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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Donnerstag
    Altmark,
im Herbst 1985
    ~ 1 ~
     
    Laura Perch freute sich auf die kommenden Wochen, schon seit die letzten Sommertage so kühl zu Ende gegangen waren. Im Augenblick war sie ein wenig in melancholischer Stimmung. Die Kleinbahn, in die sie in Magdeburg zugestiegen war, bummelte durch leuchtend rotbunte Laubwälder, die sich in der Sonne wärmten. Hier in der Altmark musste der goldene Oktober erfunden worden sein. Die Felder waren entweder abgeerntet und zeigten ihre tiefbraunen, fruchtbaren Böden, oder sie waren mit sattgrünem Wintergetreide bestellt, was der Farbigkeit der Landschaft zu einer unwahrscheinlichen Pracht verhalf.
Im langsamen Vorbeifahren hatte Laura sich immer wieder an den Kirchen der Dörfer erfreuen können. Die Altmark verfügte über eine beeindruckende Zahl davon, viele romanischen Ursprungs. Die meisten Gotteshäuser waren als Feldsteinkirchen gebaut, doch auch mehrere Fachwerkkirchen schmückten die kleinen Dörfer, die mit ihren herausgeputzten Häusern genau in diesen Landstrich gehörten.
Laura genoss die Zugfahrt. Urlaub, Ruhe, keine Pläne. Sie war gern mal raus aus der Großstadt, zumindest für eine gewisse Zeit.
So in Gedanken vertieft, bemerkte sie nicht, dass der Zug in Kloster Neuendorf gehalten hatte. Erst als zwei ältere Damen um Erlaubnis baten, sich zu ihr ins Abteil setzen zu dürfen, wurde ihr bewusst, wie nah sie ihrem Reiseziel bereits gekommen war. Schon an der nächsten Station, in Gardelegen, würde sie erwartet werden. Ihre Freundin Astrid hatte ihr versichert, jemanden mit dem Wagen zu schicken, damit sie nicht den langsameren Bus nach Waldau nehmen müsste.
Die neuen Mitreisenden setzten sich, ohne ihre Mäntel abzulegen, und musterten Laura Perch interessiert. Sie versuchten, die junge Frau mit den glatten schulterlangen Haaren irgendwie einzuordnen; nicht Ortsansässige fuhren wochentags nämlich nur selten mit dem Bummelzug, zumal am Vormittag. Da dies den zugestiegenen Frauen aber nicht gelang, gaben sie ihre Erkennungsversuche rasch wieder auf. Kurz nach der Abfahrt des Zuges begannen sie ungeniert, sich über ihren bisherigen Tag und das Verhalten ihrer Mitmenschen auszutauschen. Sie wähnten sich sicher, keine Zuhörerin zu haben, die ihr Gespräch deuten konnte.
Laura amüsierte sich im Stillen, denn ihr waren Waldau und seine Bewohner durchaus vertraut, schließlich hatten ihre Großeltern dort gelebt, und sie hatte als Kind viel Zeit bei ihnen verbracht. Laura konnte sich sofort an die beiden Frauen erinnern: Anne und Emily Winter wohnten am anderen Ende des Ortes, in dem wohlhabenderen Oberdorf. Sie waren, wie man sich im Dorf erzählte, nach dem Krieg nach Waldau gekommen und hatten ohne große Erklärungen ein seit Längerem leer stehendes Haus bezogen. An über das notwendige Maß hinausgehenden Kontakten zu den Dorfbewohnern schien ihnen wenig gelegen, die Waldauer Kinder mieden sie, und sie erhielten auch keine der sonst üblichen Nachbarschaftsbesuche. Immerhin boten sie stets Gesprächsstoff für die anderen Frauen im Dorf, die das Verhalten der beiden fantasievollen Deutungen unterziehen konnten.
Heute wirkte das Geschwisterpaar etwas fahrig. Auf den Plätzen hin und her rutschend, hielten sie ihre kleinen ledernen Reisetaschen fest an sich gepresst. Anne Winter wandte sich mit besorgter Miene ihrer Schwester zu: »Hoffentlich haben wir an alles gedacht, was zu erledigen war, Emily.«
»Aber ja doch, jetzt haben wir wieder für eine Weile Ruhe.«
»Wenn du meinst.« Ganz überzeugt war Anne Winter nicht. Sie versuchte sich abzulenken. »Wenn wir nachher zu Hause sind, lesen wir erst mal die Zeitung und sehen die Post durch. Ich koche uns einen schönen Kaffee dazu, ja?«
»Hoffentlich ist die Post überhaupt schon da. Es ist doch unerhört, dass Lucie Merker die Zeitungen in diesem Monat bereits vier Mal zu spät ausgetragen hat. Ich möchte wissen, wieso es so schwierig ist, pünktlich um elf den Briefkasten zu füllen.«
»Du weißt, Emily, dass die jüngeren Leute heutzutage immer unzuverlässiger werden. Sicher hat sie wieder herumtelefoniert und die Zeit für ihre Runde vergessen.«
»Ja, auch heute früh beim Friseur musste ich über zehn Minuten warten, bis ich bedient wurde, obwohl ich den ersten Termin hatte! Die Farbe geriet außerdem etwas zu dunkel, findest du nicht?«
»Hast du dafür etwa noch Trinkgeld gegeben?«, fragte Anne mit echter Empörung.
»Tja leider, das gehört sich doch so?! Trotzdem weiß es

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