2246 - Kavuron der Spieler
Sie trug einen schwarzen, hautengen Latexanzug, um dessen Ärmel sich hellgrüne Schlangen wanden. „Viper!"
„Die nämliche. - Respekt, Roter, ich hätte nicht gedacht, dich hier zu treffen. Scheinst mächtig zugekauft zu haben."
Es verdross ihn, hier auf die junge Frau zu stoßen, die sich Viper nannte. Sie waren einander schon öfter über den Weg gelaufen und hatten sich manch heftiges Gefecht geliefert. Wobei meistens er den Kürzeren gezogen hatte. „In der Tat bin ich gut gerüstet. Leg dich heute besser nicht mit mir an, Schlangenmädchen", flüsterte er drohend. „Ich habe einige neue Spielzeuge bei mir, mit denen du lieber nicht Bekanntschaft machen möchtest."
„Das zu entscheiden, darfst du getrost mir überlassen. - Du kommst aus der Imperialen Ehrenloge.
Gestehe: Ist Bostich da drin? Hast du ihn ... Nein", korrigierte sie sich selbst. „Dann hätten wir bereits Vollalarm. Den zu unterdrücken, schafft deine Software nicht."
„Ja, er ist da. Und nein, ich habe ihn nicht terminiert."
„Wie bist du dann an ihm vorbeigekommen?"
„Habe ihn betäubt. - Und jetzt lass mich in Frieden, ich möchte hier keine Wurzeln schlagen."
„Wieso hast du ... Ah, ich verstehe. Du wolltest zuerst noch den Fluchtweg erkunden. Tja, Kumpel, da war die Viper wieder einmal schlauer. Ich bin gleich durch den Hintereingang rein."
„Ja, ja. Hör zu. Du kannst Bostich haben, klar? Er gehört dir. Brauchst nur noch in sein Zimmer zu schleichen und ihm deine Giftzähne in den Hals zu schlagen. Aber halt mich nicht länger auf."
„Du verzichtest? Einfach so?", fragte die Akonin misstrauisch. „Bostel bringt mit Sicherheit einen höheren Score als Ascari und Qertan zusammen."
Damit hatte sie wohl Recht. Bislang hatte das höchste erreichbare Ziel darin bestanden, gleichzeitig die Mascantin und ihren Dron-Leibwächter auszuschalten. Aber jetzt, da der Kristallimperator persönlich im Spiel war ... „Verdammt, glaub mir endlich, dass ich nichts von ihm will. Und von dir schon gar nicht."
Viper wiegte nachdenklich den Kopf. Dabei leckte sie sich mit ihrer langen, gespaltenen Zunge über die Lippen. Schließlich leuchteten ihre geschlitzten Pupillen auf. „Ich durchschaue dich, Roter. Jetzt verstehe ich, was du vorhast. Du willst tiefer hinein, nicht wahr? In den inneren Kreis. Ins Allerheiligste."
Widerwillig bejahte er.
Die junge Frau wurde plötzlich ernst. „Sei kein Narr! Weißt du überhaupt, worauf du dich da einlässt?"
„Jetzt klingst du wie meine Mutter. Oder wie einer der ewigen Nörgler aus der Info-Gruppe."
„In den letzten beiden Tagen hat es mindestens fünf von uns erwischt. Fünf!"
„Pah. Schauermärchen. Die höre ich, seit das positronische Netzwerk in Betrieb gegangen ist. Immer dieselben Horrorgeschichten, und sie fangen immer gleich an: >Ein Freund von einem Freund von einem Freund< ... Ich jedenfalls kenne kein einziges dieser angeblichen Opfer."
„Sagt dir der Name Stachelbaron etwas?"
„Hältst du mich für blöd? Natürlich kenne ich den Stachel. Einer der Besten auf diesem Planeten."
„Er ist mein Bruder. Und seit vorgestern verschollen. Das Letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er da reinwollte." Sie deutete in Richtung der schweren Metalltür an diesem Ende des Ganges. „Er wird schon wieder auftauchen", murmelte der Rote Rächer, etwas unsicher geworden.
Die halb transparenten Naat-Pranken umfassten seine Oberarme und schüttelten ihn. „Stachels Wohnung ist ausgebrannt. Komplett. Da war nichts mehr zu finden außer Ruß und Schlacke."
„Unfälle kommen vor ..."
„Bei zwei meiner Bekannten war es genau dasselbe. Verdammt, ich habe ihre abgefackelten Behausungen gesehen, mit eigenen Augen."
„Das ist ein Test, was? - Dein Bruder. Dass ich nicht lache! Und Perry Rhodan ist deine Tante, oder? - Du willst mir doch bloß Angst einjagen. Sehen, ob ich kneife. Und wenn ich's tue, verhöhnst du mich in allen Netzforen. Aber mit mir nicht, du verschlagenes Gewürm!"
Er riss sich los, drehte sich um und stapfte auf die Metalltür zu. „Tu's nicht, Roter, ich bitte dich. Du gehst in den Tod ..."
Sie folgte ihm, versuchte ihn zurückzuhalten, doch er wischte ihre Hände zur Seite. „Ich habe schon hunderte Leben verloren. Na und?"
„Aber das ist kein Spiel. Sobald du durch diese Türe gegangen bist, nicht mehr. Da gibt es keinen Neustart. So glaub mir doch, ich lüge dich nicht an!"
Innerlich war er sich keineswegs sicher, was er von ihrer Erzählung halten
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