2234 - Expedition ins Ungewisse
etwas bemerkt.
Geburt und Tod, die beiden Pole, der Anfang und das Ende - es wunderte Tiff nicht, dass er ausgerechnet jetzt solche Gedanken hegte, da keine zwanzig Meter entfernt neues Leben das Licht der Welt erblickte.
Nachwuchs bei einem zwanzig Millionen Jahre alten Volk, das eigentlich längst ausgestorben war!
Die Tür glitt zur Seite. Eine Gestalt trat ein, der Tiff bisher lediglich ein einziges Mal begegnet war. Die Abstammung von einer vincranischen Mutter war nicht zu übersehen. Die Abzeichen an der Uniform deuteten darauf hin, dass es sich um Oberst Vaccon und nicht etwa um seinen Zwillingsbruder Siamogh handelte. Der Kommandant von PRAETORIA trug eine altertümlich wirkende Dokumentenmappe bei sich. „Ich freue mich über die sichere Ankunft!", sagte er etwas gestelzt.
Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, und die beiden Männer begrüßten einander per Handschlag.
Tiff deutete auf die Mappe. „Sind das Einladungen zum Abendessen?"
„Nein. Ich wurde gerufen, um den neuen Galaxisbürger zu begrüßen. Wenn man so will, handelt es sich sogar um einen Erdenbürger."
„Natürlich!" Tiff schmunzelte. Und er war schon auf das Gesicht gespannt, das Varantir machen würde.
Ein Roboter erschien und holte sie ab. Die Maschine führte sie in ein abgedunkeltes Zimmer. Le Anyante lag erschöpft und mit schlaffen Gesichtstentakeln im Antigravbett. Sie hielt den vierbeinigen Leib zusammengekrümmt und bog gleichzeitig ihren Oberkörper nach unten, um mit dem Mund Kontakt zu ihrem Sprössling aufzunehmen. Dabei rang sie sichtlich nach Atem.
Der junge Algorrian war noch nass. Sein Körper glänzte stellenweise wie mit Raureif überzogen.
Curcaryen Varantir lag daneben. Er streichelte das recht beachtliche Baby. Plötzlich aber ruckte sein Kopf herum. Er hatte die beiden Ankömmlinge entdeckt. „Was wollt ihr?"
Vaccons Translator übersetzte die Frage. Der Kommandant verbeugte sich höflich. „Wir begrüßen den Nachwuchs an Bord von PRAETORIA", gab er zur Antwort. „Ich bringe die Geburtsurkunde."
„Ich verstehe nicht."
Tiff setzte sein verbindlichstes Lächeln auf. „Ihr versteht den Zusammenhang sicher leicht: Euer Nachwuchs kam an Bord von PRAETORIA zur Welt. Dies ist terranisches Hoheitsgebiet. Euer drittes Kind ist damit automatisch Bürger der LFT, zumindest so lange, bis er nach den Gesetzen dieses galaktischen Staates volljährig ist und seine Zugehörigkeit selbst wählen darf."
„Unser Kind ein Terraner?" Der Algorrian wollte es noch immer nicht recht glauben. „Mit allen Vorzügen und Nachteilen", bestätigte Vaccon. „Als kleines Geschenk für den jungen Erdenbürger erlaube ich mir, hundert Gramm Howalgonium zu überreichen. Die Lieferung geht in diesen Augenblicken an eure Space-Jet."
Tiff musterte den Algorrian. Varantir schien sich übergangslos in eine Statue verwandelt zu haben. Er rührte sich nicht, obwohl das Baby mit voller Wucht gegen seinen Körper trat. Er sagte auch kein einziges Wort mehr.
Tifflor stieß Vaccon leicht mit dem Ellenbogen an. Sie verabschiedeten sich und gingen hinaus. „Es würde mich nicht wundern, wenn er uns eine Tonne Howalgonium anbietet, nur damit sein Nachwuchs diese Staatsbürgerschaft wieder los wird", sagte Tiff, als sie sich am Antigravschacht trennten. „Nun, er kann es ja mal versuchen", grinste der Oberst. „Bis bald!"
Tiff kehrte zu den Gefährten zurück.
Varantir kam allein in die Subzentrale. Er blieb bei seiner Forderung, die er gleich nach seiner Rettung erhoben hatte. Inzwischen sah er sich in einer Position, die es ihm erlaubte, hartnäckig zu bleiben.
Der Algorrian kannte die Terraner nicht. „Es ist völlig unmöglich und käme einem Selbstmord gleich", versuchte Vaccon ihm klar zu machen. „Wir haben alles durchgerechnet, die Reservemengen verkleinert und auf diesem Weg versucht, einen größeren Überschuss zu erhalten. Eine ganze Tonne Howalgonium kommt nicht dabei heraus. Es sind gerade mal an die hundert Kilogramm, die wir entbehren können."
„Wir benötigen eine Tonne", beharrte Curcaryen Varantir. „Das ist das Minimum."
„Wir könnten versuchen, diese Menge im Lauf der Zeit zu beschaffen, indem wir Jagd auf arkonidische Schiffe machen, diese beschlagnahmen und ausrauben", sagte Bully gefährlich leise. Tiff kannte den alten Freund gut genug, um das Zeichen richtig zu deuten. Angesichts der mangelnden Einsicht des Algorrian stand Reginald Bull kurz vor einem Wutausbruch. „Tut das. Und beeilt
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