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2261 - Jenseits der Hoffnung

Titel: 2261 - Jenseits der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schauten sich suchend um wie jemand, der etwas zu verbergen hatte. „Ich bin Torra!", sagte die Kräftigste von ihnen und nannte auch die Namen der anderen: „Yente, Leona und Xirra."
    Auf eine Weise, die Rorkhete sich nicht erklären konnte, gefiel ihm Torra. Sein Blick taxierte ihren schlanken Kopf, den von den Schläfen abwärts kräftige Rautenmuster zierten, dann verharrte er auf ihren breiten Schultern und den überaus muskulösen Oberarmen. „Du wirst dich fragen, Rorkhete", fuhr sie zögernd fort, während sie seinen forschenden Blick erwiderte, „weshalb die Shoziden in Arphonie nach der Blutnacht von Barinx so viel mehr Glück hatten als in Jamondi. Das ist Glück - und Zufall, aber keinesfalls besonderen Fähigkeiten unserer Vorfahren zuzuschreiben. Damals, als der Arphonie-Haufen in den Hyperkokon eingeschlossen wurde, weilten auf Graugischt zweihundert unseres Volks. Ur-Shoziden, sagen wir heute, weil sie die Stammväter von uns allen sind. Aus den wenigen von einst sind knapp hunderttausend geworden." Hunderttausend. Vergeblich versuchte Rorkhete, sich die Zahl zu vergegenwärtigen. Eine Stadt voll Shoziden. Mehr jedenfalls, als Bewohner in den Siedlungen der Motana lebten. „Verstehst du, worauf wir hinauswollen?", fragte Yente interessiert.
    Er wusste es nicht. Aber das jetzt zuzugeben, da es offenbar doch eine Chance der Verständigung gab ...? „Zweihundert Individuen als Stammeltern unserer Zivilisation waren zu wenige", fuhr Torra fort. „Es gab keine ausreichende genetische Bandbreite. Wir können zwar auf ein höchst rasantes Bevölkerungswachstum in den ersten Jahrzehnten der Isolation zurückblicken, unter anderem weil Invitro-Aufzuchtstationen eingeführt wurden, doch den genetischen Engpass, die fehlende Varianz, konnten wir niemals umgehen. Es gab Missbildungen, viele Totgeburten und Shoziden, die sich im Laufe ihres Heranwachsens als wenig intelligent erwiesen. Erbkrankheiten nahmen in großem Ausmaß zu. Und auch die Invitro-Züchtungen und genetischen Manipulationen stellten sich als eher negativ heraus und sind seit langer Zeit tabu."
    „Du kannst dir nun wohl vorstellen, warum dir gegenüber einige Shoziden sehr reserviert reagieren", sagte Leona. „Nein", erwiderte Rorkhete zögernd. „Ich ... bei allen Geistern von Baikhal Cain, ich verstehe es nicht."
    „Neue, unverbrauchte Gene sind uns höchst willkommen", erklärte Yente. „Natürlich." Rorkhete fuhr sich mit beiden Händen unter den Helm und massierte seinen Nacken.
    Irgendwie war das alles immer noch eine Nummer zu groß für ihn.
    Lachend umfasste Torra seine Hüfte. „Ich wusste, dass du sehr schnell verstehen wirst. Auch wenn du selbst keine besonderen Fähigkeiten einbringst, du sorgst für eine Blutauffrischung, die wir gar nicht hoch genug einschätzen können. Deine Kinder werden sich prächtig entwickeln."
    Blutauffrischung? Kinder? „Reden wir aneinander vorbei?", fragte Rorkhete irritiert und trat einen Schritt zurück. „Ich denke, wir haben genug geredet", sagte Torra. „Du sollst dein Vergnügen haben, und ganz nebenbei wirst du zum Stammvater einer neuen Seitenlinie. Fast alle Frauen, die wir informiert haben, sind einverstanden. Sie warten darauf, dass du dich mit uns paarst."
    „Fast alle...?" Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. In den Augen der Shoziden von Arphonie mochte er rückständig sein, dumm und auf gewisse Weise ein Wilder, aber er hatte in einigen Dörfern Tierzucht kennen gelernt. Er kannte die Blicke, mit denen Hennen und Hähne eingeordnet wurden, nur hatte er nicht erkannt, dass die Blicke der Frauen genauso waren, wenn sie ihn musterten. Rorkhete, der Zuchthahn. Dafür war er gut, aber darüber hinaus verachteten sie ihn. Ihr Ansinnen war eine Zumutung. „Nein!", stieß er hervor. „Ich denke nicht daran."
    Gutes, nährstoffreiches Futter, dazu ein geräumiger Käfig, dem er nicht mehr entfliehen konnte. Das war nicht sein Leben; Graugischt würde er unter diesen Umständen wohl nie wieder verlassen können. „Überlege es dir, Rorkhete!"
    Und was würden die Freunde dazu sagen? Er wollte das lieber gar nicht erst hören. Bei Perry Rhodan und Atlan zu bleiben war für ihn eine Frage der Ehre. Außerdem hatte er sich der Stellaren Majestät Zephyda unterstellt.
    Rorkhete straffte sich und stemmte demonstrativ die Fäuste in seine Seite. „Niemals!", sagte er und gab sich Mühe, beherrscht zu wirken. Inwieweit er das wirklich schaffte, vermochte er nicht zu beurteilen.

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