Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
teleportierte.
    Sie materialisierten in einem menschenleeren Korridor des Exokabinentrakts. Gucky trat vor eine Luke und schüttelte nach einem Moment enttäuscht den Kopf. „Keine Gedankenimpulse", sagte er. „Die Kabine scheint leer zu sein. Aber ich sehe vorsichtshalber nach."
    Er entmaterialisierte. Ein paar Sekunden später öffnete der Ilt von innen die Luke. „Der Vogel ist tatsächlich ausgeflogen", erklärte er.
    Kantiran drängte sich an ihm vorbei in die Kabine. Nichts deutete darauf hin, dass das Quartier in den letzten Tagen genutzt worden war. Doch als er sich konzentrierte, spürte er Dutzende von schwachen Bewusstseinsfunken, in der ganzen Kabine verteilt.
    Die milbenähnlichen, winzigen Insekten waren also auch hier verbreitet, ein weiterer Beweis dafür, dass dieser mysteriöse Grafer Gelber Jamamith irgendetwas mit ihnen zu tun hatte. Er konzentrierte sich stärker und sah erneut vor seinem geistigen Auge die schimmernden psionischen Fäden, die von den Bewusstseinsfunken der Milben in die Tiefe des Tenders führten.
    Plötzlich stieß der Ilt einen Fluch aus. Kantiran blickte zu ihm hinüber und bemerkte den geistesabwesenden Ausdruck in seinen Augen, den er immer bekam, wenn er telepathisch sondierte. „Unsere Technocrews werden von der Besatzung des Bahnhofs angegriffen!", rief er. „Wir müssen ihnen helfen!"
    Gucky streckte seine Hand nach Kantiran aus, aber er schüttelte den Kopf. „Übernimm du das. Ich werde die Suche nach diesem Grafer fortsetzen."
    „Bist du sicher?"
    „Keine Sorge." Kantiran klopfte grimmig gegen den Kombistrahler in seinem Hüftholster. „Ich kann auf mich selbst aufpassen."
    Der Mausbiber hob die Schultern. „Wie du meinst. Aber versuch bloß nicht, ohne mich den Helden zu spielen. Ich komme so schnell wie möglich zurück."
    Gucky teleportierte. Kantiran war allein. Er zog seine Waffe, verließ die Kabine und rannte zum nächsten Antigravschacht, der Spur der psionischen Fäden folgend, die als unsichtbares Gespinst den Weltraumbahnhof durchzogen
     
    12.
     
    Nach einer halben Stunde hatte Cilia Perish festgestellt, dass sämtliche Durchgänge zum Tender 1 von schwer bewaffneten ISA-Männern, Technikern und anderen Angehörigen der Bahnhofscrew bewacht wurden. Ihre Gesichter waren schlaff und ausdruckslos, aber in ihren Augen brannte ein dunkles Feuer, eine fremde Präsenz, die nichts Menschliches an sich hatte.
    Lautlos zog sich Cilia zurück. Ihr Plan, mit einer Wartungskapsel zur RICHARD BURTON zu fliegen und Reginald Bull zu warnen, ließ sich nicht durchführen.
    Resignierend schlich sie in einen Lagerraum, setzte sich in eine dunkle Ecke, umgeben von hohen Regalen mit positronischen Ersatzteilen und Holokomponenten, und dachte nach. Wenn Nesson Recht hatte, war sie die einzige Nichtinfizierte an Bord der Station, und sie war sicher, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ebenfalls dem unheimlichen Einfluss erlag.
    Sie konnte nur warten und hoffen, dass die Besatzung der RICHARD BURTON einen Weg fand, die Crew des Weltraumbahnhofs zu retten.
    Schaudernd erinnerte sie sich an die gespenstische Verwandlung, die Nigel Nesson und DaRiba durchgemacht hatten, und an Kommandantin Chan-Lis unerklärliche feindselige Reaktion. Als wären sie von einem fremden Geist besessen - einem Wesen, das ihren Namen kannte und sie mit unversöhnlichem Hass verfolgte.
    Sie dachte wieder an Kortez Melander, und ein Schluchzen stieg in ihr hoch. Tränen traten in ihre Augen. Die Liebe, die sie für ihn empfand, war tiefer Trauer gewichen.
    Wütend riss sie sich zusammen.
    Sie hatte keinen Beweis dafür, dass Kortez tot war. Vermutlich war er nur wie die anderen infiziert und in Lethargie versunken. Vermutlich lag er hilflos in einer Ecke und dämmerte vor sich hin ...
    Sie stöhnte auf und verdrängte das schreckliche Bild.
    Das hilflose Warten zerrte an ihren Nerven. Sie musste irgendetwas tun, um sich abzulenken, irgendeinen Weg finden, die RICHARD BURTON doch noch zu warnen, sofern man an Bord des Omni-Trägerschiffs nicht schon längst bemerkt hatte, was im Weltraumbahnhof vor sich ging.
    Sie dachte an den hydroponischen Garten, wo alles angefangen hatte. Dort hatte sie zum ersten Mal das Dunkle, Fremde in den Augen der Männer gesehen, die ihr den Weg in den Garten versperrt hatte.
    Aber warum hatten sie den Garten überhaupt bewacht? Dort gab es nichts Wertvolles, nur Blumen, Büsche und Bäume, eine Oase der Natur in der technischen Welt des Bahnhofs.
    Je mehr

Weitere Kostenlose Bücher