2246 - Kavuron der Spieler
die Hauptstadt wand und die zahlreichen großteils künstlich angelegten Seen speiste. Das eher unscheinbare Äußere des lang gestreckten, vergleichsweise niedrigen Gebäudes korrelierte keineswegs mit seiner Bedeutung.
Das Erdgeschoss besaß den Grundriss eines Trapezes, wobei die längste Seite dem Seeufer zugewandt war. Darin befand sich hauptsächlich die Kaserne der Wachmannschaft. Das erste Obergeschoss bildete ein flacher, rundum verglaster Quader, welcher Labors, Schlaf -und Aufenthaltsräume enthielt.
Im zweiten Stockwerk, dessen Dach die Form eines gleichseitigen Dreiecks aufwies, residierte Kavuron da Untrach, der Leiter des Instituts. Auf dem Dach saß ein gedrungener, zylindrischer Turm, in dem, von außen nicht erkennbar, Luftraumüberwachung, Waffensysteme und Schutzschirmprojektoren untergebracht waren. Das Flachdach des Turms diente außerdem als Landeplatz für zivile Personengleiter.
Insgesamt hätte jemand, der nicht zu den wenigen Eingeweihten aus Militär oder Geheimdienst gehörte, das Gebäude für ein weiteres der Seniorenheime, Kongress- oder Freizeitzentren halten können, die das Seeufer säumten. Dazu passten auch die rings um den Dachgarten im zweiten Stock verlaufenden Schriftzeichen: „Arkonidisches Institut für Kommunikation und Unterhaltung (AIKU)".
Stentral und Oltran vertäuten das Tretboot am Pier des Instituts, neben den beiden als Ausflugsyachten getarnten Kanonenbooten. Hastig vervollständigten sie ihre Kleidung.
Der Signalgeber in Oltrans Hosentasche fiepte bereits zum vierten Mal, noch lauter und durchdringender als zuvor. „Ja, ja, ja", brummte der Dicke. „Als käme es auf die paar Millitontas an!"
Obwohl der Portier am seeseitigen Eingang sie erkannte und ihnen durch sein Fenster kumpelhaft zuwinkte, mussten sie die komplette Identifikations-Prozedur über sich ergehen lassen: Chipkarten, Retina-Scan, Stimmerkennung ... Erst danach setzte sich die Panzerglas-Drehtür in Bewegung. „Solltet ihr zwei Ohrfeigengesichter noch ein einziges Mal so lange brauchen, bis ihr euch einsatzfähig meldet", keifte Kavuron, „streiche ich eure sämtlichen Vergünstigungen. Dann dürft ihr das Institut nicht mehr verlassen, auch wenn ihr nur Bereitschaftsdienst habt. Wenn ich gewusst hätte, dass mir die TRC-Zentrale zwei derartige Schleimschnecken schickt...!"
„Die Schleimschnecke, hochedler Kavuron da Untrach", erwiderte Oltran beschwingt, in seinem sanftmütigsten, gewinnendsten Tonfall, „gehört zu den besonders wertvollen Gattungen der Hayokschen Fauna. Schon den Erstbesiedlern galt die Schleimschnecke als Inbegriff der Verlässlichkeit und Heimatverbundenheit. Zäher und ausdauernder als die Schleimschnecke selbst ist nur noch das Sekret der Schleimschnecke, der so genannte Schleimschnecken-Schleim.
Schleimschnecken-Schleim, aber auch Schleimschnecken-Schnitzel oder ein schneller Schluck Schleimschnecken-Schaums eignen sich hervorragend für ..."
„Halt's Maul!", brüllte Kavuron. „Oder ich lasse dich Schleimschnecken fressen, bis dir der aufgeblähte Wanst platzt!"
Oltran formte die Lippen zu einem Kussmund, klapperte mit den Augenlidern, verbeugte sich leicht und hob abwehrend die Hände, um taktvoll auszudrücken, dass ihn das Angebot nicht besonders reizte.
Sten hingegen plapperte fröhlich: „Wusstest du übrigens, Hochedler, dass der Sexualakt der Schleimschnecken zu den kompliziertesten im hiesigen Tierreich gehört?"
„Nein> und ich will es auch gar nicht wissen!"
Kavurons linkes Lid begann zu zucken. Das war nur eines von mehreren nervösen Leiden, die ihn plagten. Interessanterweise verstärkten sich die Symptome, je länger Stentral und Oltran persönlichen Kontakt mit ihm hatten.
Der Leiter des AIKU war der greisenhafteste Arkonide, den Oltran je gesehen hatte. Sein kahler, runzliger Schädel und der dürre, gebrechliche Körper wirkten wie die eines Zweihundertjährigen. Ging man davon aus, dass jemand seiner Herkunft und Position sich problemlos die exklusivsten Verjüngungskuren und kosmetischen Operationen leisten konnte, die im Sternenarchipel angeboten wurden, so konnte man durchaus annehmen, dass er noch um einiges älter war.
In bizarrem Kontrast dazu kleidete er sich stets nach der neuesten, ausgeflipptesten Jugendmode.
Oltran, der konservative, möglichst zweckmäßige und un- ,auffällige Klamotten bevorzugte, empfand diesen Spleen seines Vorgesetzen als ungemein peinlich.
Kavuron schob ihnen mit zitternden Fingern einen
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