2246 - Kavuron der Spieler
geschmacklos freizügigen Gewandung ablesen ließ. „Du liegst genau richtig, junge Entspannungsdienstleisterin", 'antwortete Sten konziliant. „Eine hochinteressante Spezies, die man auch im Vhalaumer Zoo bewundern konnte. Rudeltiere. Apropos - ist einer von euch zufällig der für diese Kreuzung zuständige Blockwart?"
Obgleich sie in der prallen Nachmittagssonne saßen, ging durch die bunt gemischte Gruppe ein Frösteln, als wäre das Thermometer schlagartig um zehn Grad gefallen. „Wer lässt fragen?", knurrte ein Naat, der seinen Blessuren zufolge vor kurzem entweder in eine Häckselmaschine oder in eine sehr heftige nonverbale Diskussion geraten war.
Abermals sank die Temperatur merklich. Mehrere Hände mit verschieden vielen Fingern wanderten betont unauffällig zu Ausbeulungen diverser Kleidungsstücke. In die Husten und sonstige Reize erregenden Aromen, die aus den offenen Fenstern der Kaschemme drangen, mischten sich die scharfen Gerüche von Schweiß und Hormonausdünstungen. „Sollen wir uns vorstellen, Ollie?", fragte Stentral gespielt naiv. „Es scheint, als würde dieser Herr ums Leben gern Bekanntschaft mit uns schließen."
„Keine Extratouren", erinnerte 01-tran. „Erst der Auftrag, dann das Vergnügen."
„Sei kein Spielverderber! Ein wenig Spaß haben wir uns immer noch gegönnt."
Ein Überschwerer sprang auf, eine Kampfaxt in der fassgroßen Faust.
In diesem Moment trat Füjirstüyn, der Wirt, aus der Tür. Mit dem untrüglichen Instinkt des erfahrenen Gastgewerblers hatte er drohende Kalamitäten gewittert. Er hätte die Situation wohl auch binnen eines Lidschlags überblickt, wenn er weniger als vier Augen besessen hätte. „Gemach, meine Lieben", zwitscherte er mit schriller, für seine Verhältnisse dennoch tiefer Stimme.
Jülziish unterhielten sich mit ihresgleichen in für Lemurer-Abkömmlinge teilweise nicht mehr hörbaren Frequenzbereichen. „Es besteht überhaupt kein Anlass für Unfreundlichkeiten."
Dabei legte er die blau bepelzte Hand bedeutungsvoll auf eine der Stickereien, die seine Schürze zierten.
Diese zeigte die stilisierte Darstellung eines Yillds, eines längst ausgestorbenen Riesenreptils, halb Schlange, halb Drache. In der arkonidischen Heraldik kam dieses Symbol häufig vor. Auch Mitglieder der SENTENZA ließen es sich gerne auf den Brustkorb tätowieren.
Und nicht zuletzt war der Yilld das Wappentier der Tussan Ranton Celis ... „Ach sooo", sagte der Naat gedehnt. „Na dann", nuschelte die Zaliterin. „Nichts für ungut", grollte der Überschwere, die Axt hinter seinem Rücken verbergend.
Plötzlich war es wieder so warm, dass sich etliche der Gäste Luft zufächelten oder mit schmuddligen Tüchern das verschwitzte Gesicht abwischten.
Füjirstüyn bot Sten und Oltran einen wie durch Zauberei frei gewordenen Tisch an. Die Speisen und Getränke, die er offerierte, lehnten sie ab. „Wir stehen etwas unter Zeitdruck", erklärte Oltran entschuldigend. „Ich nehme augenblicklich Kontakt auf", beteuerte der Tellerköpfige und entschwand in Richtung seiner Küche.
Um die Wartezeit zu überbrücken, bat Sten die Zaliterin, das von der Fahrt angeschmutzte Mofa zu putzen, wofür sie, dies nur als Tipp unter Freunden, am besten ihre Seidenstrümpfe benutze.
Sie gehorchte wortlos.
Der Blockwart nannte sich Deutmar Kustsch. Er war Kolonial-Arkonide, und die für Hinterwäldler typische Mischung aus Schläue und Ehrgeiz stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Oltran machte nicht erst viel Federlesens. „Wir haben in dem Areal, wo du Schutzgeld eintreibst, etwas zu erledigen", sagte er trocken. „Eure Interessen werden davon nicht berührt. Und die Schäden werden lokal begrenzt sein."
„Hm. Bitte, geht behutsam vor. Ihr solltet wissen, dass derzeit eine gewisse Unruhe herrscht. Das Machtgefüge innerhalb unserer... Interessen Vereinigung wurde empfindlich aus dem Gleichgewicht gebracht."
„Ach?"
„Ein Anführer der Kralasenen", flüsterte Deutmar, „ein gewisser Cel'Athor, räumt gnadenlos innerhalb der SENTENZA auf. Daraus resultieren Nachfolgekämpfe, deren Ausgang noch ungewiss ist. Man könnte sagen, es geht ans Großreinemachen."
„Falls du Shallowain den Hund meinen solltest", erwiderte Oltran ebenso verhalten: „Das ist ein persönlicher Freund von Stentral und mir."
Kustsch sah ihm in die Augen. Lange. Sehr lange. Sehr, sehr lange.
Danach einigten sie sich rasch.
Der Rest war unspektakulär.
Ihre Zieladresse entpuppte sich als ehemalige
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