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2259 - Tod von den Sternen

Titel: 2259 - Tod von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bedurften - schon allein, damit Shruyver wieder etwas von seiner Umgebung sehen konnte. Die blonden Locken hingen ihm bis über die Augen. Bull schätzte es überhaupt nicht, wenn er seinem Gegenüber nicht in die Augen sehen konnte.
    Außerdem sprach seine Kleidung allen Vorschriften Hohn. Der Jüngling trug hellblaue Jeans und ein weißes T-Shirt mit dem Bild irgendeines Comic-Helden darauf und darüber eine halblange braune Leinenjacke mit Fransen. Strümpfe schien er nicht zu besitzen, die Füße steckten in luftigen hellbraunen Sandalen.
    Wie zu Zeiten der guten alten STARDUST!, schimpfte Bull in sich hinein, während er ein verbindliches Lächeln auf sein Gesicht zwang. Er war nie ein Freund von Kleidung und Haartrachten gewesen, die man bei der U.S. Space Force einst als „liederlich" bezeichnet hätte. Der gute alte bürstenkurze Haarschnitt war eine der Konstanten in Bullys Leben.
    Und dann fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen, drängte eine der unangenehmen Erinnerungen nach oben: Shruyver ... Shryver ... Shriver ....' Shriver, Professor Shriver. Kadettenausbildung. Lange, fettige Haare, ausgebeulte Jeans, weißer Kittel, regenbogenfarbener Pullover, stechender Blick. Nein, das ist nicht Shrivy, das ist ..., dachte Bull, ... nur ein Junge. „Jan Shruyver also, ja?", erkundigte sich der LFT-Minister und reichte nacheinander Dorano und dem jungen Mann die Hand.
    Jan Shruyver, erklärte der Internist, sei mit seinen gerade mal 28 Jahren ein „hoffnungsvolles Nachwuchstalent" auf dem Gebiet der Fremdvölkerpsychologie. Bull erinnerte sich daran, die Akte gesehen zu haben. Aufgefallen war ihm schon da Shruyvers Äußeres - auf der Holofolie hatte er aber noch etwas ... manierlicher ausgesehen. Na schön ... wenn er Aliens nicht nach ihrem Äußeren beurteilte, dann auch nicht seine Artgenossen. Selbst die nicht, die aussahen wie Professor Shriver. Und trotzdem hätte er einen Außerirdischen mit Zottelhaaren und schmutzigem Wollpullover besser ertragen können als diesen Shruyver. „Das ist schön für ihn", sagte der Aktivatorträger, an Dorano gewandt. „Aber eigentlich hatte ich Prak-Noy hier erwartet. Zwischen einem Nachwuchstalent und einem Experten liegt eben doch ein Unterschied. Apropos Nachwuchs: Das Nachwachsen von Haaren lässt sich heutzutage leicht verhindern, weißt du?"
    „Ach was?", entgegnete Shruyver in patzigem Tonfall, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
    Captain Fa Dorano schob sich rasch zwischen die beiden. „Wie ich schon sagte, ein plötzlicher Notfall." Er zuckte bedauernd die Achseln. „Aber Prak-Noy wird bald zurück sein. In der Zwischenzeit stehen wir beide dir zur Verfügung. Wir sind bestens vertraut mit dem ... mit dem Fall."
    „Wir?", fragte Bull ungeduldig. „Shruyver ist ein sehr guter Fremdvölkerpsychologe, wie ich schon sagte. Und er hat..."
    Psychologe! Wie Shrivy! Das kann doch kein Zufall sein ...! Bull winkte ab. „Ich bezweifle es nicht, aber ich brauche keinen Fremdvölkerpsychologen, um mir Guckys Zustand erklären zu lassen."
    „Aber ..."
    „Gucky ist zwar ein Ilt", schnitt Bull ihm das Wort ab. „Aber das bedeutet nichts. Hier drinnen", er tippte sich gegen die Brust, „ist er mehr Mensch als viele, die sich so nennen. Ich will wissen, wie es ihm geht, Mann, und dazu brauche ich keinen ... Fachmann für Aliens!"
    „Ich verstehe." Dorano räusperte sich. „Um es knapp zu sagen: Der Zustand des Patienten ist unverändert. Seit seinem Unfall..."
    „Unfall?", schnappte Reginald Bull. Seine Augen verengten sich. „Mann, Gucky wurde in dem verdammten Gurrad-Wrack von einem Thermostrahl der Roboter getroffen, der ihm den Schutzanzug vollständig wegbrannte! Er war mehr tot als lebendig, als er bei euch eingeliefert wurde!"
    Der Internist schien um einige Zentimeter zu schrumpfen. Er schloss für einen Moment die Augen.
    Dann sagte er, langsam und jedes Wort betonend: „Residenz-Minister, wir wissen das! Und du weißt, dass wir seinen Zustand unter Kontrolle haben. Er ist stabil und unkritisch."
    „Das Gleiche hat mir dein Chef schon vor Stunden gesagt!" Bull konnte sein Temperament nur mit Mühe zügeln. „Ich will wissen, wie es ihm jetzt geht! Ist er wach? Kann ich endlich zu ihm?"
    „Nein, kannst du nicht. Wenn der Zustand vor Stunden schon unkritisch war, wieso sollte sich daran etwas geändert haben?" Dorano sah seinen jungen Kollegen Hilfe suchend an, doch der hielt den Blick gesenkt, als ginge ihn das Ganze nichts an.
    Shrivy!

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