2239 - Verrat auf der Kristallwelt
enttarnt.
Nach dem Sieg über die heranwachsende Superintelligenz war es zu einem erstaunlichen „Pakt" gekommen, dessen Einzelheiten Asughan zwar nicht kannte, die er sich aber anhand des Ergebnisses und eigener Ermittlungen zusammenreimen konnte. Imperator Bostichs bemerkenswerter Auftritt kurz vor SEELENQUELLS Erscheinen bei der Hanischen Zeremonie war nur unter aktiver Mithilfe der USO-Spezialisten möglich gewesen; der Höchstedle kannte den Mann persönlich. Und es war zweifellos dem Imperator zu verdanken, dass das Spezialitätenrestaurant und sein „neuer" Inhaber exterritorialen Status genossen: Wenige Pragos nach dem 31. Mai 1304 NGZ verkaufte Kelterom Champac ganz plötzlich die Wonnen des Edelgaumens an Cunor da Eskoyan, den rechtmäßigen Erben und damit legitimen Terwes des Kator-Khasurn derer von Eskoyan, einen auf der Kristallwelt geborenen Arkoniden.
Es war für Asughan leicht gewesen, da Eskoyans Lebenslauf zu rekonstruieren. 1271 NGZ, im Alter von 13 Arkonjahren, hatten Celistas Cunors Eltern verhaftet. Ihn selbst hatte es nicht erwischt, da er sich so lange verstecken konnte, bis die Frauen und Männer der IPRASA eine Befreiungsaktion starteten. Seine Eltern konnten sie zwar weder befreien noch vor dem Tod retten, aber ihn, den einzigen Sohn, bewahrten sie vor dem gleichen Schicksal. Er wurde „Agent" der .Geheimorganisation IPRASA, später Spezialist der USO.
Die Ereignisse wurden verdrängt. Mehr als drei Jahrzehnte im Untergrund hatten dem Mann Alpträume, Narben und eine nüchterne Sicht der Dinge verschafft, der Kampf gegen SEELENQUELL drohte ihn jedoch fast zu überfordern. Die „normalen" geheimdienstlichen Kämpfe hatten überdies eine neue Qualität gewonnen, weil der Hauptgegner in jenen Votanii nicht mehr Arkon hieß, sondern identisch war mit einer auf absonderliche Weise entstandenen Superintelligenz.
Asughan war sich sicher, dass Cunor da Eskoyan im Anschluss einerseits nicht die Kraft gefunden hatte, in eine weitere Tarnidentität zu schlüpfen, er sich andererseits auch nicht in den „ruhigen Innendienst" hatte zurückziehen wollen. Enttarnt und fortan nicht mehr in die aktuellen USO-Aktivitäten eingebunden, hatte er deshalb seinen Sonderstatus ausgehandelt und auch erhalten.
Die Wonnen des Edelgaumens standen allen offen, mochten sie nun von USO-Spezialisten, TLD-Agenten, Celistas, Kralasenen, Angehörigen des akonischen Energiekommandos oder welchem Geheimdienst auch immer besucht werden. Der exterritoriale Status wurde von allen akzeptiert und respektiert, denn hier konnte es zu in jeder Hinsicht ungestörten „informellen Treffen" selbst zwischen Verfeindeten kommen. Nicht selten, dass Cunor da Eskoyan - weiterhin bestens informiert - vermittelnd und mitunter sogar deeskalierend eingreifen konnte, im Übrigen jedoch auf strikte Neutralität achtete.
Obwohl oder gerade weil er auch immer wieder einige seiner umfangreichen Dossiers gezielt unter die Leute bringt... Asughan rang sich ein Lächeln ab, als der Kellner die Karaffe mit dem Bemerken: „Auf Kosten des Hauses, Erhabener, ein hervorragender trockener 1327er Nettoruna" brachte.
Kurz darauf erschien da Eskoyan selbst: Akellm da Prembam, Deckname Sternvogel, alias Kelterom Champac, Deckname Managara, alias Cunor da Eskoyan - Sohn eines Ter-Barons Sechster Klasse des Unteren Adels und Inhaber des mit zwölf kristallinen Khasurn ausgezeichneten Spezialitätenrestaurants, inzwischen verheiratet mit der ausnehmend hübschen und kompetenten Durren, geborene ter Uchat, vormals seine rechte Hand und Assistentin. „Darf ich Platz nehmen, Siegelträger?", fragte er leise. „Die Akustiksperre ist aktiviert; bei Bedarf können wir auch den optischen Verzerrer zuschalten."
„Ich bitte darum, Erhabener." Asughan wies einladend zur gegenüberliegenden Tischseite.
Mit keinem Wimpernzucken reagierte er auf die Anrede des Mannes. „Es ist mir eine Ehre, Sternvogel."
Die Antwort war ein raues Lachen, kurz und absolut humorlos. „Lange her. Mir scheint, Ihr habt es eilig - kommen wir also gleich zur Sache, einverstanden?"
„Einverstanden; es ist in der Tat wichtig."
Asughan war für seine unkonventionelle Methoden bekannt. Der schlanke Arkonide, hochgewachsen und ausgesprochen gut aussehend, gehörte offiziell zur Kristallgarde des Imperators und kümmerte sich als einer von vielen um die Sicherheit des Höchstedlen.
Als Kristallgardist stand er im Rang eines Thantan, tatsächlich war er jedoch auch ein Cel'Orbton.
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