2245 - Operation Kristallsturm
an eine Hinrichtung? Das würde deinem Gon-Orbhon sicherlich nicht gefallen. Du hättest versagt. Was macht dein Gott eigentlich mit Versagern? Ich meine: Ihr seid dann ja schon tot, oder?"
Endlich schien der Attentäter seine Sprache wiederzufinden. „Du kannst mich nicht aufhalten", stieß er hasserfüllt hervor. „Ich bin nicht allein. Ob deines Spottes wird dich Gon-Orbhon vernichten!"
„Natürlich. Aber Gon-Orbhon ist nicht da. Nur du ... und ich."
„Ich habe Helfer", gurgelte der Attentäter, Daellian konnte den Zorn spüren. Sehr gut. Wenn er ihn zur Unbeherrschtheit verleiten konnte... „Du hast nicht einmal einen Namen", versuchte Daellian zu kontern, nur um festzustellen, dass er zwar ein vorzüglicher Wissenschaftler sein mochte, aber nie und nimmer ein Psychologe.
Sein Gefangener lachte!
So war das nicht geplant gewesen. Jetzt drohten ihm die Felle wegzuschwimmen, wenn er nicht reagierte. Daellian entschärfte die beiden Fusionsladungen mit sicherem Griff, indem er die Zünder herausbrach, und heftete sie danach an einen der Meiler.
Der Attentäter hörte auf zu lachen und beobachtete jede Tentakelbewegung. „Hier! So hätte es aussehen können. Schade, dass die Ladungen nicht mehr funktionieren, nicht wahr? Vielleicht beim nächsten Mal. Gon-Orbhon gibt dir sicher noch eine Chance."
Plötzlich ging alles rasend schnell: Das Gesicht des Saboteurs verschwand in blauem Dunst. Seine Atemgeräusche wurden laut und hektisch, dann brachen sie ab, und die Gestalt erschlaffte. Wenige Augenblicke später meldete die Mikropositronik des Tanks, dass die Herztätigkeit des Attentäters ausgesetzt hatte.
Verdammt!, dächte Daellin. Wo sind die Kosmopsychologen, wenn man sie mal braucht? Diese Tsinga hätte ich jetzt gut gebrauchen können, vielleicht hätte die etwas herausbekommen. Aber sie steht leider auf der Gegenseite. Und unser Attentäter hier hat kapituliert - dieser ominöse Gott macht es seinen Jüngern ganz schön leicht, sich aus der Affäre zu ziehen.
Er überlegte, wie er mit dem Toten verfahren sollte. Er könnte ihn in die Zentrale oder einen anderen Ort transportieren, wo man sich seiner annehmen würde, kein Problem für den Medotank. Aber das hätte gewirkt wie ein Jäger, der seine Beute heimbringt - kein angenehmer Gedanke. Am besten für ihn war es wahrscheinlich, ihn hier an Ort und Stelle zu lassen. Malcolm öffnete eine Klappe am Medotank. Ein Rohr fuhr aus, mehrere Testblitze zuckten. Daellian klatschte den Toten im Raumanzug an die Wandung des einen Meilers, dann schweißte er die Metallteile des Anzugs einschließlich des Helms daran fest.
Die Leute vom TLD konnten ihn später hier abholen.
Aus der Leitzentrale kam die Meldung, dass der Energiedurchsatz bei neunzig Prozent lag. „Höchste Vorsicht ist geboten", hörte Daellian sein Hologramm sagen. „Fed, fahr den Wert auf achtzig Prozent zurück."
Der Zapfvorgang lief inzwischen seit zweiundfünfzig Minuten.
In diesem Augenblick heulte der Alarm auf.
Das Hologramm erlosch in dem Augenblick, als Malcolm S. Daellian die Leitzentrale erreichte und aus dem Schacht auftauchte. Fedor Poscheff-Tsun zuckte erschrocken zur Seite, starrte dann mit rätselhaftem Blick auf den Medotank. „Und?", erkundigte er sich. „Hatten wir einen Saboteur an Bord?"
„Wie angenommen. Ein blinder Passagier, der sich nach der Vereinigung mit Gon-Orbhon sehnte. Er ist tot, hat sich selbst getötet, ehe er Schaden anrichten konnte."
Mit den Schwankungen im Energiedurchsatz hatte er unter Garantie nichts zu tun. Daellian schaltete sich in die Kommunikation der Steuerautomaten ein. Als erste Konsequenz rief er die zwei Dutzend Techniker zurück, die noch draußen waren. Er setzte ihnen ein Limit von vier Minuten. „Wir sind bisher auf Vermutungen angewiesen", sagte Fed. „Die Zyklotraf-Ringspeicher zeigen plötzlich Überlastungssymptome, wo eigentlich gar keine sein dürften."
„Es kann nur mit der Fließgeschwindigkeit der Energie zu tun haben", antwortete Daellian. „Achtzig, neunzig Prozent Durchsatz waren zu viel. Wir werden es rückrechnen. Die Obergrenze liegt vermutlich irgendwo zwischen fünfzig und siebzig Prozent."
Alles sieht danach aus, dass es sich um dieselben Probleme wie bei den Gravitrafs handelt.
Die Biopositronik gab eine neuerliche Warnung aus. Sie fuhr die Hypertrons herunter, öffnete gleichzeitig Sicherheitsventile an den Ringspeichern und ließ Energie ab. „An alle. Zwei Minuten haben Sie noch. Sobald Sie in
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