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2245 - Operation Kristallsturm

Titel: 2245 - Operation Kristallsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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denen man damals den Abgrund zwischen der Milchstraße und Andromeda überbrückt hatte.
    NATHAN ließ im Mondorbit das umfassendste Ausrüstungspaket aller Zeiten schnüren, Schiffe mit Zehntausenden von zusätzlichen Energieaggregaten, PONTON-Tender, mit denen man früher bis nach M87 oder Gruelfin gekommen wäre. Heute reichten sie vermutlich gerade mal bis in den Halo der Milchstraße. Mit 170.000 Lichtjahren lag Magellan derzeit außerhalb der Reichweite selbst von Fernraumschiffen. Um trotzdem dorthin zu gelangen, brauchte es eine ganze Flotte von Trägerschiffen, Reparatur- und Transporttender, gewaltige Schlachtschiffe mit unzähligen Beibooten und immense Vorräte an Howalgonium oder anderen Hyperkristallen. Über dieses bedeutende Handikap heutiger Raumfahrt hatte Myles Kantor bisher kein Wort verloren.
    Daellian erklärte es sich damit, dass der Chef Wissenschaftler nicht darüber Bescheid wusste. Die offizielle Version ließ eine solche Information auch gar nicht zu.
    Schließlich flog der Verband in die Eastside, um dort alle verfügbaren Howalgoniumvorräte zu bunkern und in die Westside und den Einflussbereich der LFT zu schaffen.
    Was wird das?, fragte Daellian sich. Am Ende ist es eine Einbahnstraße. Gestrandet in Magellan, ohne Hyperkristalle zum Rückflug.
    Denkbar war durchaus, dass ein Großteil der Schiffe und Tender in der Großen Magellanschen Wolke bleiben musste, weil die Kristalle für den Heimflug fehlten. Daellian prüfte sich und fand den Gedanken nicht einmal abstoßend. Über Jahre von Terra fernbleiben zu' müssen stellte für ihn kein Problem dar. Er fühlte sich der Menschheit, nicht aber einzelnen Menschen verbunden. Die Aufgabe hätte ihn gereizt, aber er schminkte sie sich sofort wieder ab.
    Für mich endet diese Expedition sowieso als Himmelfahrtskommando. Die Technomumie gegen den Gott der Verwesung - da scheint mir keine günstige Prognose möglich. Gon-Orbhon wird mich einfach ausknipsen.
    Myles muss gehen. Wenn jemand Gon-Orbhon ausschalten kann, dann er.
    Kantor besaß Erfahrungen aus Jahrhunderten, die ihm, Malcolm S. Daellian, fehlten. Zu Lebzeiten hätte er sie sich nie aneignen können. Jetzt, da heuchlerische Arzte ihn zu einem Leben als Toter verurteilt hatten, hatte er diese Jahrhunderte vielleicht noch vor sich -aber nur, wenn bis dahin nicht das Universum aufgehört hatte zu existieren oder er selbst ausgelöscht worden war.
    Man baue mir einen Grabstein am Kalup-See mitten im Schilf, der die Größe und die Form meines „Sarges" hat. Wenn schon, dann will ich hier beigesetzt werden. Was von mir übrig ist.
    Aber dieses Ereignis durfte getrost noch auf sich warten lassen. Auch wenn Daellian es sich noch so oft gewünscht hatte, tot zu sein, war er sich doch klar darüber, dass er nicht nur nicht sterben wollte, sondern dass er sogar regelrechte Panik davor hatte. Er wusste, wie es war, und hatte daher allen Grund dazu. Außerdem hatte er hier noch einiges zu erledigen.
    Seit er Oberhaupt der Akademie geworden war, hatte er sich immer stärker mit dem RAINBOW-Projekt identifiziert. Unablässig wirbelten in seinem Kopf die Daten und Zahlenkolonnen durcheinander, spielte er neue Möglichkeiten durch. Er konnte den Zeitpunkt des zweiten Versuchs kaum erwarten. Dank der Ersatzteil-Vorsorge gingen die Montagearbeiten an der RAINBOW II zügig voran.
    Es musste nicht mehr probiert werden. Die Techniker übernahmen alles vom ersten Schiff. Bis auf die Fehler.
    Schade fand Daellian nur, dass er keine Gelegenheit fand, seinen Studenten die alles entscheidende Frage zu stellen. „Wie hoch ist Ihr Anteil am Versagen des ersten Schiffes?" Sie hätten sich vermutlich gewundert, und manchem von ihnen hätte es einen Schock versetzt.
    Nein, er durfte so etwas nicht von ihnen verlangen.
    Daellian brach zu ein paar Dutzend Umrundungen der Sitzgruppe mit dem schlafenden Myles Kantor auf. Er veranschlagte drei, vier Stunden, bis der völlig erschöpfte Terraner endlich erwachte. Zu seinem Erstaunen dauerte es lediglich etwas mehr als dreißig Minuten. Das Schnarchen hörte übergangslos auf.
    Als Kantors Gesicht wieder in Daellians Blickfeld auftauchte, hielt der Wissenschaftler die Augen geöffnet. Ein vorwurfsvoller Blick traf den Medotank. „Wieso hast du mich nicht geweckt, Malcolm?"
    „Ich bin kein Wecker", erklärte er barsch. „Außerdem habe ich es mit allen Mitteln versucht. Es hat nicht funktioniert", fügte er rasch hinzu. Die Lüge tat nicht weh. „Und körperliche

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