2239 - Verrat auf der Kristallwelt
aber weiterhin eiskalt, hochintelligent und hartgesotten. Ausgebildete Kosmopsychologin; gilt nach wie vor als Verhörspezialistin, obwohl sie nicht zur Tu-Ra-Cel gehört. Als Gefängnisleiterin ist sie mentalstabilisiert, hat jedoch keinen aktivierten Extrasinn. Unter der Tünche ihrer Eiseskälte ist sie heißblütig und liebeshungrig im wahrsten Sinn des Wortes. Ihren um einige Jahrzehnte älteren Ehemann hatte sie nur aus Berechnung geheiratet; Prushi da Kimbarley war steinreich, gehörte dem Hochadel an und sollte ihr den passenden gesellschaftlichen Rang verschaffen, weil selbst von zweifelhafter Herkunft."
„Um nicht zu sagen aus der Essoya-Gosse."
„Richtig. Leider erwies sich der gute Prushi als äußerst eifersüchtig und nachtragend, aber im Bett als wenig reizvoll - nicht umsonst hatte sie sich, als ich sie kennen lernte, in ihrer Gefängnissuite eine eigene Unterkunft geschaffen, um ungestört ihre Liebhaber empfangen zu können."
Die Männer grinsten einander an. „Der Gatte starb vor sieben Arkonjahren unter etwas mysteriösen Umständen, eine Beteiligung Endras war allerdings nicht nachzuweisen. Nach dem Verstreichen einer kaum als angemessen zu bezeichnenden Schamfrist von exakt einem Prago heiratete sie Prushis jüngeren Bruder Caldir, der, welch ein Zufall, der Khasurn-Erbe war. Überflüssig zu erwähnen, dass auch ihm keine Beteiligung am Tod des Bruders nachzuweisen war.
Allerdings soll er gewisse Beziehungen zur SEN-TENZA unterhalten."
Cunor nickte bedächtig. „Schon sein Hochzeitsgeschenk in Form eines Magnopardhen zielte in diese Richtung, wenn ich mich richtig an eine Bemerkung Endras entsinne. Scheint sich also Zeit gelassen zu haben."
„Beziehungsweise der schönen Endra wurde der Gatte schließlich doch etwas zu alt, und sie hat ihre Fäden entsprechend gesponnen." Asughan machte eine Pause und fragte dann direkt: „Traut Ihr ihr und ihrem Mann die Beteiligung an einem Komplott gegen' den Imperator höchstpersönlich zu, Erhabener?"
Für einen Augenblick wirkte Cunor da Eskoyan sprachlos. Innerhalb eines Wimpernschlages wurde ihm zweifellos bewusst, dass das Gespräch mit dem Siegelträger Dinge berührte, die - sollte es hart auf hart kommen - an den .Grundpfeilern des Kristallimperiums rüttelten. Er atmete pfeifend aus, machte eine vage Handbewegung und trank einen großen Schluck.
Sein Blick suchte den Asughans, glitt dann weiter. Die Panoramafenster in den Obergeschossen des Spezialitätenrestaurants gestatteten vom Grat des zweitausend Meter, hohen Ringwalls, von dem sich neben dem Wirtschaftsgebäude das rund zweihundert Jahre alte Wohn- und Restauranthaus erhob, einen ebenso atemberaubenden Blick auf die Ebene des 120 Kilometer durchmessenden Shuluk-Raumhafens wie auf die Gebäude von Shulukai an der Außenseite des Scheinkraters.
Baumreiche Parks mit unterschiedlichen Neigungswinkeln wechselten mit Serpentinen und Ringstraßen. Die Trichter im arkontypischen Stil, die sich auch weit vor dem Fuß des ringförmigen Walls ins Land hinaus und im Osten bis zum Sha'shuluk erstreckten, machten nur einen winzigen Teil aus. Die meisten Bauwerke der Fünfzig-Millionen-Einwohner-Stadt orientierten sich an pragmatischen Gesichtspunkten, hinzu kamen die Baustile einiger Dutzend Fremdvölker und Arkon-Kolonisten. „Hm, kommt auf die Umstände an", sagte Cunor schließlich. „Den >Makel von Golkana< wurde sie nie wieder los. Im Gegensatz zum reichen, letztlich aber völlig nichts sagenden Prushi ist sein Bruder Caldir von ganz anderem Kaliber. Durchaus möglich, auch mit Blick auf Endras Herkunft und Vergangenheit, dass sich da ein ganz besonderes Pärchen gefunden und zusammengetan hat. Spontan würde ich sie aber bestenfalls auf der Zuträgerebene einordnen; weder bei Planung noch Ausführung eines ... Attentats. Andererseits - seit SEELENQUELL hat sich einiges verändert, es gibt vielfältige Strömungen unter den Adligen und mitunter auf den ersten Blick sonderbar erscheinende Koalitionen. Und nun der Hyperimpedanz-Schock..."
Asughan nickte, sah nun seinerseits aus dem Fenster.
Am östlichen Ringwallfuß erhoben sich in der Ferne die beiden Oberflächen-Trichterbauten von ZEKO-MARK. Das nicht mit dem Flottenzentralkommando Ark'Thektran auf Arkon III zu verwechselnde Rechenzentrum des „Zentralkommandos Arkon" war einst der Sitz des Imperialen Territorialschutz-Kommandos gewesen. In positronischsyntronischer Hybridtechnik ausgestattet, funktionierte nun, nach dem
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