2246 - Kavuron der Spieler
endlich einmal auf dich!", drang Torre weiter in sie. „Ich offeriere dir einen Platz an meiner Seite. Du sollst zu meiner Rechten thronen und mit mir die Welt beherrschen. Das ist doch deine wahre Bestimmung, oder nicht? Greif zu! Vergiss die LFT. Was verdankst du ihr schon außer Mühsal und Plage? Jeder ist sich selbst der Nächste und seines eigenen Glückes Schmied. Hähä."
Etwas stimmte nicht. Allen drei Bewusstseins-Clustern fiel auf, dass ihr Peiniger zwar bis in die kleinsten erkennbaren Details genauso aussah und klang wie der Torre Molinas ihrer Erinnerungen.
Sogar dessen Sprechweise und bevorzugte Redensarten verwendete er. Und unzweifelhaft wusste er sehr gut über Maykie Bescheid.
Dennoch ... „Du bist ein anderer, als du zu sein vorgibst", sagte das Specter. Diese Erkenntnis hatte die Persönlichkeiten kurzfristig wieder vereint. „Wie kommst du darauf?"
„Ich kenne niemanden auf der Welt besser als ihn. Du kopierst ihn sehr überzeugend, das muss ich zugeben. Mich täuschst du trotzdem nicht."
„Und wenn dem so wäre? Macht das denn einen Unterschied?"
„Er hat für dich gearbeitet, nicht wahr? Über längere Zeit. Daher kennst du seine und meine Geschichte. Deshalb findet sich seine Handschrift überall in deinen Systemen! Hast du ihn als deinen Avatar gewählt, weil du insgeheim weißt, dass du dich mit fremden Federn schmückst? Oder bist du so unansehnlich, dass du dich hinter seiner Erscheinung verstecken musst?"
„Ha! Du willst mich erneut provozieren. Das gelingt dir nicht, kleine Maykie, so nicht. Dein toller Torre war mein Assistent, das ist richtig. Fachlich ganz gut, aber ein Großmaul und Intrigant. Er wollte gegen mich revoltieren, sich selbst zum Gott aufschwingen. Das ist ihm gar nicht gut bekommen, hähä."
„Hast du ihn getötet?"
Das Specter harrte der Antwort mit einer Bangigkeit, die es selbst erstaunte. Zu hören, dass Torre Molinas ausgenutzt, gedemütigt und dann umgebracht worden war, hätte ihm, so fühlte es plötzlich, einen harten Schlag versetzt. Es wäre ein weiteres Mal betrogen worden - um seine Rache. Auch wenn es diese in all den Jahren nie bewusst angestrebt hatte. „Hast du?", fragte es.
Er war grundsätzlich eher Pessimist und hütete sich, etwas zu beschreien. Aber mittlerweile glaubte auch Oltran, dass sie eine wahre Glückssträhne erwischt hatten.
Nach Jahren im Innendienst der Tussan Ranton Celis, die von angenehm unauffälliger Erfolglosigkeit geprägt gewesen waren, hatten sich in den letzten Monaten die Ereignisse geradezu überstürzt.
Stentral und er hatten den TLD-Agenten Corg Sonderbon gefangen, mit weitreichenden Folgen. Sie hatten Shallowain den Hund befreien geholfen. Und nun fiel ihnen sogar Gucky, der Mausbiber, in den Schoß, der mächtigste Multimutant in terranischen Diensten! „Er wollte uns ausspionieren", vermutete Sten. „Oder uns heimtückisch und hinterrücks überfallen.
Aber er hat nicht damit gerechnet, dass ich nie mehr ohne aktivierten PIEPER aus dem Haus gehe!"
Stolz präsentierte er das Kästchen, dessen Funktionsanzeige lindgrün leuchtete. Oltran konnte nicht umhin, seinen Partner zu loben. „Wir sind gemachte Männer", sagte er, während sie den Mausbiber verschnürten und in einen blickdichten Sack steckten. „Das muss ganz einfach eine Prämie geben, die sich gewaschen hat."
„Ich denke, ich werde mir davon ein Häuschen am Akalyn-See kaufen", schwärmte Sten. „Mit einem kleinen privaten Zoo. Du hast natürlich zeitlebens freien Eintritt, Ollie."
„Nun werd mir nicht gleich übermütig!", mahnte Oltran, seinerseits Bilder von endlosen Festgelagen mit blutjungen Gespielinnen verscheuchend. „Und halt vor allem dein Mundwerk im Zaum. Kein Wort zum Portier oder zu sonst wem von der Wachmannschaft, klar? Nicht, dass uns irgendein Offizier diese Beute noch wegschnappt und selbst damit reüssiert. Wir zeigen unseren Fang einzig und allein Kavuron persönlich."
„Die Vorschriften besagen aber ..."
„Willst du ein Seegrundstück mit Zoo oder stattdessen eine wertlose Urkunde für vorbildliche Pflichterfüllung?"
„Äh..."
Zuerst war Kavuron äußerst ungehalten. Doch seine beiden Handlanger ließen sich nicht beirren, obwohl er ihnen schreckliche Strafen für den Fall ankündigte, dass sie die Störung nicht rechtfertigen konnten.
Er stabilisierte den Zustand des Molinas-Konstrukts, schaltete die SERT-Schnittstelle auf Standby und verließ das Netzwerk. „Wenn das nicht die Sensation ist, die
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