2245 - Operation Kristallsturm
verkündete Malcolm S. Daellians Stimme. „Der Plasmadruck steigt", meldete die Bioposironik. Die Information besagte nicht viel. Wichtiger war, dass der Druck auf beiden Hypertron-Zapfantennen gleich groß blieb. Die Stabilität des Gesamtsystems hing davon ab.
Malcolm S. Daellian fieberte von diesem Augenblick an mit. Zehntausend Bar hielt der Medotank aus.
Die Skala hatte diese Marke allerdings bereits überschritten ... und wanderte immer weiter.
Die beiden Parabolschüsseln standen wie Felsen in der Brandung. Die Rotation des Zapfschiffes und die gegensätzliche Rotation der Hypertrons verliehen dem Zapf schiff zusätzliche Stabilität. In Kombination mit den Schirmsystemen lag die Abweichung vom mathematischen Sollwert unter einem tausendstel Millimeter - ein Wert, den die Automatik spielend korrigierte. „Das Zapf System arbeitet optimal", fuhr die Biopositronik fort. „Energie vorsichtig durchlassen", ordnete das Daellian-Hologramm an.
Jetzt kam alles auf die perfekte Synchronisation zwischen Zapfem und Speichern an.
Der Leiter der Waringer-Akademie glaubte sich in diesem Augenblick zweitausend Jahre in die Vergangenheit versetzt. Damals hatten die Wissenschaftler ähnliche Experimente mit ähnlichen Mitteln angestellt.
Die Zapfantennen sogen die Energie wie Schwämme auf. Die Soggeschwindigkeit nahm proportional zur Fließgeschwindigkeit in den Leitungen zu. Noch lag sie auf einem minimalen Niveau. Die Steuerautomatik fuhr die Widerstände im Schneckentempo herunter. Zusätzlich standen Desintegratoren bereit, um die Energieleitungen im Gefahrenfall zu kappen. Ein paar Schmelzvorgänge im Leitungssystem stellten eine geringe Gefahr dar im Vergleich zu einem wegen Überladung explodierenden Ringspeicher.
Malcolm S. Daellian hielt an und ließ die Schluchten des Schiffszentrums unter sich entlangwandern.
Erneut entdeckte er das Wärmeloch. Es hielt sich im Schatten zwischen zwei Metallsockeln auf. Ab und zu bewegte es sich ein wenig hin und her.
Das Schwein nimmt sich Zeit!
Daellian erwartete es nicht anders. Das Verhalten des Unbekannten deutete auf den Super-GAU hin, auf die Explosion ganz am Schluss des Experiments, wenn alle Zyklotraf-Ringspeicher bis zum Platzen mit Energie aufgeladen waren und die RAINBOWI zu neunzig Prozent daraus bestand. Einen schöneren Gruß in die Sonne und zum Jetstrahl konnte es nicht geben. „Weitermachen!", erklang die Daellian-Stimme und wiegte den Attentäter in Sicherheit.
Malcolm S. Daellian bewegte sich jetzt synchron mit der Rotation. Auf diese Weise behielt er das Versteck mit dem Wärmeloch ständig in der Ortung. Wer immer da in dem kaum erkennbaren Raumanzug steckte, musste seiner Sache ziemlich sicher sein. „Wir wagen es und gehen auf zwanzig Prozent Durchsatz." Das war Fedor Poscheff-Tsuns Stimme.
Dem Chefingenieur dauerte es zu lange.
Er will die Sache abkürzen.
Daellian entschuldigte sich in Gedanken für diesen Verdacht bei ihm, mit dem Attentäter unter einer Decke zu stecken. Seine Einsamkeit, durch den Medo-Sarkophag abgeschottet von allen Lebenden, trübte manchmal das Urteilsvermögen, konnte sich aber auch als Vorteil entpuppen. Vorausgesetzt, man übte genügend Selbstkontrolle über sich aus.
Die Ringspeicher verkrafteten die Energieaufnahme ohne Probleme. Der Ringquerschnitt und die Positionierung der Umformer erwiesen sich als optimal. „Auf dreißig Prozent erhöhen", sagte das Daellian-Hologramm mit der authentischen Stimme des Originals, die nachzuahmen wirklich keine Kunst war.
Das Wärmeloch verließ seinen Standort. Es bewegte sich heckwärts, umging mehrere Steuerblöcke und schob sich in einen Zwischenraum.
Ausgerechnet die Daellian-Meiler!
Daellian argwöhnte, dass der Attentäter ihnen damit irgendetwas sagen wollte. Nach einigem Nachdenken verwarf er den Gedanken wieder. Niemand würde es mitbekommen, keiner konnte es weitererzählen. Der Kerl wählte die neuen Meiler, weil er sie für die effektivsten Energiespeicher hielt, die es derzeit gab.
Ein Kompliment also.
Auf das er gut hätte verzichten können. „Vierzig Prozent!"
Die Taster der RAINBOW Imeldeten einen Energieausbruch in der Sonnenkorona. Der kochende Stern schleuderte eine Fontäne von hunderttausend Kilometern Länge empor. Die Glut raste weitab vom Zapfschiff ins All hinaus, weg von der Ebene der Planetenbahnen.
Das „Jahr der ruhigen Sonne" verringerte die Gefahr doch erheblich, in die sie sich begeben hatten.
Weitere Protuberanzen blieben dann
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