2234 - Expedition ins Ungewisse
Geduld. Sie packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn mit sich. „Wenn du jetzt nicht endlich den Mund hältst..."
Er schwieg übergangslos. Elena vergewisserte sich, dass ihr Helmempfänger noch ordnungsgemäß arbeitete. „Alles in Ordnung", stellte Phil in diesem Augenblick fest. „Dreieinhalb Stunden, mir reicht's. Ich brauche dringend eine Dusche."
Elena steuerte die Antigravscheibe hinab zu ihrer Nische. An der Schleuse, die ins Kontrollzentrum Kopernikus-Süd führte, standen drei Männer. Den einen erkannte sie schon von weitem an seinem blonden Bart und den großen Händen, mit denen er fortwährend Gesten in die Luft schrieb - Torde Molm, wie er leibte und lebte. Den zweiten identifizierte sie beim Näherkommen. Der schmächtige Typ mit dem bleichen Gesicht und der Haarsträhne in der Stirn konnte nur Myles Kantor sein.
Den dritten schätzte sie wegen seiner ungestümen Bewegungen und dem lässigen Auftreten auf Mitte bis Ende zwanzig. Das braune Haar trug er kurz geschnitten.
Ein Techniker aus der Akademie oder ein Zulieferer, überlegte Elena. Vielleicht gehört er aber auch zum TLD.
Sie fingen ein paar Wortfetzen der Männer auf. Wichtiges enthielten sie nicht.
Auch gut, dachte Elena Dworkoff. Alles Wichtige erfahren wir sowieso erst, wenn wir endgültig an Bord sind.
An Bord der RICHARD BURTON, eines dieser unzähligen kleinen, leuchtenden Scheibchen hoch über der Mondoberfläche, wo die biopositronischen Systeme NATHANS das Regiment führten und darüber wachten, dass es in dem Gewimmel aus Abertausenden von Flugkörpern und Orbitalstationen zu keinen gefährlichen Annäherungen oder gar Kollisionen kam.
4.
„Erinnerst du dich noch an deinen Traum?", fragte Julian Tifflor sie, als sie zusammen den Gleiter bestiegen und Platz nahmen.
Mondra nickte. „Nur zu gut. Es war ein Albtraum, wie er im Buche steht. Zum Glück ist er nicht wiedergekehrt."
Inzwischen stand fest, dass dieser Traum in Schüben alle Bewohner Terras heimsuchte. In den meisten Fällen blieb er zunächst ohne Wirkung. Die Ausnahmen jedoch zählten längst nicht mehr nur zu Tausenden und Zehntausenden. Die Betroffenen folgten dem Ruf Gon-Orbhons und schlössen sich der Gemeinschaft Carlosch Imberlocks an.
In ihrem Traum hatte Mondra das Bild eines hünenhaften, makellos geformten Humanoiden gesehen, der über der Oberfläche eines ovalen Sees schwebte. Neben der Gestalt ragten der Knauf und etwa die halbe Klinge eines Schwertes aus dem Wasser. Mondra hatte sofort gewusst, dass es sich um den Gott Gon-Orbhon handelte, ein furchtbares, gewaltiges und übermächtiges Wesen. Seine Augen waren geschlossen, aber wenn er sie öffnete, würden seine Blicke alles auslöschen, was lebte. Und noch etwas hatte Mondra im Traum erkannt. Da gab es irgendwo eine rätselhafte Bastion, eine Art Schloss - und einen dunklen Moloch, der sie alle fressen wollte ... „Von uns Aktivatorträgern hat meines Wissens bisher keiner diesen Traum gehabt", sagte Tiff. „Was, meinst du, könnte der Grund sein?"
Mondra Diamond zögerte nicht mit der Antwort. „Das erscheint mir logisch: Gon-Orbhon braucht folgsame Diener und keine galaxiserfahrenen Unsterblichen in seinen Reihen, die sich gegen eine wie auch immer geartete Beeinflussung zur Wehr setzen könnten."
„Du hast das natürlich nicht selbst miterlebt, aber auch Unsterbliche sind nicht immun gegenüber mentaler Beeinflussung - ausgerechnet Homer war seinerzeit einer der prominentesten >Imprint-Outlaws<, die in der Galaxis Hirdobaan alles daransetzten, ein kosmokratisches Sporenschiff betriebsfähig zu machen."
„Du machst mich jünger, als ich bin, Tiff. Und du verlierst dich gern in Vergleichen mit der Vergangenheit. Auch darin gleichst du Perry." Sie erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln, als sie sah, wie ihm vor Staunen der Mund offen stehen blieb. „Na toll. Dafür lässt du mich gerade ziemlich alt aussehen", kommentierte er schließlich. „Und du kannst hervorragend vom Thema ablenken."
Der Gleiter hob ab. Von der Residenz-Plattform schwebte er hinaus ins Nichts, hing ein paar Augenblicke über dem Residenzpark mit dem Alpha-See, in dem der Stängel der Stahlorchidee steckte.
Fast schien es Mondra, als wisse der Autopilot nicht genau, wohin. In Wahrheit wartete er lediglich auf die Freigabe des Leitsystems für den Luftkorridor. Dann flog er nach Süden. „Isolation ist Sicherheit, sagt Weidenburn."
Mondra runzelte die Stirn. „Du kannst es nicht lassen, Tiff."
Er
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