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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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verjüngten.
    Aruula wies überrascht aufs Meer. »Was ist das dort? Ein Tier?«
    Atta folgte der Linie ihres Armes und wurde bleich.
    ***
    Vergangenheit
    Juni 2435 bis Dezember 2447, Kovlam
    Aus Trivas Tagebüchern
    14. Juni 2435: Wischnu sei Dank, dass Papa und Mama uns das Lesen und Schreiben beigebracht haben, auch wenn wir damit auf die anderen Bewohner wie Wundertiere wirken, denn die können weder das Eine noch das Andere. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie deswegen höhere Wesen in uns sehen. Das sind wir natürlich nicht. Wir sind normale Menschen. Aber Papa und Mama stammen aus einem Bunker in Trivandrum, wie sie Kenna und mir erst vor kurzem erzählt haben. So richtig hab ich das noch nicht verstanden. Aber Menschen, die die Zeit nach dem Kometeneinschlag in Bunkern überlebt haben, scheinen intelligenter zu sein als die, die an der Erdoberfläche leben mussten. Papa und Mama können sich keinen Reim darauf machen, glauben aber, dass das irgendwie mit der Kometenstrahlung zu tun haben muss.
    Unheimlich.
    Wischnu! So viel Neues haben Kenna und ich erfahren, und mir schwirrt noch immer der Kopf. Papa hat den Bunker vor über zwanzig Jahren verlassen, als Mama mit mir schwanger war, weil er diese Wissensunterschiede erforschen und seiner Bestimmung als Hilar nachgehen wollte. Natürlich ist Mama mit ihm gegangen. Ich würde gerne mal so einen Bunker sehen und die Bunkerleute kennen lernen. Aber Papa sagt, dass er sich im Unfrieden von ihnen getrennt hat und wir nicht dorthin zurück können. Schade. Vielleicht ergibt es sich ja mal.
    Übrigens, ich glaube, dass ich weiterhin die Jahreseinteilung benutze, nach der auch Papa und Mama zählen. Faszinierend, dass sie weit in die Zeit vor dem riesigen Kometen
    »Christopher-Floyd« zurück reicht, den man hier oben als
    »Kristofluu« kennt. Und was Papa und Mama sonst noch alles wissen! Ich kann gar nicht genug davon hören, wenn sie erzählen, wie es hier in alten Zeiten ausgesehen haben soll. Das muss eine tolle Welt gewesen sein.
    8. Dezember 2435: Wischnu hilf! Meinem Bruder Kenna geht es ziemlich schlecht. Er ärgert mich zwar oft, und manchmal wünsche ich ihn in Kalis Rachen, aber ich mag ihn doch sehr.
    Selbst Papa weiß nicht, woher die eitrigen Pusteln so plötzlich kommen, die seine Haut bedecken. Noch spielt Kenna den Gelassenen. Aber ich habe Angst.
    10. Dezember 2435: Nun ist auch Kenna nicht mehr ganz so gelassen. Die Pusteln werden stärker. All die Salben, die Papa bisher angerührt hat, helfen nicht. Mein Bruder hat zum ersten Mal kurz das Bewusstsein verloren, und meine Angst um ihn ist noch viel größer geworden. Mama meint, dass das irgendwas mit Kennas Immunsystem zu tun haben könnte, weil das Immunsystem der Bunkerleute nicht ganz so gut ist wie das der Oberflächenleute. Papa hat mir zwar erklärt, was ein Immunsystem ist, aber so ganz habe ich das nicht verstanden.
    Papa hat befohlen, dass Kenna von nun an nicht mehr auf die Straße darf. Denn diese Krankheit würde Papas Ruf als all wissender Hilar gefährden. »Nichts wäre schlimmer, als wenn die Patienten kein Vertrauen mehr in ihren Hilar haben«, sagt er. Und damit auch niemand Kenna besucht, setzt er morgen das Gerücht in die Welt, er sei verschwunden. Ich bin so froh, dass ich schreiben kann, denn dadurch kann ich mir ein wenig die Angst nehmen, die auf meiner Seele lastet. Das ist sogar besser als die Gespräche mit meinen Geschwistern. Kenna war zwar niemals im Bunker, aber Mama meint, dass so ein schwaches Immunsystem vielleicht erblich sei. Werde ich das auch kriegen?
    20. Dezember 2435: Nachdem es Kenna seit zwei Tagen richtig dreckig geht und wir alle befürchten, dass er stirbt, hat Papa den letzten Ausweg gewählt, der noch bleibt: Er ist in die uralten Ayveeda-Häuser gegangen, um dort nach einer geeigneten Salbe zu suchen oder zumindest nach einem Rezept dafür. Ich habe geglaubt, ihn nie wieder zu sehen, denn diese Häuser gelten bei den Induus als verflucht, niemand traut sich dort hinein. Auch Papa war es nicht wohl dabei. Aber für Kenna und seine anderen Kinder würde er alles tun, selbst sein Leben riskieren. Ich bin gerührt und liebe meinen Papa deswegen noch mehr.
    Und er ist tatsächlich wieder zurückgekommen, nachdem er sein Hilarhaus für einen Tag geschlossen hatte und in die Ayveeda-Häuser gegangen war. Er nennt sie »Kliniken«.
    Seltsames Wort, aber es klingt gut. Also, er hat zahlreiche Bücher aus den Kliniken mitgebracht, ein paar so dick

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