Phänomen, das beinahe alle anderen Motana ebenfalls für wenige Herzschläge umfing? Das war es, wovor sich Akluhi, die sonst so vorbildlich vernünftige, ausgeglichene Akluhi, stets gefürchtet hatte. Zum ersten Mal, seit sie herausbekommen hatte, dass der Schaumopal des Heiligen Berges sie rief. Motana waren keine streng logischen Geschöpfe, empfanden vieles intuitiv, doch das Gefühl, das damals ihre Seele berührt hatte, hatte Akluhi für immer verändert. Eine Quelle zu sein, auch an dieses Gefühl hatte sie sich gewöhnen müssen, es war ihr nicht von Anfang an willkommen gewesen. Mittlerweile gehörte es zu ihr, zu ihrem Leben, dazu. Wie schnell all das gegangen war...
War sie nicht am Vortag noch mit ihren Kameradinnen durch die Residenz von Pardahn getobt? Nein.
Das war ihre Jugend, die so unbeschwert gewesen war, wie eine Jugend auf Baikhal Cain im Schatten der Unterdrücker eben sein konnte. Eine Jugend, die hinter ihr lag, die geendet hatte, als sie ihre Gabe gespürt hatte wie die Berührung eines Insektenbeins auf glatter Haut. Nicht viel, aber da.
Akluhi wollte nichts Besonderes sein, niemals. Die Besonderen holen die Kybb-Cranar, hatte ihre Mutter ihr einmal gesagt.
An dem Tag, an dem sie verschwunden war.
An dem Tag, an dem Akluhi sich geschworen hatte, keinerlei außergewöhnliches Talent zu besitzen.
Es war, das wusste sie genau, als schließe sie die Augen und hoffe, dass dadurch die Kybb-Cranar verschwänden. Trotzdem hatte sie dieses Gefühl der Sicherheit viele Jahre lang vor der Verzweiflung bewahrt.
Diese Sicherheit war von einer auf die andere Sekunde fort. Sie hatte sich für einen Moment wie blockiert gefühlt. Etwas Eisiges hatte ihren Geist ummantelt und ihn gelähmt. Für einen kurzen Augenblick bloß, dann war es sofort wieder vorbei, doch ihre Sicherheit kehrte nicht zurück.
Sie hörte Zephyda sagen: „Nur eine kleine Konzentrationsschwäche. Es ist alles in Ordnung."
Akluhi fing den Blick auf, den Bjazia und Mavrip miteinander tauschten. Sie wussten beide, genau wie sie selbst, dass Zephyda die Unwahrheit sagte. Aber sie schwiegen.
„Wir haben nur einen Aussetzer gehabt, na und?", sagte Akluhi plötzlich, ehe ihr recht bewusst war, was sie da sagte. „Eine Konzentrationsschwäche, nichts weiter." In ihren Ohren hörte sie sich selbst sagen: Ich besitze kein außergewöhnliches Talent.
Auch diesmal wirkte der Zauber des Ausgesprochenen. Es wurde Wahrheit –für die anderen.
Niemand machte sich weitere Gedanken über den Zwischenfall. Wenn Zephyda ihn überging, dann war es gut. Und nicht einmal Atlan schien dem Vorfall besondere Bedeutung beizumessen. Nur Akluhi, ausgerechnet sie selbst, sie war nicht davon überzeugt.
Was, wenn ... wenn ... Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht einmal, welche Fragen sie zu stellen hatte, um Antworten zu bekommen, vor denen sie sich eigentlich fürchtete, die sie aber dennoch dringend ersehnte. Bjazia! Mavrip! Die beiden besaßen ein außergewöhnliches Talent und waren nicht so eingespannt in die Aufgaben der Expeditionsleitung wie Zephyda. Vielleicht sollte sie mit den beiden sprechen und von ihnen lernen. Im besten Fall – oder im schlimmsten, da war sie sich nicht mehr sicher – stellte sich heraus, dass sie tatsächlich keine besondere Gabe besaß, dass ihr Dejävu reiner Zufall gewesen war. Ja, vielleicht sollte sie das tun. Reden.
Aber ausgerechnet mit Bjazia und Mavrip ...
Für den Moment war die Hauptsache, dass die SCHWERT sicher gelandet war. Akluhi zwang sich, die Orterbilder genauer zu betrachten. Sie hatten in dem steinigen
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