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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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waren und sich miteinander vergnügt hatten, wann immer ihnen danach war…
    Sie schüttelte verärgert über sich selbst und ihre Gedanken den Kopf. Es war schließlich nicht Maddrax’ Schuld. Wenn sie erst in dieser Hydritenstadt angekommen waren, würden sich viele Gelegenheiten ergeben, mit ihm allein zu sein. Vielleicht sogar schon hier.
    Aruula setzte ein Lächeln auf. »Ein gutes Essen wäre großartig«, stimmte sie zu. Sie überließ Maddrax und Yann den Vortritt. Hintereinander gingen sie zu dem geöffneten Bambustor und passierten die beiden Wehrtürme. Das war gar nicht so einfach, da die Menschen sie noch immer umringten und ihnen laut plappernd folgten.
    Während sich an Yanns und Maddrax’ Arme nun je zwei hübsche Frauen hängten, kam die schönste der Induu-Frauen zu Aruula. Sie schien sich zu erkundigen, was mit ihr wäre.
    Vermutlich spürte sie intuitiv, dass Aruula etwas bedrückte.
    »Lange Reise.« Aruula wies zurück auf das Luftschiff und legte eine Hand an ihr Ohr, als ob sie müde wäre.
    Atta schüttelte vehement das lange schwarze Haar und hielt Aruula einen kleinen Tiegel aus Ton hin. Darin befand sich eine blaugrüne Paste. »Neema.«
    »Ich soll das nehmen?« Aruula sah ratlos, in das gebrannte hellbraune Gefäß.
    »Neema«, wiederholte Atta.
    Aruula konzentriert sich auf deren Gedanken. Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder von strahlender Jugend und Schönheit. Sie verstand. »Ihr benutzt diese Salbe?« Sie deutete in den Tiegel, dann auf Attas Gesicht.
    Die nickte heftig, tupfte ihren Finger in die Salbe und schmierte Aruula die blaugrüne Masse auf den Arm.
    »Hey!« Aruula schubste Atta ein Stück von sich. Die anderen blieben alarmiert stehen. Der gesamte Zug geriet ins Stocken. Einige stolperten. Laute Fragen erklangen.
    »Was ist los?«, fragte Maddrax beunruhigt.
    »All… alles in Ordnung.« Aruula schluckte und starrte auf ihren Arm. Ihre Haut schimmerte leicht ölig unter der Salbe.
    Und die kleine Narbe, die sich an dieser Stelle befand, sah plötzlich deutlich blasser aus. Ob die Salbe das bewirkt hatte?
    Fasziniert drehte Aruula ihren Arm im Mittagslicht. Ob sie etwas davon kaufen konnte?
    Sie gingen weiter.
    »Es ist ein sehr reiches Dorf«, unterbrach Yann ihre Gedanken. »Schaut – sie haben sogar ein Abflusssystem für den Regen.« Er wies auf halbvolle Gräben zwischen Palmen und Fruchtbäumen.
    Sie durchquerten das Viertel mit den Lehmhütten, die allesamt gepflegt wirkten und von Beeten umgeben waren, in denen Kräuter und Blumen wuchsen. Auch Beete mit Gemüse waren angelegt worden. Vor den Häusern gingen weitere Menschen ihrer Arbeit nach oder frönten dem Müßiggang, ohne sich weiter um die Neuankömmlinge zu kümmern.
    »Sie sehen alle so jugendlich aus…«
    Jetzt, wo Maddrax es sagte, fiel es Aruula auch auf. In diesem Dorf schien es niemanden zu geben, der älter als vierzig oder fünfzig war. Kinder sah man gar nicht.
    Aruula zog eine Grimasse. »Vermutlich opfern sie die Kinder der Statue dieser Kaahili…«
    »Kali«, verbesserte Matt gedankenverloren. »Und wir sollten wachsam sein. Die Erfahrung sagt: Je netter ein Dorf von außen aussieht, desto tiefer können seine Geheimnisse und Abgründe sein.«
    Aruula nickte. Sie sahen einander in die Augen. Matts Blick sprach Bände. Vielleicht dachte auch er in diesem Moment an die Geschehnisse damals im falschen Ethera – wo alles nur schöner Schein war und eine Schlangenkreatur den arglosen Menschen das Paradies vorgegaukelt hatte.
    »Warum denn gleich schwarzsehen«, meinte Yann, der diese Erfahrung nicht gemacht hatte, leichthin. »Vielleicht haben wir ja Glück und können hier in Ruhe die Nacht verbringen. Im Dunkeln fliege ich eh nicht so gerne.«
    Sie gingen, umringt von den noch immer schnatternden Frauen und gut vierzig Dorfbewohnern, zum Meer hinunter.
    Hier gab es keine Hütten mehr. Auf dem feinen weißen Sand waren mehrere von Betonbrocken umringte Feuerstellen zu sehen, an denen sie vorüber liefen. Atta wollte sie wohl über die weiße Treppe hin zu dem palastartigen Gebäude auf den Felsen führen. Zumindest zeigte sie hin und wieder in diese Richtung.
    Aruula musterte mit zusammengekniffenen Augen ein großes Boot, das im ruhigen Wasser an einem hölzernen Steg vertäut lag. Im Schatten des Steges regte sich etwas. In den leicht schäumenden Wellen tauchte ein goldschwarzer, bulliger Kopf mit spitzen Luchsohren und mehreren fellbedeckten Hornplatten auf, die sich zu Stacheln

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