2239 - Verrat auf der Kristallwelt
Nur Seine Erhabenheit und die direkten Vorgesetzten wussten, dass er nicht nur ein Celista, sondern ein Kralasene war. Einer der treuesten sogar, der das volle Vertrauen Seiner Erhabenheit genoss und letztlich nur ihm persönlich verantwortlich war. Asughan bewegte sich auf Pfaden, die anderen verschlossen waren, nicht selten in direktem Auftrag des Tai Moas, meist aber aus eigener Initiative. Ziel und Aufgabe des Kralasenen wären, alles aufzuspüren und gegebenenfalls zu beseitigen, was die Sicherheit des Imperators gefährdete -seien es Personen oder sonstige Umstände bis hin zu drohenden Naturkatastrophen. Seine bisherigen Erfolge sprachen für sich. Als einer der wenigen war er der Träger eines Imperatorensiegels.
Besondere Situationen erfordern besondere Schritte, durchfuhr es Asughan. Er beherrschte sich mustergültig, dennoch fühlte er, dass tief in seinem Inneren ein Vulkan zu brodeln begann, geprägt von Sorge und Angst. Weniger um sich - obwohl er auch in dieser Hinsicht das Risiko genau kannte -, als vielmehr um den Mann auf dem Kristallthron. Den Unsterblichen!
Schon vor der Machtübernahme SEELENQUELLS hatte es viele Unzufriedene im Kristallimperium gegeben, Gruppen von Widerständlern, die sich dem Imperator und seinem expansiven Kurs zu widersetzen versuchten. Die von Atlan gegründete Geheimorganisation IPRASA wurde massiv von der USO unterstützt, sofern es nicht sogar zu einer Verschmelzung gekommen war, und viele Flottenverbände waren gebunden oder bemüht, das Erreichte zusammenzuhalten. Die reine Präsenz an neuen Schauplätzen reichte mitunter nicht mehr aus, um selbstständige Arkon-Abkömmlinge „zu überzeugen", so dass das Wiedervereinigungsprojekt der Gos'Tussanii ins Stocken geriet.
Das mahnende Beispiel der Rebellion des Ark'Tussan-Bundes, die der Imperator am 19.
März 1300 NGZ unter Zuhilfenahme von KorraVir niedergeschlagen hatte, unterband bislang Aufstände in größerem Maßstab, Damals hatten 20.000 Einheiten der 9. Imperiumsflotte im System von Keuterols Stern das 800-System-Bündnis - 400 davon Industriewelten - zerschlagen. Dennoch war sich der Höchstedle stets darüber im Klaren, dass diese Gefahr auf längere Sicht bestand und mit geeigneten Mitteln bekämpft werden musste. Nicht umsonst hatte er mit „Gegenimperator" Kentorol da Orbanaschol, für lange Zeit ein Freund Bostichs und ihm nicht nur durch die gemeinsame ARK SUMMIA-Zeit verbunden, ein Exempel statuiert.
Der Milliardenerbe der Orbanaschol-Werften,, Enkel von Kassian, ein Wirtschafts- und Raumfahrtfachmann, der Bostich unterstützte, wo er konnte, als dieser noch eine Marionette von Khasurnmeisterin Ta-Senkara gewesen war, wurde nach Celkar gebracht, nach kurzem Schauprozess zur Infiniten Todesstrafe verurteilt und insgesamt neunmal öffentlich hingerichtet, weil nach jedem Tod sofort reanimiert. Das Zeichen war eindeutig und schreckte ab: Seht her, was ich mit einem Freund mache - seid also lieber nicht meine Feinde...
Die Unruhe in den Reihen des Adels sowie die bisherigen Attentate waren für den Siegelträger deshalb mehr als Grund genug gewesen, intensivere Nachforschungen zu beginnen. Neben den eigenen Erkenntnissen der Celistas gab es ausreichend offene wie versteckte Anschuldigungen, Vorwürfe und Denunziationen. In den meisten Fällen waren diese nicht als wirkliche Gefahr einzuschätzen, sondern gehörten zum seit Jahrtausenden als durchaus „normal" geltenden Intrigenspiel des arkonidischen Adels.
Einige Spuren jedoch hatten sich als handfester erwiesen. Ihnen war Asughan nachgegangen, hatte als Bluthund des Imperators die Fährte aufgenommen, nachgehakt und die zunächst bestenfalls lose zusammenhängenden Mosaiksteinchen gesammelt, bis sie sich mehr und mehr zusammenzufügen begannen. Ein wirklich endgültiges Bild gab es noch nicht, vor allem blieben die wahren Garrabospieler im Hintergrund. „Ihr kennt Endra da Kimbarley, nicht wahr?", begann Asughan. „Wie schätzt Ihr sie ein?"
Cunor kniff die Augen zusammen, nachdem er Platz genommen und vom lautlos herantretenden Kellner ein Glas des Weins eingeschenkt bekommen hatte.
Der Siegelträger winkte vorsorglich ab. „Keine Bange, es dreht sich um aktuelle Dinge, nicht um die Vergangenheit."
Sein Gegenüber drehte den Stiel das Glases zwischen Daumen und Zeigefinger. „Nach der Sache mif dem Golkana-Gefängnis war die schöne Endra, damals neunundvierzig Arkon jähre alt, allein, vereinsamt, im gesellschaftlichen Rang angeschlagen,
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