2242 - Letoxx der FÀlscher
entdeckt.
Er zog den Speicherkristall ab und legte ihn in seinen Rucksack. In den Slot steckte er einen frischen Datenträger, falls es etwas aufzuzeichnen gab, und verschloss ordentlich die Kachel. Danach ging er zum Stadthaus.
In der Katalog-Klause stand ein positronisch gesteuertes Lesegerät mit einem 3-D-Pro. Er überzeugte sich in Trakensicht, dass in dem Raum kein Spion versteckt war, dann schob er den Kristall ein.
Zuerst die Aufzeichnung aus Gerreths Kabine. Die Sensation hielt sich in Grenzen. Es gab Privatkontakt zu Kil Dinike, aber wenn das alles war? Der Name Iant Letoxx fiel kein einziges Mal. Stunden. Die halbe Nacht verstrich, bis er nur noch Vorlauf wählte und höchstens dann noch innehielt, wenn die beiden zusammenkamen.
Das Komplott, von dem er gehofft hatte zu erfahren, existierte anscheinend lediglich in seiner Phantasie.
Stattdessen lauschte er nur Traken-Kode und Fachjargon, auf Technik und Strukturprobleme. Das Ende kam wenig spektakulär: ein gleitendes Schott, auf und wieder zu, und alles, was danach geschah, spielte sich in Dunkelheit ab.
Bis zu der Sekunde, als die Übertragung abbrach.
Letoxx wechselte ins zweite Verzeichnis, Dinikes Klause. Die Bilder wirkten fast identisch. Den Umschwung brachte erst die allerletzte Szene: Auf dem Bild, das er sah, war Dinike bereits in den Wochen. Ihr Augenband war grell in Blau gefärbt. Gerreth bestieg sie von hinten, ihr Mund verzerrte sich wie irr, die Augen verdreht – und mit einem Mal blieb ihr Blick exakt an der Stelle hängen, wo der optische Sensor sich befand. Ein Schrei schrillte, schon sprang das Paar auseinander.
Die Übertragung endete mit einer Szene Didan Gerreths, dessen ausgestreckter Werkzeugarm den Sensor fasste.
Letoxx hieb wütend auf das Gehäuse des 3-D-Pro und zerbrach ihn um ein Bit. „Ausgerechnet jetzt, verflucht!"
Er überzeugte sich, dass beide Übertragungen etwa zur selben Zeit endeten. Sie mussten direkt nach der Entdeckung die Klause verlassen und bei Gerreth nachgesehen haben – ohne das Raumlicht zu aktivieren. Letoxx kehrte voll Frustgefühl in die eigene Klause zurück. Er prüfte unauffällig das Diktapad und die Wand; beide Mikrospione befanden sich an Ort und Stelle. Er ließ sie hängen, wo sie waren – so als ahne er noch immer nichts.
Am folgenden Tag gab keine Partei sich die mindeste Blöße.
Letoxx verbrachte die Woche mit einer Neuordnung des Güterstroms, der die Tiefenstadt verließ. Er wies die Wissenschaftler an, so viel Archaisches Wissen auf Kristall zu ziehen, wie sie in den Uralt-Rechnern finden konnten. In die SPURHÖFEN residierten Fünf-Kataloge Erster Klasse, die höchsten Wissenschaftler der Traken. Sollten sie sehen, was sich damit tun ließ.
Er behielt die ganze Zeit sein altes Ziel fest im Blick: ganz oben sein, unter den Herrschenden. Fort aus Taukirk.
Der alte Trick, eine Fälschung im Personalbericht, kam nicht länger in Betracht. Die hoch gestellten Traken kannten ihn. Aber vielleicht, überlegte er sich, brauchte er Betrug nicht länger. Vielleicht konnte er es mit Leistung schaffen, so wie beim letzten Mal. Ein merkwürdiger Gedanke, aber einer, an den er sich zu gewöhnen begann.
Ein komplette Phase verstrich. Ereignislos in Taukirk, dramatisch für die Außenwelt: Die verfügbare Menge Energie potenzierte sich, die Herzen der Städte begannen wieder zu schlagen. Trakische T/Ateliers stellten in Prothesenfertigung Maschinen her, die ersten Kleinfabriken. Material kam aus gefüllten Lagerhallen. Positronische Rechenelemente liefen danach in Serie vom Band. Funk verband die Metro-Städte, die Habitate und die Außenposten, hoch bis zu den HÖFEN, zu den Schiffen des Systems.
Traponder nahmen Fahrt auf, wenn auch mit Mitleid erregenden Werten, und die Rückkehr des Verkehrs war Dünger für die Konjunktur. Letoxx war sich darüber klar, dass diese Entwicklung seine Karriere ruinieren konnte. Man brauchte ihn nicht länger, den unbequemen Karrieristen.
Er führte ein Verzeichnis, privat in der Stadthaus-Positronik, das die dringendste Nachfrage nach Taukirk –Ware in eine Liste fasste. Die Liste wurde täglich kürzer. Taukirks Güter wurden selten nachgefragt; wozu auch, wenn die Wirtschaft wieder produzierte. Wozu der Schrott von früher, wenn frische Produktion erhältlich war. Nach einer weiteren Phase lag Taukirk praktisch still...
... und wurde wieder zur Museumsstadt.
Am Ende war es Zerah Axitte, die einen Ruf nach Taukirk sandte: „Eins-Katalog
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